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„Language matters“: Initiative will für Diabetes-Sprachgebrauch sensibilisieren
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Der Diabetes-Sprachgebrauch enthält viele diskriminierende und verurteilende Wendungen über Menschen mit Diabetes. In der Therapie kann das fatale Folgen haben. Die Initiative „Language matters“ zeigt, wie es besser geht.
In manchen Praxen und Kliniken fallen Sätze wie: „Wenn Sie sich nicht besser um Ihren Diabetes kümmern, müssen Sie sich nicht wundern, wenn Sie blind an der Dialyse landen.“ Immer wieder bekommen Menschen mit Diabetes solche stigmatisierenden und beschuldigenden Phrasen zu hören. Bereits seit 2011 versucht die globale Initiative „Language Matters Diabetes“ daher, sowohl medizinisches Personal als auch Laien im Sprachgebrauch zu sensibilisieren. In Deutschland unterstützen nun drei Organisationen die Initiative: Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und die Diabetes-Online-Community #dedoc. In einem 43-seitigen Positionspapier beraten sie zu einem sensibleren Sprachgebrauch.
Den Diabetes-Sprachgebrauch wie eine Leitlinie kontinuierlich aktualisieren
Co-Autorin des Papiers ist die Diabetologin und Kinder- und Jugendärztin Dr. Katarina Braune. Sie betont, dass Sprache nichts Absolutes sei. So wie Leitlinien regelmäßig überarbeitet und an den neuesten Stand der Erkenntnis angepasst würden, müsse man auch den Sprachgebrauch immer wieder überdenken. Eine verletzende und demotivierende Wortwahl sei nicht nur für sich genommen problematisch, sondern könne auch medizinische Folgen haben, ergänzt DDG-Vizepräsident Prof. Dr. Andreas Fritsche. Denn sie beeinflusse, wie Patientinnen und Patienten über ihre Erkrankung denken und wie sie ihre Therapie umsetzen.
Beispielhafte Anregungen aus dem Positionspapier für einen sensibilisierten Diabetes-Sprachgebrauch:
Statt „Diabetiker“ → „Mensch/Frau/Mann/Kind mit Diabetes“
Jeder Mensch mit Diabetes sollte selbst entscheiden, wie sie sich bezeichnen möchte, und ob
er/sie sich als „Diabetiker” oder „Diabetikerin” selbst identifiziert. Generell wird der Begriff aber
oft als stigmatisierend empfunden, da Menschen mit Diabetes Personen mit vielen Facetten sind und sich nicht ausschließlich über ihre Erkrankung definieren.
Statt „normaler” oder „gesunder Mensch” → „Menschen ohne Diabetes“
„Menschen mit Diabetes“ sollten nicht vergleichende Begriffe wie „normal“ oder „gesund“ gegenübergestellt werden, denn sie suggerieren, dass von Diabetes Betroffene unnormal und per se kränklich seien.
Statt „schlecht eingestellter Patient” → „nicht erreichte Therapieziele“
Entmenschlichung vermeiden: Begriffe wie „entgleist” oder „schlecht eingestellt” erinnern eher
an das Bild einer Maschine als an Menschen.
Oft würde der wenig konstruktive Eindruck vermittelt, Diabetes sei einfach nur ein lebensverschlechterndes Problem. Besonders den Moment der Diagnosestellung würden viele Betroffene als Trauma erleben. Teils indizierten medizinisch veraltete Begriffe auch eine Fehlbehandlung, gibt der Diabetologe zu bedenken – etwa das Wort „Insulinnachspritzplan“. Schließlich sollte nicht auf einen hohen Blutzucker gewartet, sondern bereits vor dem Essen gespritzt werden.
Dr. Jens Kröger, niedergelassener Diabetologe in Hamburg und Vorstandsvorsitzender von diabetesDE, fordert Ärztinnen und Ärzte dazu auf, die gleichberechtigte Entscheidungsfindung wirklich zu leben – Patientinnen und Patienten also aktiv in die Therapieentscheidung einzubeziehen. Dies sei in der Nationalen Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes explizit vorgesehen.
„Language matters“ – in fünf Schritten zur gemeinsamen Entscheidung
Die Umsetzung gelinge in fünf strukturierten Schritten: Man müsse über das Ziel und die Wege dorthin sprechen, Material aushändigen, bei einem Folgetermin mögliche Fragen beantworten, die gemeinsame Entscheidung treffen und nach sechs Monaten nochmals überprüfen. Um in diesen Prozess eintreten zu können, dürfe aber keine Vorverurteilung à la „Statt Ihre Zeit mit Essen zu verbringen, sollten Sie lieber nach draußen gehen“ stattfinden. Möchte ein Mensch mit Diabetes etwas nicht umsetzen, weil seine Lebenssituation es nicht zulasse, sei dies in Ordnung. Bei anderer Gelegenheit habe er vielleicht einen freien Kopf für die Entscheidung. Über Risiken müsse man aufklären, ohne abzuschrecken.
von Isabel Aulehla
mit Materialien der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
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nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 2 Tagen, 6 Stunden
Hallo guten Abend ☺️
Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.
Liebe Grüße, schönen Abend
Nina 🙂-
wolfgang65 antwortete vor 1 Tag, 16 Stunden
Willkommen Nina, …
da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.
LG
Wolfgang
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swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 3 Tagen, 11 Stunden
Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.-
lena-schmidt antwortete vor 2 Tagen, 14 Stunden
Hallo Dia-Newbie 🙂 Schön, dass du den Weg zum Diabetes Anker gefunden hast. Ich bin Lena, die Community-Managerin hier und bis sich ein paar Community-Mitglieder bei dir melden, kannst du die Zeit vielleicht mit diesem Artikel überbrücken (https://diabetes-anker.de/behandlung/behandlung-des-diabetes-diese-buecher-und-materialien-helfen-weiter/). Vielleicht findest du noch wichtige Infos für dich, um deinen Alltag zu vereinfachen. 🙂 Ansonsten findest du beim Diabetes-Anker auch fundiertes Wissen zum Thema ICT von Expert:innen aber auch von Menschen mit Diabetes…Viele Grüße Lena
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