Schwangerschaft und Diabetes: gesundes Geburtsgewicht dank frühem CGM-Einsatz

3 Minuten

Schwangerschaft und Diabetes: gesundes Geburtsgewicht dank frühem CGM-Einsatz
Foto: Andrey Popov – stock.adobe.com
Schwangerschaft und Diabetes: gesundes Geburtsgewicht dank frühem CGM-Einsatz

Frauen mit Typ-1-Diabetes profitieren während einer Schwangerschaft im Hinblick auf die Glukose-Kontrolle von einem kontinuierlichen Glukosemonitoring (CGM). Dennoch bringen viele Betroffene Neugeborene mit einem zu hohen Geburtsgewicht von über 4 Kilogramm zur Welt. Die Chancen auf ein normales Geburtsgewicht sind am höchsten, wenn ab dem späten ersten Drittel der Schwangerschaft viel Zeit im Zielbereich verbracht und niedrige durchschnittliche CGM-Werte erreicht werden, zeigen neue Studienergebnisse.

Das kontinuierliche Glukosemonitoring (CGM) hat das Diabetes-Management revolutioniert und ist auch bei der Betreuung schwangerer Frauen mit Typ-1-Diabetes fest etabliert. Schließlich variiert deren Insulin-Empfindlichkeit und Glukose-Toleranz im während in der Schwangerschaft angesichts der kontinuierlichen Anpassungsvorgänge des Stoffwechsels erheblich, betont Professor Dr. Eleanor Scott von der Universität Leeds.

Trotz dieser mittlerweile weitverbreiteten Technologie ist das Auftreten sogenannter Large-for-Gestational-Age-Geburten (LGA) allerdings hoch. Eine LGA-Situation liegt vor, wenn ein Neugeborenes mit einem Geburtsgewicht zur Welt kommt, das über dem von 90 Prozent aller Kinder desselben Schwangerschaftsalters liegt. Zusammen mit einem Forscherteam aus Großbritannien, Kanada und Schweden ging Prof. Scott im Rahmen einer Studie nach Auswertung umfangreicher Patientendaten daher der Frage nach, welche Glukose-Werte im Wochen- und Tagesverlauf mit einem normalen Geburtsgewicht einhergehen.

Studie mit 386 Schwangeren und insgesamt 10,5 Millionen Glukosewerten

Hierzu werteten die Forschenden die Daten von insgesamt 386 Schwangeren mit Typ-1-Diabetes aus, deren Glukose-Werte im Rahmen der Teilnahme an der internationalen CONCEPTT-Studie bzw. einer schwedischen Beobachtungsstudie mittels CGM überwacht worden waren. In allen Fällen handelte es sich um Einlingsschwangerschaften.

Mehr zum Thema
➤ Viele Frauen mit Gestationsdiabetes gehen nicht zur Nachsorge

Davon ausgehend, dass CGM-Systeme bis zu 288 Messungen pro Tag vornehmen, berücksichtigten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mehr als 10,5 Millionen Glukosewerte. Sie berechneten für jede Schwangere sowie für jede einzelne Schwangerschaftswoche die durchschnittlichen Glukose-Konzentrationen, die 24-Stunden-Tagesprofile sowie den Anteil der Zeit, den die Frauen jeweils in dem für die Schwangerschaft gültigen Zielbereich (63 bis 140 mg/dl bzw. 3,5 bis 7,8 mmol/l) verbracht hatten. Anschließend verglichen sie diejenigen Frauen, die ein LGA-Neugeborenes zur Welt gebracht hatten, bezüglich der CGM-Parameter mit den Müttern normalgewichtiger Neugeborener. Insgesamt 232 Mütter (60 Prozent) brachten ein LGA-Neugeborenes zur Welt.

Fokus bei Frauen mit Diabetes in der Schwangerschaft auf die wöchentlichen CGM-Profile legen

Die Studie offenbarte zunächst eine Reihe von Gemeinsamkeiten der beiden Schwangerengruppen: Sowohl bei den Frauen mit späterer LGA-Geburt als auch bei den Frauen mit einem normalgewichtigen Kind nahm die durchschnittliche Glukose-Konzentration in den ersten zehn Schwangerschaftswochen steil ab, während gleichzeitig der Anteil der Zeit, den die Frauen im Zielbereich verbrachten, steil zunahm. Bis etwa zur 28. Schwangerschaftswoche erreichten beide Parameter anschließend ein Plateau, bevor die Glukose-Konzentration bis zur Geburt erneut abnahm, der Anteil der Zeit im Zielbereich dagegen nochmals anstieg. Erst im späten dritten Trimester erreichten die Schwangeren in beiden Gruppen den nach dem internationalen Konsens empfohlenen Anteil von mindestens 70 Prozent Zeit im Zielbereich (Time in Range; TIR).

Wichtiger scheint es daher, auf die Unterschiede zwischen den beiden Schwangerengruppen zu schauen: So waren die durchschnittlichen Glukosewerte bei Schwangeren, die normalgewichtige Kinder zur Welt brachten, insgesamt niedriger, und diese Frauen verbrachten auch generell mehr Zeit im Zielbereich (siehe Kasten).

Ab der zehnten Schwangerschaftswoche werden die Weichen gestellt

Ab einer Schwangerschaftszeit von zehn Wochen unterschieden sich die Frauen mit späterer Large for Gestational Age-Geburt (LGA) bezüglich der durchschnittlichen Glukose-Konzentration erheblich von den Frauen mit normalgewichtigen Neugeborenen (137 vs. 128 mg/dl bzw. 7,6 vs. 7,1 mmol/l). Diese Diskrepanz dauerte an bis Schwangerschaftswoche 20 und nahm in den folgenden zehn Wochen sogar weiter zu. Ähnliches beobachteten die Forschenden im Hinblick auf die generelle Stoffwechsellage: Die Mütter der LGA-Kinder verbrachten um die zehnte Schwangerschaftswoche herum nur 50 Prozent, die der normalgewichtigen Kinder dagegen 57 Prozent der Zeit im Zielbereich. Auch dieses Missverhältnis hielt bis Schwangerschaftswoche 20 an und verschärfte sich bis Woche 30. Die Schwangeren mit späterer LGA-Geburt wiesen ferner ab etwa zehn Wochen der Schwangerschaft signifikant höhere Werte bei den 24-Stunden-Glukose-Profilen auf als die Mütter der normalgewichtigen Kinder.

Ob eine Schwangere mit Typ-1-Diabetes ein Baby mit zu hohem oder mit normalem Geburtsgewicht zur Welt bringt, entscheidet sich demnach offenbar etwa ab der zehnten Schwangerschaftswoche. Angesichts ihrer Studienergebnisse hält Prof. Scott es für wichtig, den Fokus bei der Betreuung schwangerer Frauen mit Typ-1-Diabetes stärker auf die wöchentlichen CGM-Profile zu legen, um die Glukose-Kontrolle bereits im frühen Schwangerschaftsverlauf optimieren und das Risiko für LGA-Geburten verringern zu können.



von Dr. Judith Lorenz

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Rezept: Glutenfreie Vanillekipferl

Weihnachten stellt Menschen mit Typ-1-Diabetes und Zöliakie vor besondere Herausforderungen, doch mit diesen glutenfreien Vanillekipferln wird die Adventszeit nicht zur Belastung, sondern zum Genuss.
Rezept: Glutenfreie Vanillekipferl

< 1 minute

Diabetes-Anker-Podcast: Was leisten Apotheken für Menschen mit Diabetes, Herr Manfred Krüger?

Im Diabetes-Anker-Podcast zeigt Apotheker Manfred Krüger, welche Leistungen Apotheken für Menschen mit Diabetes erbringen. Beispielsweise wie sie mit Medikationsberatung, E‑Rezept und ePA die Therapie sicherer machen, Lieferengpässe gemanagt werden und warum Teamwork mit Arztpraxen entscheidend ist.
Diabetes-Anker-Podcast: Was leisten Apotheken für Menschen mit Diabetes, Herr Manfred Krüger? | Foto: Dirk Deckbar / MedTriX

2 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • smc postete ein Update vor 7 Stunden, 51 Minuten

    Hallo zusammen, da ich Metformin nach vielen Jahren nicht mehr nehmen darf und Ozempic meine Bauchspeicheldrüsenwerte zu stark erhöht da, soll ich nun Forxiga bekommen. Habt ihr Erfahrung damit, besonders mit den Nebenwirkungen? Bin sehr verunsichert…

  • carogo postete ein Update vor 3 Tagen, 3 Stunden

    Hallo zusammen! Ich habe mich mit einer Freundin über die Rezepte in der Zeitschrift unterhalten und wir haben uns gefragt, was es eigentlich konkret mit den Nähwertangaben und der Unterscheidung zwischen Kohlenhydraten und anrechnungspflichtign KH auf sich hat?

    • Das wüsste ich auch gerne.

    • Liebe Carogo,
      anrechnungspflichtige KH sind Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel erhöhen. Es gibt auch KH, die nicht direkt blutzuckersteigernd wirken und damit für die Insulintherapie nicht oder nicht voll angerechnet werden müssen, wie bspw. Ballaststoffe oder KH, die nur sehr langsam den Blutzucker beeinflussen.
      VLG
      Gregor aus der Diabetes-Anker Redaktion

    • @gregor-hess: danke für die Antwort! Könntest du hierfür mal Beispiele nennen?

  • cesta postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen

    Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa

    • Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
      Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.

      LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c

    • Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)

    • @kw: Vielen lieben Dank für den Tipp!

    • @moira: Vielen lieben Dank für den Tipp!

Verbände