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Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt: #53 | Irgendwann muss man eine Entscheidung treffen…
4 Minuten
Diabetes und Hormone – zwei Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen. Wie wichtig die Schilddrüse für uns ist, habe ich bereits in Beitrag #42 erörtert. Doch heute möchte ich noch einen Schritt weitergehen und das auf den Tisch bringen, worüber viele junge Frauen mit (und auch ohne) Typ-2-Diabetes früher oder später nachdenken und eine Entscheidung treffen werden: Kinder ja oder nein?
Bei meiner Diabetes Diagnose war ich 27 Jahre jung und laut meiner Schwiegermutter in spe in einem Alter, in dem sie schon zwei Kinder hatte. Natürlich hat sich in den letzten 30 Jahren einiges in der Gesellschaft verändert. So auch das Durchschnittsalter einer Frau bei der Geburt. Und doch – erreicht man ein gewisses Alter und ist zudem länger mit seinem Partner (oder Partnerin) zusammen, schart die Familie mit den Hufen und kann es kaum erwarten, dass die Babyglocken klingeln.

In den vergangenen Jahren wuchs auch in mir der Wunsch eines Tages Mutter zu werden. Doch wie Ihr Euch nun vorstellen könnt, ist die Vorfreude auf dieses Ereignis seit meiner Diabetes Diagnose etwas „gedrosselt“, da man im Allgemeinen doch immer wieder mit Zukunftssorgen konfrontiert wird. Natürlich ist mir bewusst, dass wir Menschen uns seit jeher fortpflanzen. Und dank der heutigen Medizin, auch Frauen mit Diabetes gesunde Babies zur Welt bringen können. Doch ich denke, es ist ganz normal, dass man sich Sorgen macht, oder?
Vier Jahre sind seit meiner Diagnose vergangen und bis heute konnte ich meinen Diabetes leider nicht in Remission schicken. Ein Traum, den viele jungen Menschen mit Typ-2-Diabetes haben, aber leider nicht jeder verwirklichen kann. Die Remission war bzw. ist für mich ein wichtiger Ankerpunkt, denn ich erhoff(t)e mir, dass ich somit auf eine Insulintherapie während der Schwangerschaft verzichten kann. Doch bislang hat es mit der Remission noch nicht geklappt. Und mein Diabetes ist heute genauso präsent, wie noch vor vier Jahren. Natürlich kann man an der ein oder anderen Schraube noch etwas drehen. Doch wenn ich eins die letzten Jahre gelernt habe, dann, dass das Leben nicht immer so spielt, wie man will. Und am Ende des Tages ist man ja schließlich auch nur ein Mensch, oder? Ich glaube wichtig ist, dass man am Ende rückblickend sagen kann, dass man das Beste aus seinem Diabetes-Management für sich rausgeholt hat.
Letzten Oktober fasste ich den Entschluss, meine hormonelle Verhütung an den Nagel zu hängen und endlich meinen Körper wieder vollständig für mich zurückzugewinnen. Ein weiterer Grund war, dass ich meinen HbA1c unter 6,5% bringen wollte. Das sei laut Diabetologin u.a. ein guter Ausgangswert für eine Schwangerschaft – egal, zu welchem Zeitpunkt. Also las ich mich ins Thema ein und sammelte Erfahrungen aus der Community. Welche Nebenwirkungen waren zu erwarten? Wie wirkt sich das Absetzen kurz- und langfristig auf den Blutzucker aus?
Meine größte Sorge war damals noch, dass ich meine dünnen Haare verliere und über kurz oder lang aussehen würde, wie Gollum. (Für alle, die nicht wissen wer gemeint ist — gerne einmal googeln.) Aufgrund der ganzen positiven Rückmeldungen aus der Community war ich super optimistisch, dass meine Blutzuckerwerte sich schon ganz bald positiv verändern würden — vor allem morgens. Doch die Realität sah etwas anders aus, als erwartet. Vorweg: Ich behielt meine dünnen Haare auf dem Kopf. Doch seitdem kämpfe ich mit unreiner Haut am Kinn und einer Gewichtszunahme von mittlerweile 8kg. Der gewünschte positive Effekt bei meinem Blutzucker blieb leider aus.
Die ganzen Pickel kann ich zähneknirschend hinnehmen. Doch die Gewichtszunahme nagt doch sehr an mir, was daran liegt, dass ich super schnell Gewicht zunehme und noch viel schwerer wieder abnehme. Ich bereue nicht, diesen Schritt gegangen zu sein. Denn es war nur eine Frage der Zeit, bis ich der hormonellen Verhütung abschwören würde.

Eingangs hatte ich erwähnt, dass man als Frau eines Tages eine Entscheidung treffen muss — und zwar ob man Kinder bekommen möchte oder nicht. Ich finde, es sollte jeder Frau selbst überlassen sein, welche Entscheidung sie trifft. Mit oder ohne Diabetes. Der Diabetes ist ein Risikofaktor, der eine Schwangerschaft bzw. die gesamte Reise stark belasten kann. Für mich war die Geburt schon immer etwas, wovor ich sehr großen Respekt hatte. Aber natürlich endet nach einer Schwangerschaft oder nach der Geburt die Reise bzw. Verantwortung nicht, sondern hält ein Leben lang.
Typ-2-Diabetes ist eine Erkrankung, die genetisch bedingt ist. Sprich, die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung wird von Generation zu Generation weitergegeben. Umso mehr Menschen innerhalb der Familie betroffen sind, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man eines Tages selber von betroffen ist. Und unabhängig von einer Risikoschwangerschaft oder einer Geburt — finde ich diese Tatsache wirklich schockierend. Natürlich geben wir unseren Nachkommen so einiges über die Genetik mit. Und die Art und Weise wie wir die ersten Jahre mit einem Sprössling gestalten (Ernährung & Co.), hat einen erheblichen Einfluss auf das spätere Leben. Doch kann man guten Gewissens ein Kind in die Welt setzen, obwohl man weiß, welchen Herausforderungen es sich eines Tages stellen muss?
Ich kann mich nur wiederholen: Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich glaube, dass ein gesundes Vorleben der Schlüssel zum Erfolg ist. Die Genetik kann niemand ändern. Aber wie bei allem anderen im Leben, haben wir es selber in der Hand, was wir daraus machen. Sprich, was wir zu uns nehmen, wie wir unseren Alltag gestalten und was für Werte wir bspw. unseren Kindern vermitteln. Und wenn ich eins in den letzten Jahren gelernt habe, dann dass ein Leben TROTZ Diabetes gut ist und man nicht an Lebensqualität einbüßen muss.
Also, mit dem Bewusstsein und Wissen von heute sowie einer großen Portion Glück des Universums — wofür würdest Du dich entscheiden?
Caros Kolumne
Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt

Hallo, mein Name ist Caro! Ich wurde als 27-Jährige mit einem Typ-2-Diabetes diagnostiziert. Erfahrt in meiner Kolumne „Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt“ alles über meine außergewöhnliche Reise als junge Frau mit Diabetes. Viel Spaß beim Lesen!
von Caro
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gingergirl postete ein Update vor 6 Tagen, 12 Stunden
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 3 Tagen, 2 Stunden
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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hexle postete ein Update vor 1 Woche
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Tagen, 17 Stunden
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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