- Behandlung
Auch bei Schwangerschaftsdiabetes: Hafer wirkt sich regulierend auf den Blutzucker aus
3 Minuten
Eine neue Studie zeigt, dass Hafer nicht nur bei Typ 2-Diabetes, sondern auch bei Schwangerschaftsdiabetes den Blutzucker signifikant senken kann. Die Wirkung von Hafer auf Cholesterin- und Blutzuckerspiegel ist durch Studien wissenschaftlich gut belegt. Zahlreiche diabetologische Praxen setzen bei Ihren Patientinnen Hafertage als diätetische Kurzzeittherapie ein, um die Insulinresistenz zu durchbrechen. Die Studie zeigt, dass zum Beispiel Haferkleie hier einen effektiven Ernährungsbaustein darstellt. Weitere Eigenschaften des Hafers unterstützen ebenfalls die Ernährung in der Schwangerschaft.
Von Schwangerschaftsdiabetes (in der Fachsprache Gestationsdiabetes mellitus) waren in Deutschland im Jahr 2019 54.000 schwangere Frauen betroffen. Dies entspricht 7,3 Prozent der Entbindungen. Das Vorkommen von Schwangerschaftsdiabetes hat sich seit 2013 um 2,7 Prozentpunkte erhöht, was unterschiedliche Ursachen hat, so z. B. die Aufnahme des Screenings als Kassenleistung, ein höheres Alter der werdenden Mütter und eine höhere Anzahl an übergewichtigen Frauen. Diese Diabetesform geht nach der Geburt meist weg, birgt jedoch das Risiko für Komplikationen bei der Geburt und das Risiko für die Mutter, später an Diabetes Typ 2 zu erkranken.
Ergebnisse der neuen Studie von 2021
In der im Jahr 2021 publizierten randomisierten kontrollierten Studie der Universität Ahvaz (Iran) wurde erstmals die Wirkung von Hafer auf Schwangerschaftsdiabetes untersucht. Diese klinische Studie hat dadurch einen besonderen Stellenwert. Sie bestätigt den Effekt des Hafers zur Senkung des Blutglukosespiegels und zum Durchbrechen der Insulinresistenz, der bereits vielfach bei Diabetes Typ 2 bewiesen wurde, und dehnt ihn auf eine weitere Diabetesform aus.
112 Probandinnen mit Schwangerschaftsdiabetes wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Beide Gruppen hielten über vier Wochen dieselbe Diät ein, eine Gruppe nahm zusätzlich täglich insgesamt 30 Gramm Haferkleie verteilt auf Mittag- und Abendmahlzeit zu sich. Vor dem Beginn sowie zwei und vier Wochen nach Start der Intervention wurden die Nüchternblutglucose- und die postprandialen (zwei Stunden nach Frühstück) Blutzuckerwerte gemessen.
Beide Werte waren bei den Probandinnen, die täglich 30 Gramm Haferkleie verzehrt haben, nach der Intervention um 19 bzw. 33 Prozent gesunken und damit signifikant niedriger als bei den Probandinnen in der Kontrollgruppe.
Die Werte im Einzelnen:
Bei der Haferkleie-Gruppe sank der Nüchternblutzucker nach vier Wochen um 19,2 Prozent (von 104,69 auf 84,59), während er bei der Kontrollgruppe ohne Hafer um 12,2 Prozent (von 105,68 auf 92,77) sank.
Der postprandiale Blutglucosewert, zwei Stunden nach der Mahlzeit, lag bei der Haferkleie-Gruppe vier Wochen nach Interventionsbeginn um 33,4 Prozent unter dem Ausgangswert (von 156,21 auf 104,04), bei der Kontrollgruppe um 25,5 Prozent darunter (von 157,68 auf 117,49).
Der stärkere Effekt zeigte sich bereits nach zwei Wochen: Bei den Haferkleie-Probandinnen war der Nüchternblutzucker nach zwei Wochen um 15,5 Prozent gesunken (von 104,69 auf 88,49), in den darauffolgenden zwei Wochen sank er dann um 4,4 Prozent (auf 84,59).
Weitere Studien zur Entwicklung effizienter Therapien erforderlich
Die Autorinnen und Autoren der Studie sehen die Wirksamkeit der Haferkleie und des Hafer-Beta-Glucans auf den Blutglucosespiegel als erwiesen an, empfehlen jedoch weitere Studien mit größeren Probandinnengruppen und längerer Studiendauer, um die Effizienz der diätetischen Intervention zu validieren.
Weltweit und auch in Deutschland steigt die Anzahl der Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 und auch der Schwangeren mit Gestationsdiabetes. Um einerseits die Risiken für Komplikationen und allgemein für Folgeerkrankungen einzudämmen und andererseits die Kostenbelastung im Gesundheitssystem zu verringern, empfiehlt es sich laut den Forschenden, in die Recherche von kostengünstigen, effizienten und für die Menschen verträglichen Therapien zu investieren.
Weitere Vorteile des Hafers für Schwangere
Hafer-Plus Nr. 1 – Effektive Ballaststoffzufuhr mit Hafer:
Die Schlüsselsubstanz im Hafer ist der lösliche Ballaststoff Hafer-Beta-Glucan und der mit zehn Prozent insgesamt hohe Ballaststoffgehalt. Alle Haferprodukte sind Vollkornprodukte oder haben, wie die Haferkleie, einen besonders hohen Ballaststoffanteil. Um die allgemein empfohlene Ballaststoffaufnahme von mindestens 30 Gramm täglich zu erreichen, sind Mahlzeiten mit Haferprodukten sehr effektiv. In Schwangerschaft und Stillzeit wird eine abwechslungsreiche, ausgewogene Ernährung empfohlen, die auch dem erhöhten Bedarf an Energie sowie an Vitaminen (s. Nr. 2) und Mineralstoffen Rechnung trägt.
Hafer-Plus Nr. 2 – Hafer trägt zur Folat-Zufuhr bei
Darüber hinaus ist Hafer reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Schwangere haben zum Beispiel einen deutlich erhöhten Bedarf an Folat und Jod. Neben einer ausgewogenen Ernährung wird empfohlen, zusätzlich 400 µg Folat und 100-150 µg Jod über Supplemente aufzunehmen. Mit einer erhöhten Menge an Haferflocken und Haferkleie können schwangere Frauen die Aufnahme vor allem an Folat auf natürliche Weise unterstützen: 50 g Haferflocken zum Frühstück und 25 g Haferkleie in einer Zwischenmahlzeit liefern knapp 50 µg Folat.
Hafer-Plus Nr. 3 – Haferflocken helfen bei morgendlicher Übelkeit
Hafer hat eine beruhigende Wirkung vor allem im Magen-Darm-Trakt. Ein warmer Porridge kann Entzündungen und Reizungen an Magen- und Darmschleimhaut lindern. Darüber hinaus hilft es manchen Frauen bei morgendlicher Übelkeit in der Schwangerschaft, einen Esslöffel Haferflocken „trocken“ im Mund intensiv zu kauen und dann zu schlucken.
Literatur:
- Robert Koch Institut, Diabetes Surveillance, https://diabsurv.rki.de/Webs/Diabsurv/DE/diabetes-in-deutschland/1-02_Praevalenz_Gestationsdiabetes.html
- Barati Z. et al. The effect of oat bran consumption on gestational diabetes: a randomized controlled clinical trial. BMC Endocr Disord. 2021 Apr 13;21(1):67. doi: 10.1186/s12902-021-00731-8. PMID: 33849494; PMCID: PMC8045255.
von Redaktion
mit Materialien von Hafer die Alleskörner | VGMS e.V.
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gingergirl postete ein Update vor 6 Tagen, 9 Stunden
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Tagen, 22 Stunden
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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hexle postete ein Update vor 1 Woche
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Tagen, 13 Stunden
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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