„Eiche“: Solide

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© Gasthaus Eiche
„Eiche“: Solide

Das Echt essen-Gasthaus im März: Seit über 130 Jahren ist die Eiche im Wiesental im Besitz der Familie Lais. Ein solides gutbürgerliches Wirtshaus wie aus dem Bilderbuch.

Ein Gespenst geht um in Deutschland: Das Gasthaussterben. Gehörte früher das Wirtshaus so selbstverständlich wie die Kirche zum Leben einer Gemeinde, so hat sich das dramatisch geändert: Selbst im heimatstarken Bayern gibt es immer mehr Dörfer ohne auch nur ein einziges einheimisches Gasthaus – der Italiener oder gar der Kebabgrill sind kein adäquater Ersatz. Verschwindet aber das Wirtshaus, verschwindet immer auch ein Stück Heimat. Das fällt sogar der Politik auf, die darauf mit der Einrichtung eines Heimatministeriums reagiert. Wobei ich glaube, das kann nicht von „oben“ kommen, das muss vor Ort gelebt werden.

Symbol der Gastfreundschaft: „Eiche“-Schild

Gottseidank gibt es aber in der badischen 600-Seelen-Gemeinde Utzenfeld zwischen Schönau und Todtnau die „Eiche“ – ein ganz besonderes Gasthaus, das seit über 130 Jahren im Besitz der Familie Lais ist. Hier kehre ich an einem Mittwoch Abend mit meinem Freund Rudi ein, mit dem ich seit Jahren die Wirtshäuser im Wiesental, wo wir beide geboren sind, erkunde. Es gibt zwei Stuben, wir werden von der sehr freundlichen Bedienung in die hintere geführt. Viel los ist nicht an dem Abend, aber voll ist es vor allem am Wochenende und ganz wichtig ist der Saal, wo die Taufen, die Beerdigungen, die Hochzeiten, die runden Geburtstage, aber auch die Treffen der vielen hier noch aktiven Vereine stattfinden.

Heimelig auch ohne Heimatministerium: Gaststube

So ein Gasthaus mit den heimeligen Stuben, dem Saal gibt einem Ort eben eine Seele – und es ist schade, dass solchen Wirtschaften der Alltag so schwer gemacht wird: Es sind vor allem die unzähligen Auflagen an Hygiene, an Versicherungen, an Dokumentationen, die das Geschäft erschweren. Und wenn so ein Haus einen neuen Besitzer bekommt, bedeutet der überzogene Brandschutz oft das Aus für einen Traditionsbetrieb. Aber ich will nicht räsonieren, sondern essen – und freue mich auf die Küche von Anna Lais, der Besitzerin und Köchin der „Eiche“, die als eines von ursprünglich vier Gasthäusern der Gemeinde überlebt hat.

Klassiker der bürgerlichen Küche: Russisches Ei

Seit ich das Buch „Heimatküche“ geschrieben habe, bestelle ich mit Vorliebe unsere Klassiker – und freue mich, dass es in der Eiche „Russisch Ei“ gibt. Serviert werden verschiedene, frisch angemachte Salate, wobei vor allem der Wurst- und der Rettichsalat vorzüglich sind. Gut auch, dass die Eier innen noch leicht weich sind, was sie bekömmlicher macht. Das schmeckt alles gut, aber es fehlen doch ein paar entscheidende Komponenten für ein „richtiges“ Russisches Ei: Vor allem der Lachsersatz, die Sardelle und der falsche Kaviar. Egal, so ist es halt ein ordentlicher Salatteller für 8,50 Euro, und wer das klassische Rezept sucht, findet es in meinem Buch auf Seite 53.

Natürlich in der Pfanne gebraten: Cordon Bleu

Auch so ein Heimatklassiker, vor allem der Schweizer und der süddeutschen Küche: Das mit Käse und Schinken gefüllte Schnitzel. Nachdem mich die Bedienung gewarnt hatte, dass Russisch Ei und Schnitzel zusammen etwas viel sind, habe ich gottseidank die kleine Portion für 10 Euro bestellt. Das Schweinefleisch, das von einem Metzger aus Schönau kommt, ist eine feine Delikatesse: Genau die richtige Menge Schinken und Käse, das Ganze perfekt paniert und in der Pfanne saftig gebraten. Ideal dazu die feinen Pommes. Gut, es wird noch in einem Schälchen eine Sauce serviert, die wohl manche gerne haben. Sie ist natürlich überflüssig, schmeckt auch in der künstlichen Machart genau so. Aber das tut dem guten Gericht keinen Abbruch. „Schmeckt´s?“ ruft Anna Lais vom Tresen. Ja, es schmeckt!

Erfreulich die Preise, nicht nur für das Essen, sondern auch für die Getränke: Das sehr gut gezapfte Pils der Lörracher Traditionsbrauerei Lasser kostet als 0,3 sehr korrekte 2 Euro, ein 0,1 Glas spritziger Markgräfler Gutedel 1,80 Euro. Das sind Preise, die sich die Menschen leisten können – und so ist es kein Wunder, dass es hier noch einen belebten Stammtisch gibt.

Fazit: Solange es so sympathische Wirtshäuser wie die Eiche gibt, hat „Heimat“ eine Heimat.

„Gasthaus Eiche“


Adresse: Wiesentalstraße 7, 79 694 Utzenfeld

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag ab 16 Uhr. Samstag, Sonntag ab 10 Uhr. Montag ist zu. Es gibt Gästezimmer und Ferienwohnungen.

Kontakt: 07673/202, www.gasthauseiche.de


ECHT ESSENheißt der Blog, in dem ich seit zehn Jahren jeden Monat mindestens ein Gasthaus vorstelle. Wichtiges Auswahlkriterium: Herkunft der Produkte.



von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de

Internet: www.lauber-methode.de

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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