- Allgemein
„Engel“: Bodenständig
5 Minuten
Das Echt essen-Gasthaus im November: Im über 200 Jahre alten Lörracher Traditionsgasthaus kocht Klaus-Peter Jochum eine geerdete badische Landküche. Ein starkes Stück Wirtshauskultur
Ja, es gibt sie noch, die Geheimtipps. Ein ganz besonders lohnender ist der „Engel“ in meiner Heimatstadt Lörrach. Seit 1794 existiert dieses Gasthaus – und seit vielen Generationen ist es im Familienbesitz. Im erstaunlich gut erhaltenen, fast dörflichen Kern von Tumringen, das seit 1935 zu Lörrach gehört, liegt diese bodenständige Wirtschaft. Zusammen mit seiner Frau Eva wirtet hier seit 1996 Klaus-Peter Jochum und beide servieren das, was angeblich alle suchen – und was so selten zu finden ist: Eine grundsolide deutsche Küche.
Bewirtet seit 1794 seine Gäste: „Engel“ in Tumringen
Urig und schön sind die beiden gastlichen Stuben, wo viel Holz und alte Stiche mit heimatlichen Motiven für eine gemütliche Atmosphäre sorgen. Ein herzlicher Eindruck, der noch verstärkt wird durch den angenehm zurückhaltenden und gleichzeitig wunderbar aufmerksamen Service von Eva Jochum, die mich auch deshalb erfreut, weil sie das Pils von der örtlichen Brauerei Lasser perfekt zapft. Eine Wirtin, die das verkörpert, was vor allem die vielen Stammgäste schätzen: Die Seele des Gasthauses.
Gasthäuser mit Seele und manchmal knorrigen Wirtsleuten gab es noch bis in die 70er Jahre viele in Lörrach: Etwa der legendäre „Sternen“ in Stetten; der gediegene „Hirschen“ in der Stadtmitte; natürlich auch „Storchen“, „Linde“, „Schlüssel“, „Adler“ und „Schäfle“. Die meisten gibt es nicht mehr, sind dem Brandschutz zum Opfer gefallen oder wurden umgewandelt zu Italienern, Griechen, Türken und Chinesen. Nichts dagegen, aber es ist schon seltsam, wie leichtfertig gerade die Deutschen ihre traditionelle Küche im Stich lassen. Völlig undenkbar ist so etwas in Italien, wo ich kürzlich im Veneto auf eine erstaunlich lebendige überlieferte Küchenkultur gestoßen bin.
Beherrscht das Küchenhandwerk aus dem Effeff: Klaus-Peter Jochum
Funktionieren kann so eine gut-bürgerliche Küche nur mit Köchen, die ihr Handwerk perfekt beherrschen und es mit Leidenschaft leben – so wie Klaus-Peter Jochum. Von der Pike auf gelernt hat der 61-jährige Koch sein Handwerk, machte seine Lehre in der damals renommierten „Weserei“ in Kandern. Er lernte aber auch als einer der Küchenchefs der Basler Messe für große Gruppen zu kochen, lernte zu organisieren. Ein Talent, das ihm jetzt zugute kommt, denn er steht allein in seiner kleinen Küche – und bei ihm sitzt jeder Handgriff.
Virtuos gelingt es ihm, die Teller auch bei einer guten Auslastung des Lokals so zu schicken, dass alle Gäste zufrieden sind. Sogar wenn jemand wie ich ihm während des Kochens neugierige Fragen stellt, bringt ihn das mit seinem verschmitzten Humor nicht aus der Ruhe. So viel Einsatz kostet Kraft und vor drei Jahren gab es größere gesundheitliche Probleme, sodass die Gaststätte eine Zeitlang geschlossen war – und viele Lörracher glauben, den „Engel“ gäbe es gar nicht mehr. Dem ist nicht so, das Traditionsgasthaus lebt und ist einer der letzten Vertreter des einheimischen Wirtshauses.
Lohnt allein den Weg: Kalbskopf und Zunge
Zwei Mal bin ich in den letzten Wochen ins beschauliche Tumringen zu Klaus-Peter Jochum gepilgert – und habe mich von der ganzen Bandbreite seiner Küchenkunst überzeugen lassen: Da gibt es auf der fast zu großen Karte Rinderkraftbrühe mit Flädli für 6 Euro. Da locken Wurstsalat und Buurewürstli für 9 Euro. Das Cordon Bleu gibt es vom Schwein für 22,50 und vom Kalb für 27,50 jeweils mit Pommes und Salat. Auch leicht Französisches (das Elsass ist nah) steht der Karte als Geschnetzeltes Schweinefleisch an Meauxsenfsauce (grob geschrotete Senfkörner) mit Spätzle für 19,80.
Richtig begeistert hat mich ein Gericht, das ganz selten zu finden ist: Kalbskopf und Zunge mit feiner Rösti für 22,50 Euro. Zart der Kalbskopf mit seiner Gelatine in einer dichten, trotzdem leichten Sauce. Die Oliven, die Gurke geben einen frischen Kick – und die knusprige Rösti ist Küchenhandwerk in Vollendung.
Ein kräftiger Rotwein würde gut passen – und die Karte hält auch Ordentliches von den regionalen Winzergenossenschaften im Offenausschank bereit. Flaschenweine rentieren nicht, heißt es dazu. Schade, dabei keltert keine drei Kilometer vom „Engel“ entfernt Karlheinz Ruser in Lörrach-Tüllingen wunderbare Spätburgunder zu höchst zivilen Preisen.
Hochamt für Fleischfreunde: Schlachtplatte
Schon als Kind habe ich sie geliebt und freue mich immer noch auf die „Metzgete“, also Fleisch und Wurst vom frisch geschlachteten Schwein, die es immer nur wenige Tage im Jahr gibt. Ich starte mit einer 5,50 Euro kostenden Metzelsuppe, also dem leicht fetten Konzentrat, das beim Wursten übrig bleibt. Angereichert ist die Brühe mit kleinen Brotscheiben und leicht trockenem Fleisch. Wer die volle Dröhnung mag, bestellt wie ich die Schlachtplatte für 24,50 Euro. Saftig das vom Koch selbst bereitete Kesselfleisch. Ein Gedicht vor allem die perfekt gewürzte Bratwurst, die Blut- und Leberwürste, wobei die Würste von der nahen Landmetzgerei Bachmann stammen, wo wir früher auch immer eingekauft haben. Eine Klasse für sich das schlotzige Sauerkraut, dessen genaues Rezept mir der Koch nicht verraten will. Ich vermute, es ist im Schweineschmalz gedämpft.
Gut besucht ist das Gasthaus – und es sind erfreulich viel junge Leute dabei. Mich, der in Köln wohnt, überrascht das nicht, da in den Großstädten die Jugend längst die alten Gasthäuser entdeckt hat – und sie förmlich stürmt. Instinktiv scheint die kommende Generation zu spüren, wie gerade in trubeligen Zeiten diese Leuchttürme der traditionellen Gastronomie einem Halt und Orientierung geben.
Deshalb lautet mein Fazit: Gäb´s mehr „Engel“, ging´s der Welt besser. Also: Hingehen!
„Engel“
Adresse: Luckestraße 13, 79 539 Tumringen
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Montag ab 17 Uhr 30. Sonntag auch ab 11 Uhr 30. Dienstag und Mittwoch ist zu.
Kontakt: 07621/44 723, www.engel-loerrach.de
So geht gemütlich: Gastraum
ECHT ESSEN heißt der Blog, in dem ich seit zehn Jahren jeden Monat mindestens ein Gasthaus vorstelle. Wichtiges Auswahlkriterium: Herkunft der Produkte.

von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
Internet: www.lauber-methode.de
⇒ zurück zur „Echt essen“-Übersicht
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Behandlung
Diabetes-Anker-Podcast: Von der Insulin-Entdeckung zu modernen Diabetes-Therapien – mit Prof. Thomas Forst
- Begleit-Erkrankungen
Jeder Dritte erkrankt an Gürtelrose: Vorsorge für Ältere und chronisch Kranke besonders wichtig
3 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
-
moira antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
-
-
hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
-
lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
-
connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
-


Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig