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Tabakindustrie: „Zigaretten sind ungesund“
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Unverhohlen gesteht der Chef des Tabakmultis Philip Morris, dass Rauchen schadet. Da fragt sich unser Kolumnist Hans Lauber, wann endlich die Zuckerindustrie gesteht, dass die süße Sucht ebenfalls große Schäden anrichtet. Aber warum empfiehlt er dann einen Kaiserschmarren?
Als ich vor 20 Jahren in Virginia die riesigen Tabakplantagen von Philip Morris besuchte, fiel mir auf, dass praktisch niemand rauchte. Also fragte ich: „Why don’t you smoke?“ Klare und einfache Antwort der Manager: „Oh, Jack, it’s a great risk“.
Schlagartig kam mir diese Geschichte wieder in den Sinn, als ich jüngst ein erhellendes Gespräch in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) las mit André Calantzopoulos von Philip Morris. Da sagte der Vorstandschef des weltweit größten Tabakkonzerns ungeheuerliche Dinge, die mir die Sprache verschlagen: „Wir wissen alle, dass Zigaretten ungesund sind. Das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken erhöht sich durch Rauchen um ein Vielfaches. Deshalb wäre es das Beste, wenn alle Menschen sofort aufhören würden zu rauchen.“ Und als Konsequenz: „Unser Ziel ist eine rauchfreie Zukunft, denn das Ende der Zigarette ist nah“.
Wobei rauchfrei für den Multi natürlich nicht tabakfrei heißt. Denn auf das höchst lukrative Geschäft mit dem Nikotin will Philip Morris auf keinen Fall verzichten, aber die Konsumenten sollen den Suchtstoff nicht mehr rauchen, sondern erhitzen – und der dabei eingeatmete Dampf enthält weniger schädliche Gifte, vor allem signifikant weniger krebserregende Stoffe. Auch entfallen lästige Rauchfolgen, wie etwa stinkende Kleider und Räume. Wobei der Manager freimütig einräumt, dass die „Iquos“ genannten Geräte natürlich trotzdem nicht gesund sind.
So, das mit den Schäden durch das Rauchen ist geklärt. Aber wie steht es um die Schäden durch den Zucker? Denn auch hier ist die Beweislage erdrückend. Der offen und versteckt (vor allem in Süßgetränken) konsumierte Zucker ist die Hauptursache für die dramatisch steigende Zunahme des Typ-2-Diabetes. Jedes Jahr gibt es allein in Deutschland über 300 000 neue Betroffene, sodass wir schon bald zehn Millionen Lifestyle-Diabetiker haben werden – und der wesentliche Grund dafür ist das Übergewicht, das durch den Zucker bedingt ist. Wobei der Mechanismus ganz einfach ist (aber bis heute von manchen Ärzten immer noch nicht richtig verstanden wird): Wer Süßes konsumiert, erlebt einen rasanten Anstieg des Blutzuckers. Gegen diese süßen Fluten wehrt sich der Körper durch eine massive Ausschüttung von Insulin. Aber Insulin ist ein Masthormon, macht also dick.
Es ist diese Zucker-Insulin-Schaukel, die ich schon vor bald 20 Jahren in meinem Buch „Fit wie ein Diabetiker“ beschrieben habe, die im höchsten Maße ungesund ist. Auch hatte ich damals schon Maßnahmen gegen den übermäßigen Konsum gefordert, nämlich ein Verbot der Werbung vor allem im Kinderumfeld, drastische Steuern gerade auch für Süßgetränke und eine Lebensmittelampel, um schädliche Produkte zu kennzeichnen. Inzwischen sind meine Anregungen auf fruchtbaren Boden gefallen und Initiativen wie die „Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK)“ fordern ebenfalls seit langem entschiedene Maßnahmen. Aber genau wie es die Tabakindustrie über Jahre mit gezinkten Studien, mit massivem Lobbyeinfluss geschafft hat, weitgehend unbehelligt zu arbeiten, so schafft das auch die Zuckerindustrie mit der Folge, dass jeder Deutsche im Durchschnitt jährlich 33 Kilogramm weißen Zucker vertilgt – was natürlich viel zu viel ist und viele schädliche Folgen hat.
„Die Industrie kennt die Folgen ihrer ungesunden Produkte seit Jahren, hat aber kaum gehandelt“, sagt denn auch resignierend eine DANK-Sprecherin. Und wie die derzeitige politische Lage ist, wird sie auch kaum handeln – und so werden Zehntausende vorzeitig sterben und krank werden. Auch werden wir noch lange auf den Tag warten, wo sich ein führender Vertreter der Zuckerindustrie so wie der Philip Morris-Chef hinstellt und ganz offen sagt: „Ja, der Zucker ist eine der Hauptursachen für den Lifestyle-Diabetes“.
Kluger Genuss mit wenig Zucker
Es ist, wie es ist – aber es ist auch nicht so schlimm, wie es sich anfühlt. Denn es ist ja nicht so, dass wir gar keinen Zucker mehr genießen sollen – und das schon gar nicht in der Weihnachtszeit. Es geht um den klugen Genuss, und da habe ich in den letzten Jahren in meinen sieben Büchern für den Kirchheim-Verlag jede Menge Rezepte entwickelt, wo ich insbesondere auch Desserts kreiert habe, die mit wenig Zucker viel Geschmack entwickeln. Ein besonders schönes Rezept, das praktisch ohne direkten Zucker auskommt, möchte ich Ihnen gerade für die kalte Jahreszeit ans Herz legen, nämlich einen Kaiserschmarren mit Rumrosinen aus meinem Kochbuch „Heimatküche – verfeinert und verschlankt“.
Göttlich – Kaiserschmarren mit Rumrosinen
Grantelnd herrschte der österreichische Kaiser Franz Joseph seinen Patissier an: „Gebt’s mir halt den Schmarren“ – um die Mehlspeise hinterher entzückt zum Kaiserschmarren zu adeln. Was würde der Monarch wohl erst zu meiner süchtig machenden Version mit den Rumrosinen rufen? Göttlich, natürlich!
Zutaten:
Dinkelgrieß | 100 g |
Eier | 2 |
Salz | 1 Prise |
Zucker | 2 TL |
Butter | 4 EL |
Milch | 1 dl |
Mandeln, gestiftelt und ohne Fett angeröstet | 10 |
Rum | 1 dl |
Rosinen, möglichst große | 70 g |
Zubereitung:
Schmarren: Die Rosinen über Nacht in Rum einlegen. Dinkelgrieß, Eigelb, Einlegeflüssigkeit, Salz, 1 TL Zucker und Milch anrühren. 2 EL Butter in einer Pfanne bräunen und unterrühren. Anschließend die steif geschlagenen Eiweiße unterheben.
In einer Pfanne 2 EL Butter erwärmen und den Teig wie bei Omeletts dazu geben. Mit den Mandeln und den Rosinen bestreuen, sanft bräunen. Anschließend wenden und wieder bräunen. Den Schmarren grob zerteilen. In der restlichen Butter einen Teelöffel Zucker karamellisieren – und darin die Teilchen noch einmal baden. Macht den guten Schmarren zu einem Unwiderstehlichen!
Beilage: Reife, entkernte Pflaumen passen perfekt dazu. Sie werden mit Pflaumenschnaps und Vanille aromatisiert und in einem Pfännchen behutsam eingeköchelt.
Wie’s gut tut
Nun, ein Dessert ist ein Dessert – und kein Abnehmprogramm. Nur: Der Schmarren selbst kommt praktisch ohne direkten Zucker aus, bis auf die Kohlenhydrate im Grieß.
von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
Website: www.lauber-methode.de
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