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Auf mich passen viele Klischees, wenn es um die kitschige Darstellung von Mensch-Tier-Beziehungen geht. Ich bin gleichermaßen Crazy-Cat-Lady und Pferdemädchen und mache schrille Geräusche, sobald ich irgendein Tierbaby sehe. In meinem Leben gab es immer Katzen und Pferde, zwischenzeitlich auch Meerschweinchen und Ratten. Einige dieser Tiere haben mich mit und andere ohne meinen Typ-1-Diabetes kennengelernt. Interessiert hat sich dafür wahrscheinlich aber kein einziges von ihnen. Und genau das finde ich ganz wunderbar.
Ich kann nicht sagen, ob Tiere (wirklich) die besseren Menschen sind, aber ich weiß, dass der Kontakt mit Tieren in mir oftmals psychische Wunden geheilt hat, die von Menschen zuvor verursacht wurden. Aber es soll hier gar keine dramatische Geschichte über mein Seelenleben werden, viel mehr möchte ich einfach erzählen, wie unwichtig sämtliche Krankheiten sind, wenn ich mein Gesicht in das Fell von irgendeinem superflauschigen Tier drücke.
Ich glaube, das, was mir im Kontakt mit Tieren immer wieder so guttut, ist die Möglichkeit, mich auf den Moment zu konzentrieren. Prinzipiell bin ich nämlich sehr gut darin, mir Gedanken über Vorkommnisse der letzten 10 Jahre und der kommenden Dekaden zu machen. Und wem hat das jemals weitergeholfen?
Im Umgang mit meiner Katze, Lilly, spielt der Diabetes absolut keine Rolle – zumindest nicht, wenn man mich fragt. Für Lilly gibt es, glaube ich, zwei entscheidende Punkte, die in Diabetes-freien Haushalten für sie anders wären: zum einen der Geruch von Insulin, von dem sie woanders verschont bliebe – davon ist sie, verständlicherweise, kein Fan. Und zum anderen all diese spannenden kleinen Verpackungen und – wie sie es nennen würde – „Spielzeuge“, die es bei all den Diabetes-Hilfsmitteln zu entdecken gibt – davon ist sie Riesen-Fan.
Nach mehreren Diskussionen über den richtigen Gebrauch von Penkanülen-Abdeckungen und Traubenzuckerpackungen (nein, Lilly, die muss man nicht unters Sofa schießen) und die Erkenntnis darüber, dass benutzte Teststreifen nicht auf dem Speiseplan von Katzen stehen, sind wir uns wohl einig, dass ihr mein Diabetes ziemlich egal ist. Zumindest, solange es genug Futter und Streicheleinheiten für sie gibt.
Wenn ich mein Pflegepferd, Òsk, besuche, ist die Absicherung vor vermeidbaren Blutzucker-Eskapaden in Anwesenheit des Tieres für mich deutlich wichtiger. Schließlich ist es eine ganz andere Umgebung, eine größere körperliche Anstrengung und auch die Verantwortung einem so großen Tier gegenüber ist natürlich eine andere. Also gibt es für den Notfall in sämtlichen Taschen Traubenzuckerreserven und Sport-BEs, von denen ich manchmal selbst überrascht bin. Nämlich immer genau dann, wenn ich mir sicher bin, für Ósk noch ein Leckerli in der Tasche zu haben, und dann nur eine paar lose Traubenzuckerplättchen zum Vorschein kommen. Und ja, ich werde nicht müde, dem Pferd dann ganz aufrichtig zu erklären, dass das Menschen-Leckerlis sind und sie für den Moment mit ein bisschen Gekraule vorliebnehmen muss.
Was ich mit diesen kleinen Geschichten sagen will, ist, wie entspannt Interaktion (und Kommunikation) sein kann, wenn in manchen Momenten das Drumherum aus dem Diabetes-Leben ein wenig beiseitegeschoben wird – zumindest dann, wenn es für die Person mit Diabetes in Ordnung ist. Denn ja, der Diabetes ist in irgendeiner Form immer dabei, aber manchmal gibt es für ein paar Minuten Wichtigeres – Tiere zu streicheln zum Beispiel.
Vom Pferdesport und Diabetes hat auch Beate bereits erzählt: Ein 3-Punkte-Plan: Olympische Disziplin Pferdesport UND Insulinpumpe
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