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10 Fragen und Antworten zur Unterzuckerung
10 Minuten
 
											Jeder Mensch ist anders, jeder Diabetes auch – und erst recht jede Unterzuckerung. Trotzdem gibt es Gemeinsamkeiten, Ansätze, Möglichkeiten, den Hypoglykämien zu begegnen, ihnen entgegenzutreten, ihre Anzahl zu reduzieren. Diese 10 Punkte sollen dabei helfen.
❶ Ab wann spricht man von einer Unterzuckerung?
Die Definition einer Unterzuckerung (Hypoglykämie, „Hypo“) ist gar nicht so einfach, da die Anzeichen dafür nicht immer gleich sind. Auch der Blutzuckerbereich, bei dem die ersten Anzeichen auftreten, kann sich je nach Blutzuckerverlauf ändern. Vielleicht haben Sie selbst schon bemerkt, dass Sie die ersten Anzeichen einer Hypoglykämie erst bei niedrigeren Blutzuckerwerten feststellen, wenn Sie in den letzten Tagen häufiger niedrige Werte oder Unterzuckerungen hatten. Umgekehrt kann es sein, dass Sie Anzeichen einer Unterzuckerung bereits spüren, wenn Sie über eine längere Zeit eher erhöhte Werte hatten.
Die Schwelle, ab wann Anzeichen einer Unterzuckerung auftreten, ändert sich also, und das macht es schwierig, einen genauen Schwellenwert für eine Hypoglykämie zu definieren. Daher existieren unterschiedliche Definitionen:
- Die amerikanische Diabetes-Gesellschaft empfiehlt, unabhängig von Hypoglykämieanzeichen jeden Glukosewert unter 70 mg/dl (3,9 mmol/l) als eine Hypoglykämie zu klassifizieren. Die Begründung: Bei gesunden Personen wird ab diesem Wert das Hormon Insulin gehemmt und die Ausschüttung des Gegenspielers Glukagon aktiviert.
- Europäische Diabetesfachleute halten diesen Wert oft für zu hoch und schlugen vor, ab einem Glukosewert von unter 63 mg/dl (3,5 mmol/l) von einer Unterzuckerung zu sprechen.
- Da durch kontinuierliche Glukosemessung festgestellt wurde, dass niedrige Glukosewerte sehr häufig vorkommen, wurde von einer internationalen Expertengruppe vorgeschlagen, Glukosewerte unter 54 mg/dl (3,0 mmol/l), die über 15 Minuten andauern, als hypoglykämischen Bereich zu klassifizieren.
Aktuell untersucht ein Forschungsprojekt der EU (hypo-resolve.eu), ob eine Harmonisierung der unterschiedlichen Grenzwerte möglich ist. Immer wird jedoch von zwei unterschiedlichen Formen der Unterzuckerung gesprochen – je nachdem, ob Sie sich in einer Unterzuckerung noch selbst helfen können oder auf die Hilfe anderer angewiesen sind.
Leichte Unterzuckerung
Achtung, aufgepasst: Wenn Sie Anzeichen einer Unterzuckerung spüren oder einen niedrigen Glukosewert messen und sich die niedrigen Werte nach einer gewissen Zeit wieder normalisieren, spricht man von einer leichten Unterzuckerung. Wichtig ist, dass Sie bei den ersten Anzeichen sofort reagieren und durch rasch wirkende schnelle KEs/BEs den Blutzuckerabfall stoppen. Leichte Unterzuckerungen sind bei einer guten Blutzuckereinstellung nicht gänzlich zu vermeiden. Bei den meisten Menschen mit Typ-1-Diabetes kommen leichte Unterzuckerungen mehrmals pro Woche vor.
Schwere Unterzuckerung
Vorsicht, Gefahr: Bei einer schweren Unterzuckerung können Sie sich selbst nicht mehr helfen. Entweder sind Sie noch ansprechbar, können aber keine schnell wirksamen Kohlenhydrate mehr essen oder trinken – dann können Angehörige oder andere Personen Sie durch das Verabreichen von Kohlenhydraten aus der Unterzuckerung retten. Sie sollten daher Angehörigen, engen Freunden oder Arbeitskollegen sagen, was sie in dieser Situation tun sollen.
In einer Unterzuckerung können Sie auch bewusstlos werden, selten auch einen Krampfanfall bekommen. Jetzt ist schnelles Handeln gefragt. Durch das Spritzen von Glukagon gelingt es fast immer, diesen Zustand zu beenden. Die Handhabung der Glukagonspritze muss vorher eingeübt werden, damit Angehörige oder andere Personen Bescheid wissen. Ein herbeigerufener Arzt spritzt flüssigen Zucker (30 – 60 ml 40-prozentige Glukose) direkt in die Vene, was den Blutzucker sehr schnell wieder steigen lässt.
❷ Kann Glukagon problemlos von Angehörigen gespritzt werden?
Das Spritzen von Glukagon bei einer schweren Unterzuckerung ist bei richtiger Handhabung ungefährlich und kann auch von Laien durchgeführt werden. Nur keine Angst, da kann nichts passieren! Allerdings sollten Angehörige wissen, wie die Spritze funktioniert, denn in einer Notsituation fällt es naturgemäß schwer, die Gebrauchsanweisung zu lesen.
Lagerung
Die Glukagonspritze sollten Sie im Kühlschrank lagern. Wenn Sie die Spritze auf Reisen mitnehmen oder am Arbeitsplatz aufbewahren, müssen Sie wie beim Insulin darauf achten, das Glukagon nicht zu tiefen oder hohen Temperaturen auszusetzen. Sie sollten die Spritze immer bei sich haben, wenn ärztliche Hilfe nicht leicht verfügbar ist (z. B. Bergwanderung, Urlaub im Ausland) und andere Personen Ihnen damit in einer schweren Unterzuckerung helfen könnten.
Verfallsdatum
Da die Glukagonspritze nur selten gebraucht wird, ist es ratsam, regelmäßig das Verfallsdatum zu prüfen.
Spritzstelle und Spritzen
Geeignete Einstichstellen sind Schenkel und Gesäß. Im Notfall kann Glukagon direkt durch die Kleidung gespritzt werden. Das Spritzen ist nicht ganz so einfach, wie man es sich wünschen würde. Zuerst wird die Sicherheitskappe von der Durchstechflasche und der Spritze entfernt, dann das Lösungsmittel in die Flasche gespritzt und die Flasche geschwenkt, bis eine klare Lösung entsteht. Die Spritze bleibt dabei im Fläschchen. Danach wird die Lösung in die Spritze aufgezogen, ggf. noch eine Luftblase entfernt und das Glukagon gespritzt.
Glukagon wirkt
Wenn Sie nach einer Glukagonspritze wieder zu sich kommen, sollten Sie mindestens zwei schnelle KEs/BEs zu sich nehmen, damit der Blutzucker weiter ansteigt. Es kann vorkommen, dass Glukagon Übelkeit auslöst. Trotzdem sollten Sie versuchen, möglichst gut verträgliche, schnelle KEs/BEs zu trinken (z. B. Cola) oder zu essen. Nach einer schweren Unterzuckerung ist es wichtig, engmaschig den Blutzucker zu kontrollieren, um sicherzugehen, dass er wirklich ansteigt.
Glukagon wirkt nicht
Zeigt die Glukagonspritze nach ca. 10 Minuten keine Wirkung, sollte unbedingt der Notarzt gerufen werden. Die Glukagonspritze wirkt nur sehr schlecht bzw. überhaupt nicht, wenn Sie reichlich Alkohol getrunken haben. Auch nach ausgiebiger körperlicher Bewegung kann die Wirkung eingeschränkt sein.
❸ Wie entstehen Unterzuckerungen?
Wenn sich im Körper zu viel Insulin, jedoch zu wenig Zucker befindet, entstehen niedrige Glukosewerte. Es gibt eine ganze Reihe von Ursachen, warum die Glukosewerte in den Keller rauschen. Daher ist es auch nicht ganz einfach Unterzuckerungen zu vermeiden.
Zu viel Insulin gespritzt (oder bei Typ-2-Diabetes Medikamente wie Sulfonylharnstoffe, Glinide eingenommen): Die Hypogefahr steigt, wenn Sie gleichzeitig zu wenig gegessen oder sich zu stark bewegt haben.
Zu wenig gegessen: Wenn Sie im Verhältnis zur Insulinmenge zu wenige KEs/BEs gegessen oder getrunken haben.
Zeitabstand zwischen Spritzen und Essen: Wenn Sie kurzwirksames Insulin vor dem Essen gespritzt (oder bei der Pumpe Insulin abgegeben) haben und zu lange warten, wirkt es bereits, ohne dass die Kohlenhydrate der Mahlzeit in die Blutbahn gelangen; der Zucker rauscht nach unten. Achtung auch bei fettreichem Essen (z. B. Pizza), wenn das Insulin bereits im Blut ist, die Kohlenhydrate hingegen noch nicht.
Körperliche Bewegung: Bewegung wirkt meist blutzuckersenkend; die Wirkung hält bei intensiver Bewegung lange danach an. Bei der Dosierung des Insulins vor und nach der Bewegung muss dies berücksichtig werden (auch bei der Einnahme von Sulfonylharnstoffen, Gliniden etc.!).
Alkohol: Kann kurzfristig den Blutzucker erhöhen; einige Zeit nach dem Alkoholgenuss kommt es zum Blutzuckerabfall. Denken Sie immer, wenn Sie Alkohol trinken, daran, vorsorglich am besten langwirkende KEs/BEs zu sich zu nehmen. Dies gilt gerade beim Genuss kohlenhydratfreier/-armer Getränke wie trockenen Wein. Achten Sie nach Alkholgenuss vor allem auf nächtliche Hypos!
Insulin verwechselt: Wenn Sie statt langwirksamen Insulins das kurzwirksame gespritzt haben, müssen Sie anschließend eine größere Menge Kohlenhydrate zu sich nehmen, um eine schwere Unterzuckerung zu vermeiden.
Insulin in den Muskel gespritzt: Wenn Sie beim Spritzen einen Muskel getroffen haben, gelangt das Insulin schneller ins Blut. Besonders stark ist diese Wirkung, wenn der Muskel durch Bewegung (z. B. Fahrradfahren) erwärmt ist. Passiert dies, sollten Sie sofort mit dem Essen beginnen und in den nächsten Stunden den Blutzucker engmaschig überprüfen.
Veränderter Insulinbedarf: Insulin wirkt tageszeitlich abhängig von noch anderen Faktoren unterschiedlich stark. Besonders in der Nacht (vor allem zwischen Mitternacht und 3 Uhr) wirkt Insulin sehr gut und senkt den Blutzucker stärker als tagsüber. Vor dem Schlafengehen oder nachts sollten Sie daher erhöhte Blutzuckerwerte eher vorsichtig korrigieren.
Glukosemessung: Ein Blutzuckermessgerät sollte immer wieder mal überprüft werden. Bei CGM dürfen Sie die Kalibrationsmessungen nicht vergessen und auch bei Flash Glukose Monitoring sollten Sie Kontrollmessungen durchführen, wenn Sie das Gefühl haben, dass die Werte nicht stimmen.
Hitze: Insulin wirkt bei warmen Temperaturen (z. B. im Sommer, Sauna) schneller … Insulinbolus evtl. später spritzen.
Erkrankungen (Durchfall, Erbrechen): Nur ein Teil der aufgenommenen Kohlenhydrate gelangt in die Blutbahn, der Blutzucker kann rasch abfallen, wenn Sie bereits Insulin gespritzt haben. (Achtung auch bei Nervenschädigung im Magen).
Medikamente (wie Betablocker): Eventuell werden Zeichen einer Hypoglykämie nicht erkannt. Bei neuen Medikamenten den Beipackzettel lesen!
❹ Welche Medikamente können Unterzuckerungen verursachen? Wie hoch ist das Risiko?
Sulfonylharnstoffe, Glinide und Insulin können Unterzuckerungen verursachen
| Medikamente zur Diabetesbehandlung, die eingenommen werden | ||
| Hauptwirkung | Hypo-Risiko | |
| Alpha-Glukosidase-Hemmer (Acarbose) | Acarbose hemmt ein Enzym, welches die Aufspaltung von Zucker im Darm bewirkt, wodurch ein Anstieg der Blutzuckerwerte nach den Mahlzeiten vermindert wird. | nein | 
| Biguanide (Metformin) | Metformin hemmt vor allem die Neubildung von Glukose in der Leber. | nein | 
| Thiazolidindione (Glitazone) | Glitazone bewirken eine Erhöhung der Insulinempfindlichkeit im Fettgewebe, der Muskulatur und der Leber. | nein | 
| DPP-4-Inhibitoren (Gliptine) | Gliptine verhindern durch Hemmung des Enzyms Dipeptidylpeptidase-4 (DPP-4) den Abbau des Hormons Glucagon-like Peptide 1 (GLP-1). Dieses Darmhormon führt nach Nahrungsaufnahme in Abhängigkeit vom Blutzuckerspiegel zu einer Steigerung der Insulinausschüttung. | nein | 
| SGLT-2-Inhibitoren | SGLT-2-Inhibitoren fördern die Ausscheidung von Glukose über die Nieren und führen somit zu einer Senkung des Blutzuckers. | nein | 
| Sulfonylharnstoffe | Sulfonylharnstoffe bewirken eine blutzuckerunabhängige Freisetzung von Insulin. | ja | 
| Glinide (Sulfonylharnstoff-Analoga) | Glinide bewirken eine blutzuckerunabhängige Freisetzung von Insulin. | ja | 
| Medikamente zur Diabetesbehandlung, die gespritzt werden | ||
| Hauptwirkung | Hypo-Risiko | |
| Inkretin-Mimetika (GLP-1-Rezeptor-Agonisten) | Inkretin-Mimetika bewirken eine Steigerung der Insulinausschüttung nach Nahrungsaufnahme in Abhängigkeit vom Blutzuckerspiegel. | nein | 
| Insulin | Gespritztes Insulin kann zu einer zu starken Absenkung des Blutzuckerspiegels und damit zu einer Hypoglykämie führen. | ja | 
Auch Medikamente (z. B. bestimmte Betablocker, die v. a. gegen hohen Blutdruck und bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen verordnet werden) können dazu führen, dass die Anzeichen einer Unterzuckerung wie Unruhe, Zittern oder Herzklopfen schlechter erkannt werden. Wenn Sie ein neues Medikament verordnet bekommen, sollten Sie den Beipackzettel lesen, ob dort etwas über mögliche Neben- oder Wechselwirkungen wie Unterzuckerungen steht.
❺ Welche Anzeichen kündigen eine Hypoglykämie an?
Alarmanzeichen: Ist im Körper ein Überschuss an Insulin, fällt der Blutzucker ab. Sinkt der Blutzucker, sendet die Nebenniere bei intakter Hypowahrnehmung bei Werten unter 70 mg/dl (3,9 mmol/l) Stresshormone aus. Diese sollen Sie warnen, dass der Blutzucker abfällt.
Diese Alarmanzeichen (oder „autonomen“ oder „adrenergen“ Symptome) ähneln den Anzeichen, die Sie vielleicht aus richtig stressigen Situationen kennen, nämlich: Schwitzen, Zittern, Herzklopfen, Aufgeregtsein, innere Unruhe. Diese Stresshormone aktivieren die Leber, Zucker zu produzieren und in die Blutbahn abzugeben, damit der Blutzuckerabfall gestoppt wird und der Zucker wieder ansteigt. Außerdem sorgen bestimmte Stresshormone dafür, dass Insulin nicht mehr so gut an der Körperzelle wirkt, ein weiterer Blutzuckerabfall wird somit erschwert. Voraussetzung: Der Insulinüberschuss im Körper ist nicht zu groß.
Mangelanzeichen: Da das Gehirn für seine Tätigkeit sehr viel Energie in Form von Zucker braucht, wird die Leistung des Gehirns durch einen Unterzucker deutlich eingeschränkt.
Erkennen können Sie das an den typischen Mangelanzeichen („neuroglukopenische Symptome“):
- Konzentrationsschwierigkeiten,
- Denkstörungen,
- Schwierigkeiten zu sprechen,
- Koordinationsprobleme, Gangunsicherheit,
- Sehstörungen,
- Kraftlosigkeit,
- Verlangsamung,
- Veränderung der Stimmung, die von Gleichgültigkeit, Niedergeschlagenheit bis zu einer gehobenen Stimmung reichen kann.
Auch bei einer sehr schweren Unterzuckerung versucht der Körper, diesen Zustand durch die Freisetzung von Leberzucker und die Einschränkung der Insulinwirkung zu beenden. Zumeist hat das auch Erfolg und die Bewusstlosigkeit ist nur kurz. Es hilft auch, dass Insulin nur eine beschränkte Zeit wirkt, so dass eine schwere Unterzuckerung nach einer gewissen Zeit meist von allein aufhört. Trotzdem ist dies eine gefährliche Situation!
❻ Was tun in einer Unterzuckerung?
Routinen entwickeln
Immer schnelle „Hypo“-KEs/-BEs dabeihaben. Also: Diese möglichst immer am ähnlichen Ort deponieren: in der rechten Hosentasche, im Nachttisch, in der Fahrerkonsole etc. Und: „Hypo“-KEs/BEs sollten leicht zu handhaben und nicht schwierig auszupacken sein.
Hypoglykämie-Anzeichen: Sofort handeln
Die beiden wichtigsten Grundsätze bei der Behandlung einer Unterzuckerung:
- „Erst essen, dann messen!“ Verschwenden Sie keine Zeit, die Ihnen zur schnellen Behandlung der Hypoglykämie bleibt, mit der Glukosemessung. Wenn Sie Zeichen einer Unterzuckerung spüren – sofort handeln!
- „Nicht kleckern, sondern klotzen!“ Essen oder trinken Sie mindestens zwei schnelle „Hypo“-KEs/BEs, bei schweren Unterzuckerungen auch mehr: 4 Plättchen Traubenzucker, 0,2 l Saft, Limo, Cola (kein „Light“!), 12 Gummibärchen oder „flüssigen Traubenzucker“ (z. B. Sport-Gels mit ca. 2,5 KE/BE pro Stück). „Hypo“-KEs/BEs lassen die Glukose schnell steigen und enthalten kein Fett und keine Ballaststoffe.
 
 Faustregel: 1 KE/BE hebt den Glukosespiegel um 30 – 40 mg/dl (1,7 – 2,2 mmol/l) an. Damit die Glukose nicht wieder absinkt, sollten Sie noch eine langsame KE/BE (z. B. Brotscheibe) zu sich nehmen.
Nach der „Hypo“: Messen und forschen
Messen Sie 10 – 15 Minuten danach: Wirken die „Hypo“-KEs/BEs? Liegt die Glukose immer noch zu tief, dann nochmals 2 „Hypo“-KEs/BEs zu sich nehmen, nach 15 Minuten erneut messen. Erst wenn die Glukose über 100 mg/dl (5,6 mmol/l) liegt, können Sie davon ausgehen, dass die Hypoglykämie behoben ist und der Zucker nicht erneut absinkt. Wichtig: Wie kam es dazu? Wie können Sie die Situation künftig vermeiden?
❼ Nächtliche Unterzuckerungen vermeiden – wie?
Während Sie tagsüber erste Zeichen einer Unterzuckerung spüren können, fällt dies in der Nacht viel schwerer. Zudem ist die Insulindosierung während der Nacht nicht einfach: Nach Mitternacht haben Sie eine hohe Insulinempfindlichkeit und sind besonders gefährdet, eine Unterzuckerung zu bekommen. Gegen Morgen ist es genau umgekehrt: Wenn Sie das Insulin deshalb zum Vermeiden einer Unterzuckerung während der Nacht reduzieren, könnte es Ihnen am Morgen fehlen.
Empfehlungen zur Vermeidung nächtlicher Unterzuckerungen:
Höhere Blutzuckerzielwerte am Abend
Vor dem Einschlafen sollte Ihr Blutzucker nicht unter 120 mg/dl (6,7 mmol/l) liegen. Wenn Sie öfters nächtliche Unterzuckerungen haben, könnten auch höhere Blutzuckerzielwerte am Abend sinnvoll sein.
Vorsicht bei Insulinkorrekturen
Ist Ihr Blutzuckerwert vor dem Einschlafen erhöht, sollten Sie Insulinkorrekturen möglichst vermeiden bzw. nur sehr vorsichtig durchführen. Nachts reagiert der Körper auf Insulin sehr empfindlich, daher kann es leicht zu Unterzuckerungen kommen.
„Hypo“-KEs/-BEs griffbereit
Wenn Sie schlaftrunken wegen einer Unterzuckerung aufwachen, sollten Sie sofort schnelle KEs/BEs zu sich nehmen können: Es ist sinnvoll, diese immer am selben Ort zu haben, damit Sie nicht erst überlegen müssen, wo sie sind. Auch ein Messgerät sollte griffbereit sein. Überlegen Sie vor dem Zubettgehen auch, ob es bei Ihnen Gründe für ein erhöhtes nächtliches Unterzuckerungsrisiko gibt – etwa weil Sie Alkohol getrunken oder sich besonders viel bewegt haben. In dem Fall sollten Sie vorsichtshalber noch eine langwirksame KE/BE zu sich nehmen.
❽ Hypoglykämien schlecht wahrnehmen?
Fast jeder 3. Mensch mit Typ-1-Diabetes und jeder 8. insulinbehandelte Typ-2-Diabetiker ist von einer „Hypo“-Wahrnehmungsstörung betroffen.
Hier wichtige Empfehlungen:
Hypoglykämie-Wahrnehmungstraining
Solche Trainings werden von einigen diabetologischen Praxen oder in Krankenhäusern angeboten. In Schulungsprogrammen wie Hypos – Hypoglykämie, positives Selbstmanagement erfahren Sie, wie Sie Ihre Wahrnehmung verbessern können.
Optimierung der Diabetestherapie
Es gibt Optionen wie die Wahl eines anderen Insulins, eine höhere Glukosemessfrequenz, andere Zielwerte, die helfen, das Risiko zu minimieren. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt!
Niedrige Werte und Hypoglykämien strikt vermeiden!
Häufige niedrige Glukosewerte senken die Schwelle, ab der Unterzuckerungen wahrgenommen werden („Unterzuckerungen machen Unterzuckerungen!“). Ein Weg aus dem Dilemma ist das konsequente Vermeiden niedriger Werte, vor allem nachts. Wenn dies über Wochen gelingt, erhöht sich die Schwelle wieder, ab der eine Hypoglykämie wahrgenommen wird.
Einsatz von Technik
Insulinpumpen verringern das Unterzuckerungsrisiko. Besonders gut gelingt dies bei Insulinpumpen mit integrierter kontinuierlicher Glukosemessung (CGM), die vor Hypoglykämien warnen. Neuere Pumpenmodelle mit CGM unterbrechen bei stark absinkenden Blutglukosewerten eigenständig die Insulininfusion für eine gewisse Zeit und minimieren somit das Hypoglykämierisiko sehr stark. CGM-Systeme können auch ohne Pumpe verwendet werden und haben gezeigt, dass sich damit leichte und schwere Hypoglykämien vermeiden lassen. Auch der FreeStyle Libre kann eine gute Unterstützung sein.
Schulung der Angehörigen
In einer Schulung können die Angehörigen lernen, welche Anzeichen besonders gut auf eine Unterzuckerung hinweisen und wie sie sich verhalten sollten, damit dies als tatsächliche Hilfe angenommen werden kann.
❾ Wie gefährlich sind „Hypos“?
Bei Unterzuckerungen, die sie nicht oder zu spät bemerken oder bei denen Sie auf die Hilfe anderer angewiesen sind, besteht in bestimmten Situationen immer die Gefahr, dass Sie sich selbst oder andere gefährden– wie beim Autofahren, beim Schwimmen, bei Arbeiten in großen Höhen oder mit gefährlichen Maschinen. Auch können Sie sich bei einer schweren Unterzuckerung selbst verletzen, indem Sie zum Beispiel stürzen. Normalerweise hat die Leber auch noch Zuckerreserven für den Notfall; sie können ausgeschüttet werden, wenn der Blutzucker bedrohlich abfällt. Dieser Mechanismus klappt nicht bei starkem Alkohol- oder Drogenkonsum – daher können schwere Unterzuckerungen hier lebensbedrohlich werden.
Nicht abschließend geklärt ist die Frage, ob häufige Unterzuckerungen das Gehirn schädigen oder eine Demenz fördern. Vorsichtig sollten aber auf jeden Fall Menschen mit Augenerkrankung (Retinopathie) sein: Schwere Unterzuckerungen können eine Retinopathie verschlimmern. Das gilt auch für Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da Unterzuckerungen zu Herzrhythmusstörungen führen können, welche bei einem vorgeschädigten Herzen nach Möglichkeit vermieden werden sollten.
❿ Wie lassen sich Hypoglykämien zukünftig besser vermeiden?
Medikamente, Insulin
Es gibt mittlerweile viele Diabetesmedikamente ohne Unterzuckerungsrisiko. Auch haben einige neuere Insuline zeigen können, dass durch bessere Wirkprofile die Zahl der Hypoglykämien vermindert werden konnte. Intensiv geforscht wird auch an intelligenten „smarten Insulinen“, die Insulin nur freisetzen, wenn der Blutzucker ansteigt. Zur Notfallbehandlung wird auch bald ein Glukagonspray zugelassen.
Messgeräte
Systeme messen präzise den Blutzucker; teils wird schon hingewiesen auf eine drohende Unterzuckerung oder es wird ein Muster von Werten gemeldet, welches das Unterzuckerungsrisiko erhöht.
Kontinuierliche Glukosemessung
Alle Messverfahren zur Messung der kontinuierlichen Glukose verbessern sich rasant, werden immer genauer und bedienungsfreundlicher und aufgrund der starken Verbreitung auch preisgünstiger. Gut für die Warnung vor Hypoglykämien!
Insulinpumpen …
… werden immer mehr zu Plattformen unterschiedlicher Informationen wie der kontinuierlichen Glukosemessung (CGM), dem verabreichten Insulin oder dem Ausmaß an körperlicher Bewegung; mit Hilfe von Algorithmen werden sie künftig eigenständig den Diabetes steuern. Schon jetzt zeigen Studien, dass dies schon recht gut klappt und eine realistische Zukunftsoption ist.
Automatisierte Therapie-Überprüfung
Zukünftig wird es mit Hilfe von Algorithmen, Big-Data-Analysen und Methoden der künstlichen Intelligenz noch einfacher, Therapieverläufe auch für Patienten einfach zu überprüfen und Hinweise für eine Optimierung der Therapie zu geben. Damit können Ursachen für Hypoglykämien besser erkannt und auf Knopfdruck Hinweise zum Vermeiden von Unterzuckerungen gegeben werden.
- Auf die Einstellung kommt es an
- 10 Fragen und Antworten zur Unterzuckerung
- CGM verhindert Unterzuckerungen
von Prof. Dr. phil. Bernhard Kulzer 
Diabetes Zentrum Mergentheim, 
Forschungsinstitut Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), 
97980 Bad Mergentheim
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (11) Seite 20-26
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	insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Tagen, 6 Stunden Hallo Zusammen, 
 ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
 Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
 Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
 Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
 Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
 Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
 Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
 Wenn ´s weiter nichts ist… .
 Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
 Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
 Nina
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	gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 4 Tagen Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort. 
 Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
 Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
 Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
 Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
 Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
 Danke schonmal im Voraus- 
	
	darktear antwortete vor 1 WocheHallo, Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen. 
 Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
 Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra 
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	moira antwortete vor 4 Tagen, 1 StundeHallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG 
 
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	hexle postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist. - 
	
	lena-schmidt antwortete vor 1 Woche@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps? 
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	connyhumboldt antwortete vor 2 Tagen, 1 StundeBesorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen! 
 
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