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Tabakindustrie: „Zigaretten sind ungesund“
4 Minuten
Unverhohlen gesteht der Chef des Tabakmultis Philip Morris, dass Rauchen schadet. Da fragt sich unser Kolumnist Hans Lauber, wann endlich die Zuckerindustrie gesteht, dass die süße Sucht ebenfalls große Schäden anrichtet. Aber warum empfiehlt er dann einen Kaiserschmarren?
Als ich vor 20 Jahren in Virginia die riesigen Tabakplantagen von Philip Morris besuchte, fiel mir auf, dass praktisch niemand rauchte. Also fragte ich: „Why don’t you smoke?“ Klare und einfache Antwort der Manager: „Oh, Jack, it’s a great risk“.
Schlagartig kam mir diese Geschichte wieder in den Sinn, als ich jüngst ein erhellendes Gespräch in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) las mit André Calantzopoulos von Philip Morris. Da sagte der Vorstandschef des weltweit größten Tabakkonzerns ungeheuerliche Dinge, die mir die Sprache verschlagen: „Wir wissen alle, dass Zigaretten ungesund sind. Das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken erhöht sich durch Rauchen um ein Vielfaches. Deshalb wäre es das Beste, wenn alle Menschen sofort aufhören würden zu rauchen.“ Und als Konsequenz: „Unser Ziel ist eine rauchfreie Zukunft, denn das Ende der Zigarette ist nah“.
Wobei rauchfrei für den Multi natürlich nicht tabakfrei heißt. Denn auf das höchst lukrative Geschäft mit dem Nikotin will Philip Morris auf keinen Fall verzichten, aber die Konsumenten sollen den Suchtstoff nicht mehr rauchen, sondern erhitzen – und der dabei eingeatmete Dampf enthält weniger schädliche Gifte, vor allem signifikant weniger krebserregende Stoffe. Auch entfallen lästige Rauchfolgen, wie etwa stinkende Kleider und Räume. Wobei der Manager freimütig einräumt, dass die „Iquos“ genannten Geräte natürlich trotzdem nicht gesund sind.
So, das mit den Schäden durch das Rauchen ist geklärt. Aber wie steht es um die Schäden durch den Zucker? Denn auch hier ist die Beweislage erdrückend. Der offen und versteckt (vor allem in Süßgetränken) konsumierte Zucker ist die Hauptursache für die dramatisch steigende Zunahme des Typ-2-Diabetes. Jedes Jahr gibt es allein in Deutschland über 300 000 neue Betroffene, sodass wir schon bald zehn Millionen Lifestyle-Diabetiker haben werden – und der wesentliche Grund dafür ist das Übergewicht, das durch den Zucker bedingt ist. Wobei der Mechanismus ganz einfach ist (aber bis heute von manchen Ärzten immer noch nicht richtig verstanden wird): Wer Süßes konsumiert, erlebt einen rasanten Anstieg des Blutzuckers. Gegen diese süßen Fluten wehrt sich der Körper durch eine massive Ausschüttung von Insulin. Aber Insulin ist ein Masthormon, macht also dick.
Es ist diese Zucker-Insulin-Schaukel, die ich schon vor bald 20 Jahren in meinem Buch „Fit wie ein Diabetiker“ beschrieben habe, die im höchsten Maße ungesund ist. Auch hatte ich damals schon Maßnahmen gegen den übermäßigen Konsum gefordert, nämlich ein Verbot der Werbung vor allem im Kinderumfeld, drastische Steuern gerade auch für Süßgetränke und eine Lebensmittelampel, um schädliche Produkte zu kennzeichnen. Inzwischen sind meine Anregungen auf fruchtbaren Boden gefallen und Initiativen wie die „Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK)“ fordern ebenfalls seit langem entschiedene Maßnahmen. Aber genau wie es die Tabakindustrie über Jahre mit gezinkten Studien, mit massivem Lobbyeinfluss geschafft hat, weitgehend unbehelligt zu arbeiten, so schafft das auch die Zuckerindustrie mit der Folge, dass jeder Deutsche im Durchschnitt jährlich 33 Kilogramm weißen Zucker vertilgt – was natürlich viel zu viel ist und viele schädliche Folgen hat.
„Die Industrie kennt die Folgen ihrer ungesunden Produkte seit Jahren, hat aber kaum gehandelt“, sagt denn auch resignierend eine DANK-Sprecherin. Und wie die derzeitige politische Lage ist, wird sie auch kaum handeln – und so werden Zehntausende vorzeitig sterben und krank werden. Auch werden wir noch lange auf den Tag warten, wo sich ein führender Vertreter der Zuckerindustrie so wie der Philip Morris-Chef hinstellt und ganz offen sagt: „Ja, der Zucker ist eine der Hauptursachen für den Lifestyle-Diabetes“.
Kluger Genuss mit wenig Zucker
Es ist, wie es ist – aber es ist auch nicht so schlimm, wie es sich anfühlt. Denn es ist ja nicht so, dass wir gar keinen Zucker mehr genießen sollen – und das schon gar nicht in der Weihnachtszeit. Es geht um den klugen Genuss, und da habe ich in den letzten Jahren in meinen sieben Büchern für den Kirchheim-Verlag jede Menge Rezepte entwickelt, wo ich insbesondere auch Desserts kreiert habe, die mit wenig Zucker viel Geschmack entwickeln. Ein besonders schönes Rezept, das praktisch ohne direkten Zucker auskommt, möchte ich Ihnen gerade für die kalte Jahreszeit ans Herz legen, nämlich einen Kaiserschmarren mit Rumrosinen aus meinem Kochbuch „Heimatküche – verfeinert und verschlankt“.
Göttlich – Kaiserschmarren mit Rumrosinen

Grantelnd herrschte der österreichische Kaiser Franz Joseph seinen Patissier an: „Gebt’s mir halt den Schmarren“ – um die Mehlspeise hinterher entzückt zum Kaiserschmarren zu adeln. Was würde der Monarch wohl erst zu meiner süchtig machenden Version mit den Rumrosinen rufen? Göttlich, natürlich!
Zutaten:
- 100 g Dinkelgrieß
- 2 Eier
- 1 Prise Salz
- 2 TL Zucker
- 4 ELButter>
- 1 dl Milch
- 10Mandeln, gestiftelt und ohne Fett angeröstet
- 1 dl Rum
- 70 g Rosinen, möglichst große
Zubereitung:
Schmarren: Die Rosinen über Nacht in Rum einlegen. Dinkelgrieß, Eigelb, Einlegeflüssigkeit, Salz, 1 TL Zucker und Milch anrühren. 2 EL Butter in einer Pfanne bräunen und unterrühren. Anschließend die steif geschlagenen Eiweiße unterheben.
In einer Pfanne 2 EL Butter erwärmen und den Teig wie bei Omeletts dazu geben. Mit den Mandeln und den Rosinen bestreuen, sanft bräunen. Anschließend wenden und wieder bräunen. Den Schmarren grob zerteilen. In der restlichen Butter einen Teelöffel Zucker karamellisieren – und darin die Teilchen noch einmal baden. Macht den guten Schmarren zu einem Unwiderstehlichen!
Beilage: Reife, entkernte Pflaumen passen perfekt dazu. Sie werden mit Pflaumenschnaps und Vanille aromatisiert und in einem Pfännchen behutsam eingeköchelt.
Wie’s gut tut
Nun, ein Dessert ist ein Dessert – und kein Abnehmprogramm. Nur: Der Schmarren selbst kommt praktisch ohne direkten Zucker aus, bis auf die Kohlenhydrate im Grieß.
von Hans Lauber
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 5 Tagen, 7 Stunden
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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