Allzeithoch

2 Minuten

© Kirchheim-Verlag/Christian Mentzel
Allzeithoch

Als Diabetologe in einer Klinik muss unser Kolumnist Dr. Hans Langer häufig Patienten anraten, ihr Körpergewicht zu reduzieren. Doch was ist, wenn der eigene Arztkittel plötzlich immer mehr spannt und man sich an seinen eigenen Ratschlägen und Forderungen messen lassen muss?

Es gibt Witze meiner Ehefrau, über die ich überhaupt nicht lachen kann. Gaby, die bekannterweise in einer Bank arbeitet, sagte vor kurzem zu mir: “Weißt du eigentlich, was du und der deutsche Aktienindex gemeinsam haben?” Als ich mit einem langen “Neeee” antwortete, sagte sie: “Der deutsche Aktienindex und dein Gewicht erleben gerade ein Allzeithoch.” “Haha, sehr witzig, aber da kann ich überhaupt nicht drüber lachen.”

Klinikkittel zu heiß gewaschen und eingegangen?

Dass ich etwas zugenommen habe, weiß ich selbst; und dass ich gern weniger wiegen würde – auch klar. Es gibt aber nichts, was einen mehr davon abhält, sein Gewicht zu reduzieren als das ständige Rumnörgeln der Ehefrau.

Nun ja, in der Klinik ist es auch schon relativ blöd. Meine Hemden zwicken, und der Kittel schließt auch nur noch unter Spannung. Das Stethoskop hänge ich mir lieber um den Hals, weil es in den Taschen ja so aufträgt. Ich habe das immer darauf zurückgeführt, dass unsere Klinikkittel zu heiß gewaschen werden und dabei eingehen.

Vertrackte Vorbildfunktion …

Was mir aber letzte Woche passiert ist, ließ mich dann doch etwas nachdenklich werden: Nachdem ich einem meiner übergewichtigen Patienten meinen Standardvortrag über die Gefahren des Übergewichts gehalten hatte und ihm genau erklärte, wie man ohne zu hungern und mit etwas mehr Bewegung Gewicht verlieren kann, meinte dieser nur: “Na, Herr Dr. Langer, da haben wir gemeinsam ja einiges vor.”

Es ist schon wirklich blöd, wenn man eine Vorbildfunktion hat. Und Abnehmen ist doch gar nicht so schwer, zumindest erzähle ich das immer meinen Patienten. 500 kcal pro Tag einsparen, das muss doch drin sein. Schokolade weglassen, kein Feierabendbier usw. – und das bisschen Sport muss doch auch zu schaffen sein. Jeden Tag eine halbe Stunde aufs Ergometer, Joggen, Nordic Walking oder ins Fitnessstudio ist doch umsetzbar, oder?

Man muss es wollen!

Ich muss einfach nur das machen, was ich meinen Patienten immer erzähle. Das Entscheidende aber ist: Man muss es wollen. Also die Entscheidung treffen, anfangen und zur Gewohnheit werden lassen. Das ist es, und genau das habe ich beschlossen. Ab morgen – aber Gaby werde ich kein Wort darüber sagen. Bin gespannt, ob sie merkt, was ich mache. Ein wenig Lob von ihr täte mir schon gut, wäre viel besser, als Witze über mich zu machen. Aber sie will ja nur mein Bestes …


von Hans Langer

Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (06131) 9 60 70 0, Fax: (06131) 9 60 70 90,
E-mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (3) Seite 82

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Rezept für Lasagne mit Veggie-Hack und Gemüse

Herzhaft, sättigend und ganz ohne Fleisch: Dieses Rezept für Lasagne mit Sojaschnetzeln, frischen Tomaten und Gemüse überzeugt mit viel Eiweiß, wenig Fett und vollem Geschmack – ideal für eine leichte, vegane Alltagsküche.
Rezept für Lasagne mit Veggie-Hack und Gemüse | Foto: MedTriX / Bernhard und Gabi Kölsch

2 Minuten

Serie – AID-Systeme für Kinder und Jugendliche: Wie Max und Marie ihren Diabetes mit der MiniMed 780G im Griff haben

In den kommenden Wochen veröffentlichen wir eine Serie von Beiträgen über vier Systeme zur automatisierten Insulin-Dosierung (AID-Systeme), die für Kinder und Jugendliche zugelassen sind. Los geht es mit der Vorstellung der MiniMed 780G von Medtronic.
Serie – AID-Systeme für Kinder und Jugendliche: Wie Max und Marie ihren Diabetes mit der MiniMed 780G im Griff haben | Foto: rimmdream – stock.adobe.com

4 Minuten

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Anzeige

Recor Medical

Das Verfahren der renalen Denervierung kann helfen, den Blutdruck effektiv zu senken.

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen