Annas Shirts tragen die Lösung in sich

4 Minuten

© AnnaPS
Annas Shirts tragen die Lösung in sich

Anna Sjöberg hat seit 1998 Typ-1-Diabetes – und sie ist die Gründerin von AnnaPS. Das Unternehmen stellt Kleidung für Menschen mit Diabetes her. Im Diabetes-Journal erzählt sie von ihren Plänen und verrät, welche ihrer AnnaPS-Produkte sie selbst am liebsten trägt.

Kleidungsstücke mit integrierten Taschen, in denen die Pumpe und weiteres Diabetes-Equipment sicher und immer greifbar verstaut sind, ohne z. B. noch eine Extra-Pumpentasche verwenden zu müssen – das suchte Anna Sjöberg, konnte genau solche Kleidung aber nirgendwo finden. Mittlerweile produziert sie sie selbst, und zwar für Frauen, Männer und Kinder. Was ist ihr dabei besonders wichtig, und welche Ziele verfolgen sie und ihr Team, zu dem auch ihr Mann Per gehört?

Diabetes-Journal (DJ): Anna, was ist dir bei der Entwicklung von AnnaPS-Produkten wichtig?
Anna Sjöberg:
Ich liebe Kleidung, die gut geschnitten, qualitativ hochwertig und damit langlebig ist und die umweltfreundlich hergestellt wurde – Kleidung, die die Menschen stärkt. Und: Ich will meine Insulinpumpe nicht spüren. Ich möchte zudem sicher sein, dass meine Pumpe nicht herunterfällt oder sich der Schlauch irgendwo verhakt. Die Pumpe sollte auch immer gut erreichbar sein. Und ich möchte Kleidung aller Art tragen können.

Es ist zudem wichtig für mich, immer zu wissen, wo mein Diabetes-Zubehör ist, und es schnell zur Hand zu haben, wenn ich es brauche. Alle diese Punkte habe ich im Kopf, wenn ich Kleidung für AnnaPS entwickle. Ich freue mich, dass sie für viele Menschen mit Dia­betes im Alltag eine große Unterstützung und auch Problemlöser ist. Meine Mission ist es, alles zu tun, was ich kann, um das Leben mit Diabetes zu erleichtern.

DJ: Arbeitest du derzeit an neuen Produkten? Wenn ja, an welchen?
Sjöberg:
Ich denke immer über neue Ideen und Produkte nach. Mein Traum ist es, Tops für Schwangere, Sportbekleidung und außerdem tolle Gürtel herzustellen. Aber es kostet viel Geld, Neues zu entwickeln, also muss ich schrittweise vorgehen. Es wäre wunderbar, einen Investor zu haben und so die Entwicklung beschleunigen zu können. Letztes Jahr haben wir uns sehr bemüht, unsere Tops zu verbessern und auch einige neue Styles hinzugefügt. Wir haben außerdem weitere farbenfrohe Styles in unser Sortiment aufgenommen.

DJ: Welches AnnaPS-Produkt ist bei den Kunden am beliebtesten? Und welche Teile ziehst du am liebsten an?
Sjöberg:
Eigentlich ist es so, dass das, was ich selbst am liebsten trage, auch bei den Kunden am beliebtesten ist. Ich trage sehr oft unser Tanktop und immer unsere Hüftslips. Über dem Tanktop kann jeder seine ganz normale Kleidung tragen und gleichzeitig ganz leicht auf das Diabetes-Equipment zugreifen.

Die Kunden und auch ich selbst lieben den Stoff, eine umweltfreundliche Viskose namens Tencel. Der Stoff ist wirklich weich und bequem. Das Tanktop macht im täglichen Leben und beim Sport alles mit. Und der Hüftslip ist nachts absolut notwendig …

Die Kunden schlafen gerne mit der Pumpe in der Tasche, die in den Slip integriert ist. Sie erzählen mir so viele schöne Geschichten darüber, wie dankbar sie sind, dass sie nachts nicht von der Pumpe gestört werden und nicht einmal an die Pumpe denken müssen, wenn sie aus dem Bett steigen. Diese Rückmeldungen geben mir innerlich ein ganz warmes Gefühl und motivieren mich, dieses Projekt fortzusetzen. Den Menschen zu helfen, besser schlafen zu können, bedeutet so viel!


Video: Anna Sjöberg präsentiert den Gebrauch eines Bikinis aus ihrer Kollektion


DJ: Werden neu entwickelte Kleidungsstücke getestet, bevor sie auf den Markt kommen?
Sjöberg:
Ich teste neue Produkte immer sehr sorgfältig selbst und lasse auch andere Diabetiker auf der ganzen Welt die Produkte testen und kommentieren. Viele der in den Kleidungsstücken integrierten Lösungen kommen von anderen Menschen mit Typ-1-Diabetes, aber auch von Krankenschwestern oder Pumpenherstellern.

Unsere Produkte werden von Pumpenherstellern sehr gründlich auf Funktionalität und Qualität getestet. Ich liebe es, neue Anregungen zu bekommen, und bin dafür sehr dankbar, weil sich dadurch oft eine noch bessere Lösung finden lässt.

DJ: Wo wird die Kleidung von AnnaPS hergestellt?
Sjöberg:
Das meiste wird in Europa hergestellt, und zwar innerhalb einer Entfernung von etwa 500 Kilometern von uns. Der Stoff wird in Schweden produziert und dann nach Estland verschifft, wo er umweltfreundlich gefärbt wird. Genäht werden die Kleidungsstücke in Lettland und kommen dann mit der Fähre zurück zum AnnaPS-Lager in Schweden.

Einige unserer Kleidungsstücke werden auch von einer dänischen Firma in deren Werk in Vietnam hergestellt; sie kommen dann auch per Fähre zu unserem Lager. Wir haben hart daran gearbeitet, für alles Lieferanten zu finden, die ihren Mitarbeitern gute Arbeitsbedingungen bieten und hohe Umweltstandards einhalten.

DJ: Was ist das Besondere an Tencel, also dem Stoff, der für die meisten AnnaPS-Produkte verwendet wird?
Sjöberg:
Tencel ist ein Stoff ähnlich der Viskose und wird umweltfreundlich aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz hergestellt. Alle in der Produktion von Tencel verwendeten Chemikalien sind nach der EU-Umweltverordnung REACH zugelassen und werden in einem geschlossenen System wiederverwendet. Es bleiben keine Chemikalien im Gewebe zurück. Tencel gilt als der Stoff, der am besten für Säuglinge geeignet ist. Tencel glänzt wie Seide, ist weich wie Baumwolle und atmungsaktiv wie Wolle. Ich liebe diesen Stoff. Er ist ein bisschen teurer, aber die Qualität und die Funktionalität sind fantastisch.

Wer Shirt und Slip von AnnaPS trägt, kann sehr viel Diabetes-Equipment unterbringen.

DJ: Wenn AnnaPS-Kleidung so behandelt wird wie auf dem Waschzettel angegeben – wie lange hält sie dann?
Sjöberg:
Als ich die Kleidungsstücke entwickelt habe, wusste ich, dass der Stoff ganz schön was aushalten muss, weil ja z. B. auch Insulinpumpen darin herumgetragen werden. Also habe ich mein Bestes getan, um alle Schwachstellen zu beseitigen. Die Unterwäsche von AnnaPS ist beispielsweise sehr haltbar. Ein großes Unternehmen aus Deutschland, das im Bereich Diabetes aktiv ist, hat unsere Kleidung 1 000 Mal gewaschen. Das Ergebnis: Sie war danach noch in Ordnung.

DJ: Faire Arbeitsbedingungen und eine umweltfreundliche Produktion sind bei AnnaPS sehr wichtig. Warum?
Sjöberg:
Ich interessiere mich allgemein für die Menschen und unseren Planeten. Deshalb bemühe ich mich darum, dass jeder die Möglichkeit hat, gesund zu leben. Das ist mir einfach wichtig.

DJ: Liebe Anna, vielen Dank für das Gespräch.


Interview: Nicole Finkenauer

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (6) Seite 10-11

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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