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The Willows Inn: Natural Cooking
6 Minuten
Das Echt essen-Gasthaus im Juli: In einem der besten und teuersten amerikanischen Restaurants wird mittags erstaunlich preiswert und bodenständig gekocht
Wieder einmal den deutschen Freund in Seattle im Nordwesten der USA besucht. Wieder einmal tief eingetaucht in die einzigartige Klangwelt dieses Schöpfers von Sound Skulpturen. Wieder einmal auf der großen Terrasse über dem kleinen See unfassbar frische Meeresfische gegrillt. Wieder einmal gestaunt, wie gut das Gemüse in diesem Teil der USA inzwischen ist, wie vitaminschonend es präsentiert wird. Wieder einmal die Essensmagazine seiner amerikanischen Frau studiert – und plötzlich ein Restaurant gefunden, wie ich es immer gesucht habe.
„The Willows Inn“ heißt es und liegt auf einer Insel kurz vor der kanadischen Grenze. Blaine Wetzel, der Chef, war einige Jahre im „Noma“ in Kopenhagen, eines der besten Restaurants der Welt. Dort hat er das Prinzip einer radikalen Regionalität kennen gelernt – und verwirklicht dieses Prinzip in der „Weide“, so die Übersetzung, seit einigen Jahren mit großer Konsequenz. Es gibt im wesentlichen Gerichte mit wilden Produkten von der Insel: Traditionell gefangene Fische, Muscheln, Austern, Gemüse von kleinen Bauern und ganz viele Beeren. Die meisten Gerichte werden draußen auf einem Holzkohle-Grill zubereitet, vieles wird im eigenen Ofen geräuchert.
Echt essen in seiner reinsten Form ist das – und natürlich will ich sofort hinfahren. Leider zerplatzt dieser Traum, als ich die Preise sehe: Serviert wird nur ein großes Menü am Abend – und das kostet mit Wein über 300 Dollar. Geld, das ich natürlich nicht habe. Aber da die Freunde auch noch nie auf Lummi Island waren, wollen wir uns dieses Naturparadies einmal anschauen – und machen uns auf die zweistündige Autofahrt über die spektakulär schöne Küstenstraße Chuckanut Drive zum Fährhafen nahe dem Städtchen Bellingham.

Ein Schiff wird kommen – oder auch nicht: Lummi-Fähre
Voller Freude sehen wir bei der Ankunft, dass die Fähre noch da ist – aber genau in dem Augenblick legt sie auch schon ab. Kein Problem, sagt der Fahrplan, bald kommt die nächste. Kommt aber nicht. Dafür bekomme ich einen Grundkurs in amerikanischer Gelassenheit. Niemand regt sich auf, niemand hupt, alle stehen auf dem Holzsteg, der bärtige Biker meint, entweder machen sie Mittagspause oder es ist mal wieder ein Teil beschädigt. Schon wollen wir umdrehen, als nach zwei Stunden Warten das klapprige Schifflein doch noch kommt – und uns in zehn Minuten zur Insel schippert.

Mehr Natur geht nicht: The Willows Inn
Auf der einzigen Straße der Insel fahren wir vorbei an hübsch gepflegten Häusern, genießen wunderbare Ausblicke aufs Meer. Vor lauter Staunen, wie schön es hier ist, fahren wir doch glatt am „Willows“ vorbei – aber hilfreiche Inselbewohner weisen uns den Weg. Also wieder zurück und plötzlich sehen wir das ehrwürdige, eher schlichte Restaurant mit seinem Hotel. Die Lage ist einzigartig, und wir gehen auf die Veranda, weil wir beim Warten auf die Fähre gehört haben, dass dort mittags Cocktails serviert werden. Um so erstaunter sind wir, dass dort auch gegessen wird – denn davon steht nichts auf der Homepage. Es ist wohl so, dass es diesen Lunch nicht jeden Tag gibt. Aber wir haben doppeltes Glück: An diesem herrlich warmen Tag wird serviert, und wir sind kurz vor 16 Uhr da, dürfen noch bestellen.

Lage, Lage, Lage: Blick aufs Meer und Orcas Island
Sechs Gerichte stehen zur Auswahl. Bis auf eins kosten sie 16 Dollar. Das ist angesichts der großartigen Aussicht auf den Pazifik und das Naturparadies Orcas Island gerechtfertigt – vor allem auch, weil sich die Portionen als erstaunlich üppig erweisen. Am Abend ist das wohl ganz anders, da werden über 20 kleine Gerichte serviert. Während wir auf das Essen warten, durchstreife ich das Anwesen, bin begeistert von der unerhörten Freundlichkeit des durchgängig jungen Personals. Alle grüßen, alle sind hilfsbereit, zeigen und erklären gerne alles. Ich blättere in dem großartig fotografierten Buch „Sea and Smoke“, wo Blaine Wetzel die wilden Genüsse der Insel schildert.

Kalt gegessen und heiß geliebt: Grüne Kraftsuppe
Stürme der Begeisterung löst die „Chilled soup from farm greens“ aus. Selten habe ich so eine aromasatte Suppe gegessen. Das ist ein wahres Vitalwunder, das ungemein sättigend wirkt. Da müssen große Mengen von Kräutern, von Gemüsen hinein gezaubert sein; da muss ein guter Gemüsefond dienende Grundlage sein. Gerade in solch scheinbar schlichten Gerichten zeigt sich die wahre Meisterschaft eines großen Kochs. Ähnlich gelungen auch eingelegter Albacore, eine Thunfischart. Dazu werden Mandeln und ausgesprochen gute Oliven serviert sowie eine schlotzig schmeckende Weichkäsezubereitung.

„Jausenplatte“ auf amerikanische Art: Wurst und Käse
Wir Europäer glauben ja immer noch, dass wir bei Wurst und Fleisch unschlagbar sind. Aber das hat sich geändert. Der beste Beweis ist die 30 Dollar kostende Platte mit jeweils drei Käse- und Wurstsorten, wobei vor allem ein intensiver Lammschinken in Erinnerung bleibt. Richtig gut auch die ebenfalls aus dem Staat Washington stammenden Käse, vor allem der Blauschimmel, wozu ein leicht zu süßer Honig serviert wird, der aber immerhin mit seiner Wabe daherkommt. Leicht süß leider auch die marinierten Pilze – kleine, aber verzeihliche Reste des amerikanischen Durchsüßungswahns. Ein Gedicht die fermentierten Algen. Und ein noch größeres das selbst gebackene Roggenbrot, das zeigt: Auch Brot können die Amis jetzt!

Schwerer Fisch, noch schwerer gemacht: Lachs-Rillette
Jetzt ist in Washington State und in Kanada die große Zeit der Lachse – und als beste Sorte gilt der Sockeye Salmon, der auf Lummi nach der traditionellen indianischen Methode gefangen wird, wo zwischen zwei wenige Meter auseinander stehenden Booten ein Netz ausgelegt und dann hochgezogen wird. Als Rillette wird der Sockeye hier serviert, also in seinem eigenen Saft, seinem eigenen Fett eingekocht. Mir ist das ein wenig zu schwer, obwohl Radieschen und Meerrettich wacker versuchen, dem Ganzen etwas mehr Leichtigkeit einzuhauchen. Hier wären vielleicht Zitronen, leicht bittere Kräuter die bessere Wahl gewesen.
Eine feine Wein- und Bierkarte rundet das mittägliche Angebot ab – wobei fast alles aus Washington und Oregon stammt. Das ist eine gute Wahl, denn was es allein in diesen beiden Staaten inzwischen auch an fantastischen Bieren aus kleinen Brauereien gibt, ist unbeschreiblich. Hier hat sich eine richtige Bierkultur entwickelt.
Dass ich einmal des Essens wegen nach Amerika fahre, hätte ich mir nie vorstellen können!

Noch einmal stromere ich durch das Haus, schaue auf die im leicht skandinavischen Stil eingerichteten Hotelzimmer, erschnuppere mir den von einer eigens angestellten Gärtnerin gepflegten Garten, bewundere das Kaminzimmer mit seinen Sofas, lasse mir die Küche zeigen, wundere mich, dass sie so klein ist – aber der gerade seine Messer penibel putzende japanische Koch erläutert mir, dass tatsächlich das meiste draußen zubereitet wird. Im Speisesaal sehe ich kleine Tische ohne Tischtuch – und zähle rund 20 Plätze. Die sind im Sommer, in der Hochsaison natürlich restlos ausgebucht. Aber an den Wochentagen ist es oft möglich, einen Platz zu bekommen.

Macht den Cocktail pikant: Lovage
Bevor wir fahren, bestelle ich noch einen Cocktail mit dem schönen Namen „Summer Lovage“. Gemixt wird er aus Gin, dem französischen Bitterkraut Genepy – und Lovage, was nichts anderes als unser Liebstöckel ist, der manchmal auf den derben Namen Maggikraut hören muss. Herrlich erfrischend ist das Elixier, auch nicht süß, der Lovage ist deutlich herauszuschmecken, wahrscheinlich haben sie einen Extrakt daraus gezogen.
Während ich trinke, studiere ich die Abendkarte – und sehe voller Wehmut, was mir entgeht: Getoasteter Grünkohl, geräucherte Muscheln, die berühmt-berüchtigte Seegurke, auf der Insel gefangene Garnelen und gegrillte Erdbeeren mit Holunder. Ach ja, und noch weitere 16 Delikatessen.
Fazit: Die Lunchkarte serviert zu vernünftigen Preisen Bodenständiges – und einzelne Gerichte verraten, welches Potential in diesem Restaurant steckt. Aber wer das Geld hat, sollte sich das Dinner gönnen. Mehr authentische Naturküche mit besten Produkten geht derzeit wohl kaum.
Beschwingt beenden wir unsere Inselrundfahrt und fahren wieder zur Fähre. Wieder ist sie noch da, wieder fährt sie weg – aber gottseidank gerade noch mit uns!
„The Willows Inn“, 2579 West Shore Drive, Lummi Island, WA 98 262. Im Sommer fast täglich geöffnet, gegen Herbst wird’s ruhiger. Januar und Februar ist zu. Für den Lunch am besten vorher anrufen
www.willows-inn.com
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von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
, Internet: www.lauber-methode.de
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig