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Weniger Augenerkrankungen bei jungen Menschen mit Diabetes
3 Minuten
Die diabetische Retinopathie ist weltweit eine der häufigsten Augenerkrankungen bei Erwachsenen und kann zur Erblindung führen. Wie aktuelle Studienergebnisse nun zeigen, sind immer weniger junge Menschen mit Diabetes von dieser Komplikation betroffen. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) begrüßt diese positive Entwicklung, weist jedoch zugleich darauf hin, dass bestimmte Patientengruppen mit Diabetes in Deutschland aufgrund von Barrieren immer noch zu selten auf diabetesbedingte Augenerkrankungen untersucht werden.
Lange Zeit war die diabetische Retinopathie eine der Haupt-Komplikationen bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes. Nun gibt es allerdings einen Trend zu weniger Augenerkrankungen in dieser Patientengruppe, wie eine aktuelle internationale Kohorten-Studie im Journal „Pediatric Diabetes“ zeigt. „Wir können vermuten, dass diese Entwicklung im Zusammenhang mit der verbesserten glykämischen Kontrolle in den letzten Jahren stehen könnte. Diese wurde auch mithilfe des gestiegenen Zugangs zu Diabetes-Technologien, wie der kontinuierlichen Blutzuckermessung (CGM) und Insulinpumpen, ermöglicht“, erklärt Professor Dr. Reinhard Holl die Ergebnisse der Studie, an der er mit dem deutschen DPV-Register (Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation) mitgewirkt hat. „Das trug offenbar erheblich dazu bei, mikro- und makrovaskuläre Komplikationen, die zur Retinopathie, aber auch zur Nephropathie und Neuropathie führen, hinauszuzögern oder gar zu verhindern.“
Warnzeichen einer fortgeschrittenen Retinopathie:
- eine Verschlechterung des Sehvermögens, die durch Brillengläser nicht korrigiert werden kann
- Leseschwierigkeiten bis zum Verlust der Lesefähigkeit
- Störung des Farbsinns
- eine allgemeine Sehverschlechterung, verschwommenes Sehen
- verzerrtes Sehen
- „Rußregen“ vor dem Auge
Augenerkrankungen bei Diabetes verhindern: frühe Bluthochdruck-Therapie noch zu selten
Die Autorinnen und -Autoren der Studie konnten anhand der Daten von über 156.000 jungen Menschen mit Diabetes in elf Ländern zeigen, dass die Retinopathie-Erkrankungszahlen international rückläufig sind. Prof. Holl, Leiter der Arbeitsgruppe Computergestütztes Qualitätsmanagement in der Medizin im epidemiologischen Institut der Universität Ulm, begrüßt diese positive Entwicklung, nimmt die aktuelle Studie aber auch zum Anlass, auf Lücken in der Versorgung bei Diabetespatienten hinzuweisen.
Tipps zur Vorbeugung von diabetischen Augenerkrankungen:
- Frühzeitige, regelmäßige Augenkontrolle: Direkt nach Manifestation des Typ-2-Diabetes oder bei Menschen mit Typ-1-Diabetes im Alter von elf Jahren oder nach fünf Jahren Krankheitsdauer
- den Blutzuckerspiegel möglichst gut kontrollieren – ein möglichst normnahes HbA1c anstreben
- einen Bluthochdruck konsequent behandeln
- Vorsorge- und Kontrolltermine beim Augenarzt einhalten
- auffallende Sehstörungen umgehend dem behandelnden Arzt melden. Dazu gehören: eine nicht durch Brillengläser korrigierbare Sehverschlechterung, Veränderungen der Farbwahrnehmung, Leseschwierigkeiten, verzerrtes Sehen oder „Rußregen“
Denn die Untersuchung zeige auch auf, dass in einigen Ländern – darunter auch Deutschland – weiterhin zu wenige Maßnahmen zur Verhinderung von Bluthochdruck ergriffen würden, der wiederum Gefäßschäden begünstigt. „Trotz der hohen Assoziation zwischen erhöhtem Blutdruck und Gefäßschäden bei Diabetes ist die frühzeitige Bluthochdruck-Behandlung noch zu selten Teil der Diabetestherapie“, kritisiert Prof. Holl. Nur etwa jeder dritte Erwachsene mit Diabetes erhält im Falle eines dauerhaften Bluthochdrucks eine ausreichende medikamentöse Behandlung, wie Untersuchungen zeigen.
Zu wenige Menschen werden im Diabetes-Frühstadium leitliniengerecht betreut
Auch profitieren gerade einmal rund ein Drittel der Betroffenen bei Diagnose und lediglich die Hälfte der Patientinnen und Patienten nach zwei Jahren Diabetesdauer von einem leitliniengerechten Augen-Screening, wie im Gesundheitsbericht Diabetes nachzulesen ist. „Das ist definitiv ein Versäumnis, wenn man bedenkt, dass im Frühstadium eines Diabetes die Netzhaut das einzige Gefäßgebiet ist, das hyperglykämische Schäden anzeigt – im Gegensatz beispielsweise zur Niere, die vor allem bei Insulinresistenz reagiert“, gibt Professor Dr. med. Hans-Peter Hammes, ehemaliger Ko-Vorsitzender der DDG-Arbeitsgemeinschaft „Diabetes & Auge“ zu Bedenken. „Weitaus mehr DR-Fälle könnten identifiziert und deren Verschlechterung verhindert werden, würde konsequenter augenärztlich untersucht oder Risikofaktoren wie Bluthochdruck effektiver behandelt.“
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Zudem trage ein Augenscreening über den Erhalt des Augenlichtes hinaus auch dazu bei, eventuelle Schäden an großen Blutgefäßen vorauszusehen, zu verhindern und somit bestenfalls sogar das Sterblichkeitsrisiko – beispielsweise durch daraus entstehende Herz-Kreislauferkrankungen – zu verringern. „Die Augen sind ein Spiegel für den allgemeinen Gefäßzustand – Präventionsmaßnahmen an diesem Organ sind insbesondere bei einem Diabetes essenziell“, betont Prof. Hammes, ehemaliger Sektionsleiter Endokrinologie an der 5. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim. Eine diabetische Retinopathie entwickelt sich lange Zeit unbemerkt, da sie im Frühstadium symptomfrei verläuft. Zu Sehstörungen kommt es erst, wenn die Netzhaut des Auges bereits deutliche und irreversible Schäden aufweist
von Redaktion Diabetes-Anker
mit Materialien der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
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bloodychaos postete ein Update vor 20 Stunden
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
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loredana postete ein Update vor 2 Tagen, 16 Stunden
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
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Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.
Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.
Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️
Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.