Zittern – Zucken – Zähneklappern

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Zittern – Zucken – Zähneklappern

Lange sollte unsere Erholung nach dem Urlaub also nicht andauern…

Die Woche später war ich mit Candy und Hofhund Bella bei meinem Freund draußen auf dem Hof unterwegs. Ein bisschen aufräumen – irgendetwas gibt es hier immer zu tun.

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Candy und Bella begleiten mich meistens, spielen zusammen, erkunden Laubhaufen im Wald und genießen das weitläufige, ungestörte Gelände…

Wo ist Candy?

 Und irgendwann sehe ich Candy nicht mehr. Manchmal rufe ich sie und dann steht sie direkt hinter oder neben mir und blickt mich ganz vorwurfsvoll an… Dieses Mal leider nicht.

Kein Grund zur Sorge. Ich rufe sie. Bella kommt direkt angeflitzt – leider ohne Candy. Nochmal rufen. Nichts. Hundepfeife – 1-mal, 2-mal – nichts.

Komisch.

O.k. Ich kenne ihre Lieblingsecken hier auf dem Hof… Topfavorit ist die Milchküche, aber da ist die Tür zu. Neulich kam Candy auch einmal pitschnass angerannt beim Rufen – da war sie wohl im Teich… Aber auch keine Candy am oder im Teich.

Langsam werde ich unruhig. Frage meinen Freund, die Eltern, Mitarbeiter, Kinder der Nachbarn – keine wirklich heiße Spur.

Hundeschule ohne uns

 Eigentlich wollte ich mit Candy jetzt langsam zum Hundeplatz. Kurze Nachricht an die Trainerin, dass ich erstmal meinen Hund wiederfinden muss…

Eine gute halbe Stunde nach Verschwinden und etlichen Runden um das Hofwaldstück kommt Candy ganz gemütlich aus einem Schuppen der Nachbarn auf dem Hof. Wahrscheinlich ist sie dort erstmal durch alle Ecken und Verstecke gestromert…

Erleichterung bei allen inzwischen an der Suche Beteiligten. Und für die nächsten Freilaufaktionen kommt definitiv unsere Schleppleine mal wieder zum Einsatz…

Hundeschule war inzwischen schon zu spät, also entschied ich mich für einen ausgedehnten Waldspaziergang.

So ein schlechtes Gewissen bei Candy?

Im Wald angekommen, bemerkte ich, dass Candy irgendwie sehr nervös war. Sie reagierte fast schreckhaft auf Geräusche und schaute immer wieder um sich.

Komisch. Wer weiß, was hier gerade für Gerüche sind, die sie vielleicht irritieren? Ich finde die Situation sehr merkwürdig und beschließe, Candy nicht abzuleinen, bevor heute noch mehr passiert. Leider war es da schon zu spät, um das Drama zu verhindern, dass sich in den nächsten Stunden abspielte…

Zittern – Zucken – Zähneklappern

Zwischendurch klingelt mein Handy und ich erzähle meiner Freundin, dass Candy wieder da ist und nichts passiert ist. Ich weiß noch, dass ich gesagt hab: „Aber irgendwas ist komisch mit Candy…“

Langsam bemerkte ich, dass die Ohren von Candy anfingen zu zucken. Auch an der Muskulatur an den Hinterbeinen konnte man zwischendurch ein Muskelzucken erkennen.

Trotzdem war Candy sehr aufmerksam. Mir kam die Idee, Candy kurz mit dem Handy zu filmen und das unserer Hundetrainerin zu senden. Diese wohnt auch genau an dem Weg, wo wir jetzt unterwegs waren.

Gesagt – getan. Ich filmte nur kurz und bemerkte dabei, dass Candy am Zittern war. Sie machte auch brav „Sitz“ – klapperte dann aber schon mit den Zähnen vom Zittern und ein Leckerchen fiel ihr auf den Boden. Das konnte sie irgendwie nicht wieder aufnehmen.

Glück im Unglück

Und dann machte es endlich klick in meinem Kopf. Klick und dann Panik. Gift. Candy hat Gift gefressen bei ihrem Ausflug. Bestimmt Rattengift. Oh nein!!! Aktuell gibt es ja leider immer wieder Meldungen von Hunden, die so etwas nicht überleben…

Und dann machte es endlich klick in meinem Kopf. Klick und dann Panik. Gift. Candy hat Gift gefressen bei ihrem Ausflug.

Es ist natürlich schon kurz vor 20 Uhr – also mein Tierarzt geschlossen. Notrufnummer ist in meiner Handtasche – ich bin im Wald. Mein Freund ist noch beim Kunden und geht nicht an sein Handy. Ich rufe unsere Hundetrainerin an. Sie ist zu Hause und wir sollen gleich einfach klingeln.

Inzwischen gehe ich mit Candy so schnell ich kann zurück. Ich denke, solange sie noch laufen kann und ich sie nicht tragen muss, sind wir auf jeden Fall schneller.

Das linke Hinterbein läuft nicht mehr so rund mit und Candy hat leichten Rechtsdrang. Aber wir sind sehr zügig unterwegs und ich rufe Franzi noch einmal an. Sie fragt, ob sie uns im Wald abholen soll, aber wir sind schon in ihrer Straße.

Frauchen auf Autopilot

Keine 10 Minuten später sitzen wir bei Franzi im Auto und fahren zu ihrer Tierärztin. „Anja, du musst ganz ruhig bleiben, sonst überträgt sich das auf deinen Hund. Die braucht dich jetzt.“

„Anja, du musst ganz ruhig bleiben, sonst überträgt sich das auf deinen Hund. Die braucht dich jetzt.“

Ich kann Euch nicht sagen, wie ich die nächsten Stunden tatsächlich so ruhig überstanden habe.

Sofort bekam Candy ein Mitteln zum Erbrechen, damit alles rauskommt. Das Erbrochene wurde untersucht und bestand zum sehr großen Teil aus Küchenabfällen. Der Komposthaufen von den Nachbarn. Alles klar… Ob allerdings noch zusätzlich irgendein Gift im Spiel war, konnte keiner sagen.

Franzi und ich sitzen inzwischen mit Candy auf der Straße vor der Praxis. Stehen kann sie nicht mehr, ich halte ihr den Kopf beim Erbrechen und langsam kommt nicht mehr viel.

Mehr können wir nicht tun

Ich trage Candy in die Praxis und sie bekommt Infusionen.

Sie kann sich nicht mehr auf den Beinen halten, wirft ihren Kopf immer wieder hin und her und ihre Pupillen sind bis aufs Letzte geweitet. „Die bekommt gerade nicht mehr viel mit, was um sie herum passiert“, sagt die Ärztin. „Sie bekommt jetzt Infusionen, damit das Gift aus dem Körper ausgeschwemmt wird. Mehr können wir leider nicht für sie tun. Sie muss heute Nacht hier bleiben. Wenn sie sich verschlechtert, rufen wir Sie sofort an.“

„Ja – aber wenn mein Hund stirbt, bin ich dabei.“

Dann lässt uns die Tierärztin mit Candy etwas alleine, macht Schriftkram… Franzi hält Candy, damit sie nicht vom Tisch fällt, und mir laufen nur noch die Tränen über das ganze Gesicht. „Sie ist hier in guten Händen“, sagt Franzi. „Ja – aber wenn mein Hund stirbt, bin ich dabei.“

Schlaflose Nacht

Ich lege Candy noch in die Hundebox beim Tierarzt und gebe ihr meine Jacke als Decke. Wenn sie wieder zu sich kommt in fremder Umgebung, fremde Stimmen mit Infusion – ich rede mir ein, dass meine Jacke ihr dann zumindest ein bisschen hilft…

Franzi bringt mich nach Hause. Mein Freund hat inzwischen ein paar Mal angerufen und zu Hause bei ihm sind alle noch geschockt. Ich berichte und ziehe mich dann auf die Couch zurück. Ich glaube, ich stand bis dahin unter Schock. Ich weiß nicht, wie lange ich da gesessen und geheult habe. Zittern wie Schüttelfrost und immer das Handy im Blick, in der Hoffnung, dass es bitte nicht klingelt.

Zittern wie Schüttelfrost und immer das Handy im Blick, in der Hoffnung, dass es bitte nicht klingelt.

So muss ich irgendwann eingeschlafen sein. Gegen 6 Uhr krieche ich ins Bett und bin etwas erleichtert, dass ich bis jetzt keinen Anruf erhalten habe. Um 8 Uhr kann ich in der Praxis anrufen.

Glück gehabt…

Um Punkt 8 Uhr habe ich die Tierärztin am Telefon: „Es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Sie war schon kurz pipimachen vor der Tür. Die Nase und Schwanzwedeln funktioniert schon wieder ein bisschen. Also, die ist ja wirklich so lieb und gut erzogen…“

„Gut erzogen“ – eigentlich schon…

Ich kann sie mittags abholen, solange laufen die Infusionen noch.

Wahrscheinlich hat Candy verdorbene Lebensmittel gefressen, die für Hunde giftig sind. Schimmelpilze und oder generell für Hunde giftige Lebensmittel.

Wir hatten einfach Glück, dass wir schnell genug in der Praxis waren.

Candy soll jetzt viel trinken, die Woche nur Nassfutter bekommen und nach 4 Wochen das Blut kontrollieren lassen, ob Leber und Nieren in Ordnung sind.

Der Termin steht jetzt noch aus.

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Adrenalinschub

 Wie der Diabetes diesen Höllentrip verkraftet hat?! Ganz ehrlich?

Irgendwann hat mich Franzi beim Tierarzt auf das Piepen meiner Pumpe aufmerksam gemacht. CGM-Alarm zu hoch. Was sonst? Um die 250 mg/dl (13,9 mmol/l) muss es gewesen sein. Korrektur hat nicht wirklich viel gebracht.

Was ist Diabetes, wenn Du das Gefühl hast, Dir wird gerade Dein Herz rausgerissen?

Aber ganz ehrlich? Ich hatte gerade Wichtigeres zu tun!!

Auch wenn Candy als ausgebildeter DiabDog eine besondere therapeutische Unterstützung für mich ist, sie ist und bleibt mein Hund. Mein Ein und Alles.

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Was ist Diabetes, wenn Du das Gefühl hast, Dir wird gerade Dein Herz rausgerissen?

 

In großer Dankbarkeit schicken wir Euch gesunde, liebe Grüße

Anja und Candy

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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