Schwangerschaft und Diabetes: gesundes Geburtsgewicht dank frühem CGM-Einsatz

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Schwangerschaft und Diabetes: gesundes Geburtsgewicht dank frühem CGM-Einsatz
Foto: Andrey Popov – stock.adobe.com
Schwangerschaft und Diabetes: gesundes Geburtsgewicht dank frühem CGM-Einsatz

Frauen mit Typ-1-Diabetes profitieren während einer Schwangerschaft im Hinblick auf die Glukose-Kontrolle von einem kontinuierlichen Glukosemonitoring (CGM). Dennoch bringen viele Betroffene Neugeborene mit einem zu hohen Geburtsgewicht von über 4 Kilogramm zur Welt. Die Chancen auf ein normales Geburtsgewicht sind am höchsten, wenn ab dem späten ersten Drittel der Schwangerschaft viel Zeit im Zielbereich verbracht und niedrige durchschnittliche CGM-Werte erreicht werden, zeigen neue Studienergebnisse.

Das kontinuierliche Glukosemonitoring (CGM) hat das Diabetes-Management revolutioniert und ist auch bei der Betreuung schwangerer Frauen mit Typ-1-Diabetes fest etabliert. Schließlich variiert deren Insulin-Empfindlichkeit und Glukose-Toleranz im während in der Schwangerschaft angesichts der kontinuierlichen Anpassungsvorgänge des Stoffwechsels erheblich, betont Professor Dr. Eleanor Scott von der Universität Leeds.

Trotz dieser mittlerweile weitverbreiteten Technologie ist das Auftreten sogenannter Large-for-Gestational-Age-Geburten (LGA) allerdings hoch. Eine LGA-Situation liegt vor, wenn ein Neugeborenes mit einem Geburtsgewicht zur Welt kommt, das über dem von 90 Prozent aller Kinder desselben Schwangerschaftsalters liegt. Zusammen mit einem Forscherteam aus Großbritannien, Kanada und Schweden ging Prof. Scott im Rahmen einer Studie nach Auswertung umfangreicher Patientendaten daher der Frage nach, welche Glukose-Werte im Wochen- und Tagesverlauf mit einem normalen Geburtsgewicht einhergehen.

Studie mit 386 Schwangeren und insgesamt 10,5 Millionen Glukosewerten

Hierzu werteten die Forschenden die Daten von insgesamt 386 Schwangeren mit Typ-1-Diabetes aus, deren Glukose-Werte im Rahmen der Teilnahme an der internationalen CONCEPTT-Studie bzw. einer schwedischen Beobachtungsstudie mittels CGM überwacht worden waren. In allen Fällen handelte es sich um Einlingsschwangerschaften.

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Davon ausgehend, dass CGM-Systeme bis zu 288 Messungen pro Tag vornehmen, berücksichtigten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mehr als 10,5 Millionen Glukosewerte. Sie berechneten für jede Schwangere sowie für jede einzelne Schwangerschaftswoche die durchschnittlichen Glukose-Konzentrationen, die 24-Stunden-Tagesprofile sowie den Anteil der Zeit, den die Frauen jeweils in dem für die Schwangerschaft gültigen Zielbereich (63 bis 140 mg/dl bzw. 3,5 bis 7,8 mmol/l) verbracht hatten. Anschließend verglichen sie diejenigen Frauen, die ein LGA-Neugeborenes zur Welt gebracht hatten, bezüglich der CGM-Parameter mit den Müttern normalgewichtiger Neugeborener. Insgesamt 232 Mütter (60 Prozent) brachten ein LGA-Neugeborenes zur Welt.

Fokus bei Frauen mit Diabetes in der Schwangerschaft auf die wöchentlichen CGM-Profile legen

Die Studie offenbarte zunächst eine Reihe von Gemeinsamkeiten der beiden Schwangerengruppen: Sowohl bei den Frauen mit späterer LGA-Geburt als auch bei den Frauen mit einem normalgewichtigen Kind nahm die durchschnittliche Glukose-Konzentration in den ersten zehn Schwangerschaftswochen steil ab, während gleichzeitig der Anteil der Zeit, den die Frauen im Zielbereich verbrachten, steil zunahm. Bis etwa zur 28. Schwangerschaftswoche erreichten beide Parameter anschließend ein Plateau, bevor die Glukose-Konzentration bis zur Geburt erneut abnahm, der Anteil der Zeit im Zielbereich dagegen nochmals anstieg. Erst im späten dritten Trimester erreichten die Schwangeren in beiden Gruppen den nach dem internationalen Konsens empfohlenen Anteil von mindestens 70 Prozent Zeit im Zielbereich (Time in Range; TIR).

Wichtiger scheint es daher, auf die Unterschiede zwischen den beiden Schwangerengruppen zu schauen: So waren die durchschnittlichen Glukosewerte bei Schwangeren, die normalgewichtige Kinder zur Welt brachten, insgesamt niedriger, und diese Frauen verbrachten auch generell mehr Zeit im Zielbereich (siehe Kasten).

Ab der zehnten Schwangerschaftswoche werden die Weichen gestellt

Ab einer Schwangerschaftszeit von zehn Wochen unterschieden sich die Frauen mit späterer Large for Gestational Age-Geburt (LGA) bezüglich der durchschnittlichen Glukose-Konzentration erheblich von den Frauen mit normalgewichtigen Neugeborenen (137 vs. 128 mg/dl bzw. 7,6 vs. 7,1 mmol/l). Diese Diskrepanz dauerte an bis Schwangerschaftswoche 20 und nahm in den folgenden zehn Wochen sogar weiter zu. Ähnliches beobachteten die Forschenden im Hinblick auf die generelle Stoffwechsellage: Die Mütter der LGA-Kinder verbrachten um die zehnte Schwangerschaftswoche herum nur 50 Prozent, die der normalgewichtigen Kinder dagegen 57 Prozent der Zeit im Zielbereich. Auch dieses Missverhältnis hielt bis Schwangerschaftswoche 20 an und verschärfte sich bis Woche 30. Die Schwangeren mit späterer LGA-Geburt wiesen ferner ab etwa zehn Wochen der Schwangerschaft signifikant höhere Werte bei den 24-Stunden-Glukose-Profilen auf als die Mütter der normalgewichtigen Kinder.

Ob eine Schwangere mit Typ-1-Diabetes ein Baby mit zu hohem oder mit normalem Geburtsgewicht zur Welt bringt, entscheidet sich demnach offenbar etwa ab der zehnten Schwangerschaftswoche. Angesichts ihrer Studienergebnisse hält Prof. Scott es für wichtig, den Fokus bei der Betreuung schwangerer Frauen mit Typ-1-Diabetes stärker auf die wöchentlichen CGM-Profile zu legen, um die Glukose-Kontrolle bereits im frühen Schwangerschaftsverlauf optimieren und das Risiko für LGA-Geburten verringern zu können.



von Dr. Judith Lorenz

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  • gingergirl postete ein Update vor 2 Tagen, 20 Stunden

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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  • hexle postete ein Update vor 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

  • tako111 postete ein Update vor 1 Woche

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

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