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Im letzten Teil meiner Pumpen-Beitragsreihe (Teil #5.1) ging es um die Momente 1 bis 5, inklusive meiner Begeisterung für den verzögerten Bolus und der Frage, wo ich die Kanüle noch setzen kann. Was meine Momente 6 bis 10 beinhalten, lest ihr jetzt:
6. Die „Manno-Momente“. Ich habe das Gefühl, unfassbar viel Insulin zu verschwenden. Während der ICT habe ich jede Ampulle bis auf die letzten Tropfen leer gemacht und dann ggf. die Einheiten, für die es nicht mehr reichte, in einer zweiten Runde, mit neuer Ampulle, injiziert. Ist aber nun die Ampulle der Pumpe bei beispielsweise 7 Rest-Einheiten und ich weiß, ich bin den ganzen Tag unterwegs und habe nicht unbedingt Zeit und Raum, mein ganzes Infusionsset zu erneuern, wechsele ich zuhause schon. Bei zwei Ampullen habe ich es geschafft, sie komplett leer zu machen. Einmal, weil ich eingeplant hatte, zum Zeitpunkt des Wechsels in ein Café zu gehen und das dort auf der Toilette zu machen, und einmal, als ich mir alles neben dem Bett bereitgelegt und mitten in der Nacht gewechselt habe. Mit der Wertschätzung gegenüber dem Insulin als Mittel, das mich am Leben hält, und dem Wissen, dass andere gar kein Insulin zur Verfügung haben, um ihren Diabetes zu behandeln, fühle ich mich furchtbar schlecht damit. Hat jemand Tipps, wie ich das besser löse?
7. Die „Oh-Momente“. Vielleicht besser die „Oh-Nein-Momente“. Die Batterie von der Pumpe hält ziemlich zuverlässig genau einen Monat. Bei 35% Rest-Power sagt sie Bescheid, ich solle die Batterie wechseln. So weit, so gut. Das habe ich dann die ersten 3 Male gemacht, danach dachte ich auf einmal: Aber wie lange läuft sie mit 35% denn noch? Und dann vergaß ich, dass da überhaupt der Alarm war. Und dann war ich unterwegs. Und dann machte es: Batterie alle, Pumpe aus. Und ich machte: Oh, nein! Denn ich hatte keine Neue dabei (was sich seitdem geändert hat und mit in meinem Diabetes-Täschchen liegt). Mein Glück: Ich saß bei Freunden in meinem Lieblingscafé und habe von dort eine passende Batterie bekommen, damit konnte ich dann überbrücken.
8. Die „Ups-Momente“. Ein Grund, warum ich mir den Wechsel zur Pumpe nach 8 Jahren doch auf einmal vorstellen konnte, war die weniger auffällige und weniger komplizierte Insulininjektion. Kein Kleid hochziehen mehr, um an den Bauch zu kommen. Keine Hose runterziehen, um Basal in den Oberschenkel zu spritzen. Doch das, was sonst so offensichtlich zu meiner Diabetes-Therapie gehörte, sah jetzt anders aus. Am Tisch, kurz vor dem Essen oder während des Essens, hole ich auf einmal irgendein Teil (mein Handy?) aus der Tasche und drücke da ganz konzentriert drauf herum. Ich wurde in ähnlichen Situationen immer öfter verwirrt bis genervt angeguckt, bis mir klar wurde, dass es auf Unwissende so wirkt, als hätte ich wirklich mitten im Gespräch mein Handy rausgeholt.
Das ist etwas, über das ich – als Pennerin – nie nachgedacht habe: wie das auf andere wirkt, wenn ich mich für einen Moment in meine Diabetes-Welt zurückziehe und meinen Kram manage.
9. Die „Psssst-Momente“. Zurzeit bin ich in einer Phase, in der ich wenig Motivation für Basalraten- oder andere Tests, die meine Einstellung optimieren würden, aufbringen kann. Meinen Blutzuckerwerten würde das aber wirklich guttun. Besonders bei schlechten Werten in der Nacht neige ich dazu, eine temporäre Basalrate (TBR) einzustellen, um meinen Grundbedarf für einige Stunden mit mehr oder weniger Insulin abzudecken. Allerdings meldet die Pumpe, wenn der von mir eingestellte Zeitraum der TBR abgelaufen ist. Also brummt und vibriert dann – meistens in den Morgenstunden – mein Bauch bzw. meine Matratze, weil die Pumpe dort liegt. Im Halbschlaf brauche ich immer einen Moment, um dahinterzukommen, was mich geweckt hat. Alles, was ich denke, ist: „Psssst, sei still!“. Und jedes Mal dauert es gefühlte Stunden, bis ich die richtigen Knöpfe gedrückt und die Pumpe zum Schweigen gebracht habe.
Ein anderer Moment, in dem mich der „Pumpensound“ nervt, ist, wenn irgendein Elektronikfehler auftritt und das Teil auf einmal einen Höllenlärm macht und es sich nicht von jetzt auf gleich abstellen lässt. Es gibt unpassende Situationen dafür, ich schwöre!
Im Allgemeinen reagiert die Accu-Chek Insight sowieso eher verzögert. Sie lädt recht lange und – um sicherzugehen, dass man alle Warnungen gewissenhaft liest – braucht einen Moment, bis sie das Drücken auf irgendwelche Buttons überhaupt annimmt.
10. Die „Wow-Momente“. Wenn ich Menschen, die grundsätzlich wenig über Diabetes und die Therapie wissen, von der Insulinpumpe erzähle, kommen ganz oft Fragen in Richtung des „Closed Loop“-Systems zurück. Mich verwirrt das! Ich habe nicht das Gefühl, ständig mit Infos darüber in den Medien zugeschüttet zu werden, und wenn, dann nur auf spezifischen Kanälen. Aber irgendwie wissen Leute darüber Bescheid und das ist erstmal cool. Leider sind den Nicht-Betroffenen die Details eben doch nicht bekannt und sie denken, jeder zweite Diabetiker sei bereits damit ausgestattet und müsste sich um nichts mehr selber kümmern. Das macht einen „Wow-Moment“ bei mir, weil ich überrascht bin, dass sie Dinge über das „Closed Loop“-System oder die künstliche Bauchspeicheldrüse gehört haben, und einen „Wow-Moment“ bei meinem Gegenüber, weil die Person erfährt, was ich nach wie vor alles bedenken und managen muss.
Magst Du alle Teile der Serie lesen? Dann geht es hier weiter:
Teil #1, Teil #2, Teil #3, Teil #4, Teil #5.1, Teil #5,2, Teil #6 und Teil 7
9 Minuten
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