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Gefährliches Mikroplastik: Welche Auswirkungen Kunststoffe auf Gesundheit und Umwelt haben
3 Minuten

Wenn Kunststoffe zerfallen, entsteht Nano- und Mikroplastik, also kleinste Plastikpartikel. Diese gelangen über die Umwelt auch in den menschlichen Körper – mit verschiedenen Auswirkungen.
Kunststoffe, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in die Wirtschaft eingeführt wurden, haben durch ihre leichten, flexiblen und kostengünstigen Eigenschaften zahlreiche industrielle, medizinische und kommerzielle Anwendungen revolutioniert. Kunststoffe können sich jedoch über die Zeit zu Mikro- und noch kleineren Nanopartikeln zersetzen. Diese schädigen Ökosysteme und reichern sich in unseren Nahrungsketten an. Zahlreiche chemische Zusatzstoffe, bezeichnet als Additive, bestimmen Eigenschaften wie Elastizität oder Härtegrad von Kunststoffen.
Unter ihnen befinden sich z.B. Weichmacher und weitere hormonell wirkende Stoffe, denen ein gesundheitsschädliches Potenzial zugeschrieben wird. Studien legen den Verdacht nahe, dass sie das Risiko für bösartige Erkrankungen steigern sowie die Fortpflanzung schädigen können. Bei der Herstellung, Nutzung und Entsorgung von Produkten aus Kunststoff können Kunststoff-Partikel mit ihren Additiven in die Umwelt freigesetzt werden und schließlich in den menschlichen Körper gelangen.

Die menschliche Nahrungskette ist eine wichtige Quelle für die Aufnahme von Mikroplastik. Quelle: Wasser 3.0
Mikro- und Nanoplastik sind überall
Wie jüngste Studien zeigen, finden sich inzwischen relevante Mengen Mikroplastik in menschlichen Strukturen wie Blut, Darm, Herz, Leber, Blase sowie weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen. Das Mikroplastik wird durch die Luft, das Wasser und die Nahrung aufgenommen. Dies birgt gesundheitliche Gefahren und hat zudem Auswirkungen auf die Umwelt.
Sowohl Mikro- als auch Nanoplastik wurden bereits in Bier, Salz, Zucker, Honig, Fisch, Krabben, Muscheln und Trinkwasser nachgewiesen. Welche Konzentrationen in verschiedenen Quellen vorliegen, haben Untersuchungen ergeben (siehe Abbildung unten). Prognosen deuten auf einen Anstieg der globalen Kunststoff-Produktion um 40 Prozent zwischen 2015 und 2030 hin, sofern keine vorbeugenden Maßnahmen ergriffen werden.

Anzahl der in verschiedenen Quellen nachgewiesenen Mikroplastik-Partikel pro Liter (für Luft: Partikel pro Kubikmeter). Quelle: Wasser 3.0
Auswirkungen von Mikroplastik auf Menschen mit Diabetes
Auch für eine weitere chemische Substanz, die poly- und perfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS), die für die Herstellung wasser-, fett- und schmutzabweisender Produkte wie Fast-Food-Verpackungen, Outdoor-Bekleidung oder antihaft-beschichtete Pfannen verwendet werden, sind gesundheitsbelastende Auswirkungen nachgewiesen.
Bevölkerungsbezogene Studien geben Hinweise auf Zusammenhänge zwischen der Konzentration bestimmter PFAS im Blutserum und dem Auftreten gesundheitlich relevanter Veränderungen wie ein geschwächtes Immunsystem. PFAS sind – wie Mikroplastik – nicht biologisch abbaubar. Sie reichern sich dauerhaft in der Umwelt an und stellen daher eine gesundheitliche Gefahr dar.

Auswirkungen von Mikroplastik auf die Gesundheit. Quelle: Wasser 3.0
Für Personen mit Diabetes mellitus sind die Auswirkungen hormonell wirkender Zusatzstoffe in Kunststoffen sowie PFAS von besonderer Bedeutung, da sie das hormonelle Gleichgewicht stören und die Insulinresistenz beeinflussen können. Das erhöht das Komplikationsrisiko für Menschen mit Diabetes.
Kunststoffe in der Diabetes-Therapie
Arzneimittel, Diabetes-Technik und Hilfsmittel sind unverzichtbar in der modernen Diabetestherapie. Die Zusammensetzung der genutzten Verbundstoffe von z. B. Pens ist sehr vielschichtig. So bestehen die Pens aus Kunststoffen, Batterien und wertvollen anderen Rohstoffen. Mit ihrer zunehmenden Verbreitung steigt die Menge an genutzten Kunststoffen und damit die Belastung für Menschen und Umwelt.
Bisher sind keine konkreten Daten über die Menge des eingesetzten Plastiks im Rahmen der Diabetestherapie bekannt. Mit ihnen wird jedoch täglich sehr viel Einweg-Abfall erzeugt, der bisher weder systematisch gesammelt und getrennt noch konsequent recycelt wird.

Potentielle Gesundheitsfolgen durch die Kunststoff-Exposition Quelle: Plastikatlas
Fazit
Gerade die zwiespältige Natur von Kunststoffen im Gesundheitssektor verdient besondere Beachtung. Kunststoffe sind wegen ihrer Flexibilität und Kosten-Effizienz zwar unverzichtbare Komponenten im medizinischen Alltag, doch bergen sie auch Gesundheitsrisiken und stellen eine Belastung für die Umwelt dar.
Dringend erforderlich sind weitere Untersuchungen, die die spezifischen Prozesse aufdecken, welche diesen Risiken zugrunde liegen. Zudem ist die Entwicklung strenger Regulierungen seitens der Europäischen Union (EU) geboten, um die Auswirkungen schädlicher Substanzen auf Mensch und Umwelt deutlich zu reduzieren.
Weitere Informationen zu Kunststoff, Umwelt und Gesundheit gibt es auf der Website der gemeinnützigen GmbH Wasser 3.0
von Dr. med. Dipl.-Biol. Susanne Saha
Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 73 (3) Seite 40-42
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swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 1 Tag
Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.-
lena-schmidt antwortete vor 3 Stunden, 28 Minuten
Hallo Dia-Newbie 🙂 Schön, dass du den Weg zum Diabetes Anker gefunden hast. Ich bin Lena, die Community-Managerin hier und bis sich ein paar Community-Mitglieder bei dir melden, kannst du die Zeit vielleicht mit diesem Artikel überbrücken (https://diabetes-anker.de/behandlung/behandlung-des-diabetes-diese-buecher-und-materialien-helfen-weiter/). Vielleicht findest du noch wichtige Infos für dich, um deinen Alltag zu vereinfachen. 🙂 Ansonsten findest du beim Diabetes-Anker auch fundiertes Wissen zum Thema ICT von Expert:innen aber auch von Menschen mit Diabetes…Viele Grüße Lena
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shangwari postete ein Update vor 5 Tagen, 4 Stunden
Ich habe mir ein neues Mobiltelefon von Samsung (A56) zugelegt. An manchen Tagen saugt die Freestyle Libre App den Akku in nicht mal 12 Stunden leer. In einigen Foren habe ich von dem gleichen Problem gelesen. Da ich auf dem Telefon nachlesen kann, wer denn den ganzen Strom verbraucht hat, konnte ich die App genau identifizieren. Gehe ich in den Einstellungen auf Gerätewartung und lasse diese dann optimieren, ist das Problem für einige Zeit behoben. Heute habe ich bei Abbott angerufen und mein Problem geschildert. Ich habe erfahren, dass einige Telefone noch nicht mit Freestyle getestet wurden. (So auch meins) Der Ratschlag ist, die App zu deinstallieren und neu aus dem Store herunterladen. Bei der automatischen Übernahme der Telefone (beim einrichten eines neuen Mobil) kann sein das die App nicht aus dem Store geladen wurde – sondern vom “alten” Telefon. Ich werden noch warten bis mein Sensor eh erneuert werden muss und dann wage ich mich daran. Bis es soweit ist werde ich mich mit der “Optimieren – Taste” behelfen.
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nele_elsa antwortete vor 4 Tagen, 8 Stunden
Hallo,
Ich hatte das Problem auch mit meinem iPhone SE20 und dachte, es liegt daran, dass mein Handy zu alt war und hab mir so eine Powerbank-Hülle gekauft. Viel erfolg!
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nele_elsa postete ein Update vor 1 Woche
Hallo,
Ich habe eine Frage:
Wir ziehen Ende Oktober von Österreich zurück nach Deutschland.
Jetzt muss ich mich für eine Krankenkasse entscheiden und wollte fragen, ob es erfahrungsgemäß vorteilhafte Krankenkassen für Menschen mit Diabetes gibt? Im Internet wäre ich nach Recherchen auf die aok gekommen.
Für tips und Erfahrungsberichte wäre ich sehr dankbar ☺️
Liebe Grüße
Nele-
moira antwortete vor 6 Tagen, 2 Stunden
Hallo Nele! Ich bin bei der SBK und sehr zufrieden, aber ich weiß nicht ob andere besser oder schlechter sind.
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nele_elsa antwortete vor 5 Tagen, 9 Stunden
@moira: Dankeschön
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