Mein Weg zur Diagnose eines Diabetes Typ 3c (pankreopriver Diabetes mellitus)

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Mein Weg zur Diagnose eines Diabetes Typ 3c (pankreopriver Diabetes mellitus) – Foto | Foto: The Cheroke – stock.adobe.com
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Mein Weg zur Diagnose eines Diabetes Typ 3c (pankreopriver Diabetes mellitus)

Ein langer Weg zur Diagnose: Bei Michael begann 2011 ein steiniger Pfad, der von Missverständnissen und falschen Diagnosen geprägt war. Erst 2019 brachte die endgültige Diagnose eines Diabetes Typ 3c, ausgelöst durch eine chronische Pankreatitis, Klarheit.

„Sie sind ein untypischer Fall“ – das sind die Worte, die mir von der ersten Begegnung mit meinem damaligen Diabetologen im Januar 2011 in Erinnerung blieben. Ich war zu diesem Zeitpunkt 21 Jahre alt und hatte wenige Monate zuvor mein Studium begonnen.

Erste Symptome und Diagnose

Mit dem Jahresbeginn 2011 setzte bei mir ein immer stärker werdendes Durstgefühl ein. Am Abend des 9. Januars (meinem Diaversary) wurde mir die Menge an Wasser selbst unheimlich: Ich hatte innerhalb von 24 Stunden knapp 10 Liter getrunken und mir ging es zunehmend schlechter. Mit dem Blutzuckermessgerät meines Vaters (Typ-2-Diabetiker) stellte ich einen Wert von ca. 500 mg/dl (27,8 mmol/l) fest. Aus heutiger Sicht nicht verantwortungsbewusst nahm ich eine Tablette Metformin meines Vaters und ging nicht sofort zum Arzt oder in die Notaufnahme.

Am nächsten Morgen war der Blutzuckerwert etwas gesunken und lag bei etwa 400 mg/dl (22,2 mmol/l). Bevor ich zu meinem Hausarzt ging, nahm ich eine weitere Tablette Metformin. Nachdem mir dort Blut abgenommen wurde, überwies mich mein Hausarzt an einen Diabetologen. Wenige Stunden später saß ich vor meinem Diabetologen in Marburg. Die Blutergebnisse waren bereits eingetroffen: Mein HbA1c lag bei etwa 9,8 Prozent (83,61 mmol/mol), mein C-Peptid-Wert laut Arzt grenzwertig niedrig, aber noch in Ordnung. Antikörper, wie sie bei einem Typ-1-Diabetiker gemessen werden können, waren nicht vorhanden. Mein dort gemessener Blutzucker lag bei 170 mg/dl (9,4 mmol/l).

Leben mit der Diagnose Typ-2-Diabetes

Es kam zur ersten Diagnose: Sie haben Typ-2-Diabetes, aber „sie sind ein untypischer Fall“. „Sie sind nur minimal übergewichtig, jung, aber es scheint, als würde Metformin bei ihnen wirken.“ Ich nahm die nächsten Tage weiter Metformin und maß regelmäßig meinen Blutzucker, der sich normalisierte. Ich war einerseits erleichtert, dass es mir besser ging, hatte jedoch große Probleme damit, dass ich wohl diesen „Altersdiabetes“ habe, den doch angeblich nur Leute hätten, die ihr Leben und Ernährung nicht unter Kontrolle hätten.

Foto: luchschen – stock.adobe.com

Auch wenn ich vermutlich damals auch schon wusste, dass dieses Stigma nicht wirklich förderlich für die erfolgreiche Therapie von Typ-2-Diabetikern ist, versuchte ich in den folgenden Monaten alles, um ja nicht mit diesem Stigma konfrontiert zu werden. Ich machte noch mehr Sport als vorher und fuhr eine Diät mit sehr wenigen Kalorien, größtenteils Salat, die ich nach Monaten in dieser Intensität jedoch abbrechen musste. Auch jeglichen Alkoholkonsum, der ohnehin nie groß war, habe ich seither eingestellt. Über letzteres bin ich bis heute froh. Essen in Gesellschaft in der Mensa allerdings wurde getauscht mit Essen alleine zu Hause. Bis heute habe ich Probleme, unter Menschen zu essen.

Therapieanpassungen und Herausforderungen

Ich bekam meinen Blutzucker mit Metformin, einer sehr kontrollierten Ernährung und viel Sport vorerst in den Griff, hatte normale HbA1c-Werte für knapp 3 Jahre. Auch wenn ich nichts in meinem Leben änderte, kam es immer mehr zu Blutzuckeranstiegen in der Nacht, nach Mahlzeiten und während des Sports. Irgendwann stieg auch der HbA1c auf 7,5 Prozent (58,47 mmol/mol).

Für mich war das zunächst ein Zeichen, noch mehr an meiner Ernährung zu drehen und den Sport zu intensivieren. Ich trainierte zu diesem Zeitpunkt für meine erste Alpenüberquerung mit dem Mountainbike. In den Blutuntersuchungen fielen zu diesem Zeitpunkt erhöhte Werte von Lipase auf. Zudem hatte ich zunehmende Verdauungsprobleme, die ich mit meinem Arzt aber auf Nebenwirkungen des Metformins schob, mit dem ich von Beginn an immer wieder einmal Durchfallschübe hatte.

Der Wendepunkt – Besserung dank Insulin

Mein primäres Ziel in dieser Zeit war es, bloß kein Insulin spritzen zu müssen, immer in dem Mindset, dass das ja dafür sprechen würde, dass ich mein Leben als Typ-2-Diabetiker nicht im Griff hätte. Aus heutiger Perspektive ist diese Ansicht für mich schwer nachvollziehbar, zum damaligen Zeitpunkt war ich froh, dass mein Diabetologe mir daraufhin anbot, es mit anderen Wirkstoffen zusätzlich zum Metformin zu versuchen.

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Zunächst testete ich einen damals noch relativ neuen Wirkstoff aus der Gruppe der SGLT-2-Hemmer. Diesen Versuch stellte ich nach einer Nacht mit starken Schmerzen im Nierenbereich in Absprache mit meinem Arzt ein. Da die Blutuntersuchungen weiterhin eine Eigenproduktion von Insulin anzeigten, nahm ich anschließend Repaglinid [ein zur Substanzgruppe der Glinide gehörendes Benzoesäurederivat; Anm. d. Red.]. Dieses half für etwa ein Jahr, bis die Blutzuckerwerte erneut leicht stiegen und Repaglinid immer weniger wirkte.

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Der endgültige Wendepunkt kam dann im September 2016: nach meiner bis dahin längsten Radtour ging es mir in den beiden Folgetagen immer schlechter, der Blutzucker blieb konstant hoch um die 250–300 mg/dl (13,9– 16,7 mmol/l). Am ersten Tag vermied ich aus Verzweiflung die Nahrungsaufnahme, am zweiten Tag war ich (zum Glück) endlich früh morgens in der Praxis meines Diabetologen. Die Werte waren nochmal weiter gestiegen. Ich glaube, ich habe etwas wie „ich kann nicht mehr“ gesagt. Ich weiß von diesem Tag nicht mehr so viel, nur dass ich schnell meine erste Dosis Insulin bekam. Mir ging es relativ schnell gut, meine irgendwie dumpfe Wahrnehmung im Kopf war plötzlich weg.

Eine erneute Blutuntersuchung zeigte, dass meine körpereigene Insulinproduktion deutlich unter den Normwerten lag. Seit diesem Tag spritze ich Insulin – Metformin und Repaglinid konnte ich absetzen. Während mein Blutzucker seither mehr oder weniger im Griff ist, blieb und verstärkte sich ein Problem, das bis dahin als Nebenwirkung des Metformins vermutet wurde: wiederkehrende starke Verdauungsstörungen, insbesondere Fettstühle, die sich besonders ab den Jahren 2017/2018 zeigten.

Die endgültige Diagnose nach langem Weg

Wir gingen erneut auf Spurensuche und konnten einen ersten Zusammenhang mit immer wieder erhöhten Lipase-Werten im Blut im Laufe der Jahre seit 2011 feststellen. Auch Stuhlproben zeigten auffällige Werte bei den Verdauungsenzymen. Die Diagnose fiel letztlich – inzwischen war ich umgezogen nach dem Studium – nach weiteren Untersuchungen auf chronische Pankreatitis. Seit Ende 2019 lautet meine Gesamtdiagnose daher: Diabetes Typ 3c durch chronische Pankreatitis.

Mein Leben mit Diabetes Typ 3c

Meine Therapie in Sachen Insulin ist die eines Typ-1-Diabetikers mit Insulinpumpen-Therapie. Macht diese Probleme und ich führe kein Insulin zu, steigen bei mir ebenfalls mit der Zeit die Ketonkörper. Hinzu kommt für den Ersatz der Verdauungsenzyme ein Enzympräparat, das ich insbesondere bei den Hauptmahlzeiten mit höherem Fettanteil benötige. Insgesamt kann ich sagen, dass der Moment des Umstiegs auf Insulin 2016, den ich zuerst auf keinen Fall wollte, mir nicht nur körperlich geholfen hat, sondern mir auch psychisch eine größere Gelassenheit gegeben hat, während meine Einstellung zur Krankheit Diabetes zuvor häufig schuldgetrieben war.


von Community-Redakteur Michael

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