Metzgerei Friedrich: From Nose to Theke

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© Friedrichs - Die Metzgerei
Metzgerei Friedrich: From Nose to Theke

Das Echt essen-Gasthaus im Februar: Die eigenen Kühe weiden vor der Stadt. Verkauft wird das selbst geschlachtete Fleisch mitten in Köln. Ein einzigartiges Modell mit großer Zukunft.

Auf zwei Fragen gibt es selten wahrheitsgetreue Antworten: „Liebst du mich wirklich?“ und „Woher kommt das Fleisch?“ Immerhin, bei der Fleischfrage gibt es nun einen Lichtblick, zumindest für die Kunden der Metzgerei Friedrichs im gutbürgerlichen Kölner Stadtteil Sülz. Die Familienmetzgerei hält nämlich eine runde Stunde östlich der Domstadt im Bergischen Land eine eigene Rinderherde. Nur wenige Kilometer von diesem Hof entfernt wird geschlachtet und alles im eigenen Betrieb zu Fleisch und Wurst verarbeitet. So können die Kunden in Sülz sicher sein, dass sie genau wissen, wo die Ware vom Rindvieh herkommt – ein für eine Großstadt wohl ziemlich einmaliges Modell in Deutschland.

Mampfen zufrieden das eigene Heu: Friedrichs-Rinder

Bereits in der dritten Generation existiert der Bauernhof im ländlichen Bergischen Land zwischen Gummersbach und Siegen. War es anfangs eine reine Milchviehwirtschaft, so stellte der gelernte Metzgergeselle Christoph Friedrichs den Betrieb auf Mutterkuhhaltung um – und alles ist seit 28 Jahren vorbildlich ökologisch zertifiziert. Rund 30 Rinder werden gezüchtet und gehalten, vor allem die für ihre hohe Fleischqualität bekannten Rassen Charolais und Limousin. Im Sommer weiden die Tiere auf den mit über 30 Hektar sehr großzügigen Feldern und Wiesen rund um den Hof und sind im Winter im offenen Tretmiststall. Das alles hat nichts mit der berüchtigten Massentierhaltung zu tun, wobei ich mir die Ställe noch geräumiger und lichter vorstellen könnte. Auf jeden Fall macht das Vieh einen zufriedenen Eindruck.

Ganz wichtig: Die Tiere erhalten ausschließlich selbst angebautes Futter, Antibiotika, Hormone und Mastfutter sind gottseidank tabu. Einen entscheidenden Vorzug hat diese Konzentration auf das Eigene: So wird nur so viel Vieh gehalten, wie es Hof und Natur verkraften können – intelligenter lässt sich Nachhaltigkeit nicht gestalten!

Freude an der Arbeit: Metzgermeister Kent Osenberg

So vorbildlich wie das Vieh aufwächst, so vorbildlich wird es verarbeitet: Die auf traditionelle Weise geschlachteten Tiere hängen eine Woche ab – und werden dann auf dem heimischen Hof vom Metzgermeister Kent Osenberg und drei Mitarbeitern zerlegt und ohne Geschmackverstärker verarbeitet. Geräuchert wird mit Spänen von Buchenholz, was die ganze Metzgerei in einen verführerischen Duft hüllt. Auffallend: Es herrscht eine fröhliche Atmosphäre, alle sind mit Freude bei der Arbeit. Konsequenterweise konzentrieren sich die Friedrichs auf die Rinderzucht und beziehen die Schweine vom hochinteressanten Bauern Korte im Sauerland, wo die Schweine in Freiluftställen und auf der Weide gehalten werden. Das Geflügel stammt von einem Betrieb bei Dortmund, der selbst schlachtet.

Wie es sich gehört, wird alles verwertet – wobei leider nicht alle Teile im Laden zu haben sind. So vermisse ich schmerzlich Delikatessen wie Kutteln und Ochsenmaulsalat, was aber wahrscheinlich in Köln unverkäuflich wäre. Von Nose to tail heißt diese vollständige Nutzung eines Tieres – was bei mir flapsig mutiert ist zu „From Nose to Theke“.

Beste regionale Qualität: Metzgerei Friedrichs

Die Theke steht seit drei Jahren in einem eigenen Laden in der lebendigen Sülzburgstraße nahe der Kölner Uni. Eine veritable Stammkundschaft wurde aufgebaut, die auch den deftig-raffinierten Mittagstisch zu schätzen weiß, für den inzwischen zwei Köche zuständig sind. Bemerkenswert: Die Friedrichs waren die ersten, die nach zehn Jahren in Köln wieder eine handwerkliche Metzgerei gegründet haben. Ein Laden mit einer unverkennbaren Handschrift aus unverputzten Ziegeln und rustikalen Sitzbänken. Hier macht sich bemerkbar, dass der 38-jährige David gelernter Zimmermann ist. Dass sein 40 Jahre alter Bruder Sebastian viel von Kommunikation versteht, zeigt der ungemein sympathische Auftritt im Netz. Transparenz ist das Motto der Friedrichs – und Transparenz wird auch gelebt: Fensterscheiben ermöglichen einen Blick ins Kühlhaus und in die Vorbereitungsküche. Energiesparend und trotzdem angenehm ist die Lichtinszenierung mit LED-Lampen.

Hier herrscht Transparenz: Blick ins Innere

Mich haben die geräucherte Fleischwurst begeistert – und auch die Würste, die nur so strotzen vor Fleisch, sie sind sehr fest, wobei mir vor allem die bestens gewürzte frische Bratwurst und die Rindswurst schmecken. Allerdings muss schonend gegart werden, sonst geraten sie leicht trocken. Ein Gedicht der Tafelspitz, den ich nach einem Rezept von David Friedrichs zubereitet habe, der anfangs in der Metzgerei gekocht hat: Rund 800 Gramm Tafelspitz anbraten, Wurzelgemüse zugeben und mit 350 Milliliter vom eigenen Rinderfond ablöschen. Das Ganze eine starke Stunde sanft köcheln und zehn Minuten ruhen lassen. Plus eine Prise frischen Meerrettich. Das spart die Fahrt nach Wien, denn der Klassiker mundet dort auch nicht besser!

Sebastian, Christoph, David: Die geerdeten Friedrichs

Ja, ich gebe zu, die Friedrichs begeistern mich! Das fängt mit dem kräftigen Handschlag an, geht weiter mit der offenen Art der Familie. Aufgebaut hat der 61-jährige Christoph mit seiner Frau Petra den Betrieb – und er arbeitete jahrelang hauptberuflich auch als Rettungssanitäter, was der Familie in der volatilen Landwirtschaft auf jeden Fall eine Existenz sicherte. Inzwischen sind beide Eltern in dem Betrieb fest angestellt. Die beiden Brüder sind auf dem Hof groß geworden, sind dort bis heute geerdet, wohnen aber mitten in Köln in einem angesagten Viertel. So kennen und bedienen sie die Bedürfnisse einer urbanen Kundschaft, der Worte wie Tierwohl nicht nur Lippenbekenntnisse wert sind, sondern die sich das auch was kosten lassen – wobei sich die Preise im schicklichen Rahmen halten.

Ohne Perspektive ist die derzeitige konventionelle Landwirtschaft, die mit ihrer Maßlosigkeit die eigenen Lebensgrundlagen zerstört. Sei es die Gesundheit der Böden; sei es die Artenvielfalt; sei es die Lebensräume der Tiere, etwa der Bienen. Das wissen die Friedrichs. Daraus folgt bei ihnen aber nicht Resignation, sondern sie bauen etwas Neues, etwas Nachhaltiges auf und nennen sich deshalb selbstbewusst „Friedrichs – Die Metzgerei“.

Kreise zieht der ungewöhnliche Ansatz. So ist es kein Wunder, dass der Familie in einem bestbürgerlichen Kölner Stadtteil die Übernahme einer Metzgerei angetragen worden ist, was wohl noch in diesem Jahr erfolgen soll. Die Räume sind dort deutlich größer, sodass auch eine kleine, feine Produktion frischer Wurstwaren möglich wird. Frische Wurstwaren in einem Wohngebiet – das Metzgerhandwerk hat eine neue goldene Zukunft!

Lassen Sie sich animieren von www.friedrichs-diemetzgerei.de


ECHT ESSENheißt der Blog, in dem ich seit zehn Jahren jeden Monat mindestens ein Gasthaus vorstelle. Wichtiges Auswahlkriterium: Herkunft der Produkte.



von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de

Internet: www.lauber-methode.de

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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