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Bereits zum zweiten Mal war ich bei der Diabetes-Charity-Gala in Berlin. Als ich 2016 zum ersten Mal dort eingeladen war, fragte ich mich wochenlang vorher, ob ich dort überhaupt hingehöre. Dieses Mal fragte ich es mich währenddessen und auch noch danach. Bin ich als Patientin und Bloggerin wichtig für so eine Veranstaltung?
Ohne Zweifel fühle ich mich sehr geehrt, eingeladen zu werden, und nehme auch gerne teil. Aber in mir ist ein Zwiespalt, in dem ich mich frage, inwieweit ein Abend mit Spenden, Sekt und Jens Spahn dem Umgang mit Diabetes entspricht, den ich für angemessen halte. Privat mache ich Menschen darauf aufmerksam, dass ein Unterschied zwischen Typ 1 und Typ 2 Diabetes besteht und dass Witze über Über- oder Unterzuckerungen gar nicht witzig sind. Und dann wird bei einer Gala, die einem bestimmten Krankheitsbild gewidmet ist, von der Moderatorin ein lockerer Spruch über Traubenzucker gemacht, um zu beweisen, dass sie mit dem Thema vertraut ist?!
Der Abend startete mit einem Sektempfang, dem Begrüßen von bekannten Gesichtern und dem Wissen, dass es sehr besonders ist, hier sein zu dürfen. Ob erkennbar oder nicht: Alle Menschen hier stehen in irgendeiner Verbindung mit Diabetes. Umso weniger verstehe ich, warum meinem Empfinden nach mit dem Begriff „Diabetes“ ähnlich stereotypisch wie in den Medien umgegangen wird.
Eine Stunde später begann das Programm mit Musik des Berliner Chor-Ensembles und der Ansprache von Inka Bause. Gefolgt von dem Keynote-Speaker dieses Jahres, Deutschlands Gesundheitsminister Jens Spahn. Er erzählte von der geplanten Umsetzung der Nationalen Diabetes-Strategie inklusive Präventionsmaßnahmen wie gesünderer Ernährung in Kitas und Schulen. Business as usual, ohne die Chance zu nutzen, sich mit individuellen Themen oder gar Personen auseinanderzusetzen.
Mit dem Auftritt des Diabetes-Kids-Supertalents Marvin Fischer und der Verleihung des Thomas-Fuchsberger-Preises 2018 an Michael Bertsch (diabetes-kids.de) nahm die Gala meiner Wahrnehmung nach die Gestalt an, die sie verdiente. Für diese Menschen ist Diabetes das Leben. Ob als 12-jähriger Junge mit Typ-1-Diabetes, der seit frühester Kindheit damit lebt, oder Vater einer Tochter mit Typ-1-Diabetes. Ich möchte weder Dramatisierung noch Verharmlosung einer chronischen Krankheit und auch keine immer wiederkehrenden Klischees an so einem Abend hören. Ich möchte, dass der Diabetes authentisch – mit all seinen auftretenden Formen – im Mittelpunkt steht. Und mit ihm die Menschen, die sich wirklich damit beschäftigen. Wie Marvin, Michael oder andere, im Rahmen der Veranstaltung geehrte, Ehrenamtliche, die tolle Projekte ins Leben gerufen haben und täglich für ein gutes Leben mit Diabetes arbeiten.
Nicht zuletzt gehören zu einer Charity-Gala auch Spenden. Eine Rekordsumme von 110.000 Euro kam in diesem Jahr durch die Sponsoren zusammen. Gefördert werden mit dem Geld sowohl das „Diabetes-Projekt The Gambia e.V.“ als auch das „E-Learning-Modul zum Gesundheitspass Diabetes“.
Zum Abschluss gab es noch ein großes Buffet und überall angeregte Gespräche. Unter anderem wurde ich auf meine Pumpen-Kanüle angesprochen, die ich sichtbar am Arm gesetzt hatte. Meine Begleitung, Maren Schinz, von mysugarcase, bekam Aufmerksamkeit wegen ihrer tollen Diabetes-Taschen. Und ganz nebenbei beantwortete sich meine Frage: Menschen mit Diabetes, die weder prominent noch einflussreich sind, gehören ebenso auf so eine Veranstaltung wie bekannte Persönlichkeiten aus Politik und dem Showbusiness. Durch uns wird der Diabetes für manche Menschen das erste Mal greifbar, unsere Präsenz ist wichtig.
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