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Mühselig, zeitaufwändig … eine richtige Sisyphusarbeit – bei der Abwehr einer Invasion von Buchsbaumzünslern in ihrem Garten entdeckt unsere Kolumnistin Alex Adabei Parallelen zum Leben mit Diabetes.
Ich bin auf der Jagd. Mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand schnappe ich mir die Raupen des Buchsbaumzünslers, die sich in den zwei großen Buchsbäumen breitgemacht haben. Unzählbar viele Raupen sitzen auf Blättern und Ästen und haben einen Riesenappetit. Große Bereiche der Buchse sind schon braun und verdorrt.
Diesen Kampf kann ich nicht gewinnen, denn die Sträucher sind bestimmt vier Meter hoch. Trotzdem bin ich sehr aktiv: Morgens vor der Arbeit ziehe ich Handschuhe über und schaue ganz genau hin. Kaum habe ich eine Raupe entdeckt, nehme ich sie in den Pinzettengriff und lasse sie sofort in einen Eimer mit Wasser fallen. Wäre kein Wasser im Eimer, würden die Raupen in Nullkommanix an der Eimerwand wieder nach oben kriechen. Abends starte ich eine weitere einstündige Sammelaktion.
Das alles ist mühselig, kostet Zeit und gleicht einer Sisyphusarbeit, weil ich ja weiß, dass ich niemals alle Raupen entdecken und erreichen kann. Außerdem schließt sich das Zeitfenster: Haben die Zünslerraupen genug gefressen, verpuppen sie sich, und schließlich schlüpfen kleine Schmetterlinge, eben die Buchsbaumzünsler. Die leben neun Tage und können in dieser Zeit bis zu 150 Eier legen.
Warum erzähle ich Ihnen das? Ist ja das Diabetes-Journal hier, keine Gartenzeitschrift. Na ja, ich habe zwar selbst keinen Diabetes, aber er bestimmt meinen Arbeitsalltag. Ich versuche also herauszufinden: Wie fühlt sich jemand, der Diabetes hat?
Ist es überhaupt o. k., Zünsler und Diabetes zu vergleichen? Aber es schwirrt mir nun mal im Kopf herum: Die Diagnose “Zünsler” war ein Schock (googeln Sie mal nach Bildern!). Es ist klar, dass ich niemals alle Raupen erwischen werde – trotzdem will ich ihnen nicht das Feld überlassen.
Ich investiere viel Zeit (die mir anderswo fehlt), um sie in Schach zu halten. Ich sehe Erfolge, denn sicher wäre der sieben Meter breite Buchs noch kahler, wenn ich nicht Hunderte Raupen abgesammelt hätte. Zudem bildet der Strauch an schon völlig kahlen Zweigen neue, zartgrüne Triebe. Das rührt mich und gibt mir das Gefühl: Wir sind Partner!
Sehen Sie die Parallelen zum Diabetes? Wenn nicht, würde mich das nicht wundern. Es ist eben meine ganz persönliche Art, etwas mehr Verständnis zu entwickeln.
von Alex Adabei
Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (06131) 9 60 70 0, Fax: (06131) 9 60 70 90,
E-mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2017; 66 (7) Seite 82
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