Auch bei Schwangerschaftsdiabetes: Hafer wirkt sich regulierend auf den Blutzucker aus

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Auch bei Schwangerschaftsdiabetes: Hafer wirkt sich regulierend auf den Blutzucker aus

Eine neue Studie zeigt, dass Hafer nicht nur bei Typ 2-Diabetes, sondern auch bei Schwangerschaftsdiabetes den Blutzucker signifikant senken kann. Die Wirkung von Hafer auf Cholesterin- und Blutzuckerspiegel ist durch Studien wissenschaftlich gut belegt. Zahlreiche diabetologische Praxen setzen bei Ihren Patientinnen Hafertage als diätetische Kurzzeittherapie ein, um die Insulinresistenz zu durchbrechen. Die Studie zeigt, dass zum Beispiel Haferkleie hier einen effektiven Ernährungsbaustein darstellt. Weitere Eigenschaften des Hafers unterstützen ebenfalls die Ernährung in der Schwangerschaft.

Von Schwangerschaftsdiabetes (in der Fachsprache Gestationsdiabetes mellitus) waren in Deutschland im Jahr 2019 54.000 schwangere Frauen betroffen. Dies entspricht 7,3 Prozent der Entbindungen. Das Vorkommen von Schwangerschaftsdiabetes hat sich seit 2013 um 2,7 Prozentpunkte erhöht, was unterschiedliche Ursachen hat, so z. B. die Aufnahme des Screenings als Kassenleistung, ein höheres Alter der werdenden Mütter und eine höhere Anzahl an übergewichtigen Frauen. Diese Diabetesform geht nach der Geburt meist weg, birgt jedoch das Risiko für Komplikationen bei der Geburt und das Risiko für die Mutter, später an Diabetes Typ 2 zu erkranken.

Ergebnisse der neuen Studie von 2021

In der im Jahr 2021 publizierten randomisierten kontrollierten Studie der Universität Ahvaz (Iran) wurde erstmals die Wirkung von Hafer auf Schwangerschaftsdiabetes untersucht. Diese klinische Studie hat dadurch einen besonderen Stellenwert. Sie bestätigt den Effekt des Hafers zur Senkung des Blutglukosespiegels und zum Durchbrechen der Insulinresistenz, der bereits vielfach bei Diabetes Typ 2 bewiesen wurde, und dehnt ihn auf eine weitere Diabetesform aus.

112 Probandinnen mit Schwangerschaftsdiabetes wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Beide Gruppen hielten über vier Wochen dieselbe Diät ein, eine Gruppe nahm zusätzlich täglich insgesamt 30 Gramm Haferkleie verteilt auf Mittag- und Abendmahlzeit zu sich. Vor dem Beginn sowie zwei und vier Wochen nach Start der Intervention wurden die Nüchternblutglucose- und die postprandialen (zwei Stunden nach Frühstück) Blutzuckerwerte gemessen.

Beide Werte waren bei den Probandinnen, die täglich 30 Gramm Haferkleie verzehrt haben, nach der Intervention um 19 bzw. 33 Prozent gesunken und damit signifikant niedriger als bei den Probandinnen in der Kontrollgruppe.

Die Werte im Einzelnen:

Bei der Haferkleie-Gruppe sank der Nüchternblutzucker nach vier Wochen um 19,2 Prozent (von 104,69 auf 84,59), während er bei der Kontrollgruppe ohne Hafer um 12,2 Prozent (von 105,68 auf 92,77) sank.

Der postprandiale Blutglucosewert, zwei Stunden nach der Mahlzeit, lag bei der Haferkleie-Gruppe vier Wochen nach Interventionsbeginn um 33,4 Prozent unter dem Ausgangswert (von 156,21 auf 104,04), bei der Kontrollgruppe um 25,5 Prozent darunter (von 157,68 auf 117,49).

Der stärkere Effekt zeigte sich bereits nach zwei Wochen: Bei den Haferkleie-Probandinnen war der Nüchternblutzucker nach zwei Wochen um 15,5 Prozent gesunken (von 104,69 auf 88,49), in den darauffolgenden zwei Wochen sank er dann um 4,4 Prozent (auf 84,59).

Weitere Studien zur Entwicklung effizienter Therapien erforderlich

Die Autorinnen und Autoren der Studie sehen die Wirksamkeit der Haferkleie und des Hafer-Beta-Glucans auf den Blutglucosespiegel als erwiesen an, empfehlen jedoch weitere Studien mit größeren Probandinnengruppen und längerer Studiendauer, um die Effizienz der diätetischen Intervention zu validieren.

Weltweit und auch in Deutschland steigt die Anzahl der Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 und auch der Schwangeren mit Gestationsdiabetes. Um einerseits die Risiken für Komplikationen und allgemein für Folgeerkrankungen einzudämmen und andererseits die Kostenbelastung im Gesundheitssystem zu verringern, empfiehlt es sich laut den Forschenden, in die Recherche von kostengünstigen, effizienten und für die Menschen verträglichen Therapien zu investieren.

Weitere Vorteile des Hafers für Schwangere

Hafer-Plus Nr. 1 – Effektive Ballaststoffzufuhr mit Hafer:
Die Schlüsselsubstanz im Hafer ist der lösliche Ballaststoff Hafer-Beta-Glucan und der mit zehn Prozent insgesamt hohe Ballaststoffgehalt. Alle Haferprodukte sind Vollkornprodukte oder haben, wie die Haferkleie, einen besonders hohen Ballaststoffanteil. Um die allgemein empfohlene Ballaststoffaufnahme von mindestens 30 Gramm täglich zu erreichen, sind Mahlzeiten mit Haferprodukten sehr effektiv. In Schwangerschaft und Stillzeit wird eine abwechslungsreiche, ausgewogene Ernährung empfohlen, die auch dem erhöhten Bedarf an Energie sowie an Vitaminen (s. Nr. 2) und Mineralstoffen Rechnung trägt.

Hafer-Plus Nr. 2 – Hafer trägt zur Folat-Zufuhr bei
Darüber hinaus ist Hafer reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Schwangere haben zum Beispiel einen deutlich erhöhten Bedarf an Folat und Jod. Neben einer ausgewogenen Ernährung wird empfohlen, zusätzlich 400 µg Folat und 100-150 µg Jod über Supplemente aufzunehmen. Mit einer erhöhten Menge an Haferflocken und Haferkleie können schwangere Frauen die Aufnahme vor allem an Folat auf natürliche Weise unterstützen: 50 g Haferflocken zum Frühstück und 25 g Haferkleie in einer Zwischenmahlzeit liefern knapp 50 µg Folat.

Hafer-Plus Nr. 3 – Haferflocken helfen bei morgendlicher Übelkeit
Hafer hat eine beruhigende Wirkung vor allem im Magen-Darm-Trakt. Ein warmer Porridge kann Entzündungen und Reizungen an Magen- und Darmschleimhaut lindern. Darüber hinaus hilft es manchen Frauen bei morgendlicher Übelkeit in der Schwangerschaft, einen Esslöffel Haferflocken „trocken“ im Mund intensiv zu kauen und dann zu schlucken.

 Literatur:


von Redaktion

mit Materialien von Hafer die Alleskörner | VGMS e.V.

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  • Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.

    • Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.

      So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
      Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.

      Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
      Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.

      Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
      https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
      Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷‍♂️

      Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
      Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
      (Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)

    • @ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.

    • @bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
      Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
      Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).

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    Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.

  • ambrosia postete ein Update vor 5 Tagen, 6 Stunden

    Ich wünsche allen einen schönen Mittwoch.

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