Bei Unterzuckerungszeichen: Erst essen, dann messen!

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Diabetes-Anker
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Bei Unterzuckerungszeichen: Erst essen, dann messen!

Sobald Hypoglykämie-Zeichen auftreten, sollte man erst essen, dann messen – vor allem muss aber generell die Therapie angepasst werden.

Frage: Ich bin 85 Jahre und habe seit 24 Jahren Diabetes; seit 4 Jahren brauche ich morgens Insulin und abends eine halbe Tablette Glibenhexal 3,5. Bei meinen Blutzuckerselbstkontrollen dreimal am Tag messe ich meist 6 bis 7,5 und 5 bis 8 und 7 bis 9 mmol/l (108 bis 135 und 90 bis144 und 126 bis 162 mg/dl). Das HbA1c liegt bei 6 bis 7 Prozent. Vor mehreren Jahren Herzoperation mit 4-Fach-Bypass.

Am Tag habe ich höchstens nach Gartenarbeit eine Unterzuckerung, es wird mir warm auf der Brust, der Blutzucker fällt nicht unter 4 mmol/l (72 mg/dl), nach einem Apfel wird es mir wieder gut. Alle paar Monate wache ich nachts zwischen 2 und 3 Uhr schweißgebadet mit völlig nassem Oberkörper auf, messe Blutzuckerwerte zwischen 5 und 7 mmol/l (90 und 126 mg/dl). Was müsste ich anders machen? Sollte ich ein Hypoglykämie-Wahrnehmungstraining besuchen?


Prof. Petzoldt: Ihre Vorsicht ist sehr wichtig. Ja, wenn Sie typische Beschwerden beobachten, dann sind das wichtige Zeichen von Hypoglykämien, selbst wenn Sie nicht die erwarteten niedrigeren Blutzuckerwerte messen. Sie sollten nicht über solche Unklarheiten nachdenken, sondern schnell handeln: Sobald Sie Hypoglykämie-Zeichen fühlen,sollten Sie erst essen, dann messen:mindestens 4 Plättchen Traubenzucker sofort und noch einmal 4 Plättchen, wenn die Hypoglykämie-Beschwerden nicht nachlassen!

Verlassen Sie sich also vor allem auf Ihr gut funktionierendes Hypoglykämie-Gefühl und weniger auf die Blutzuckermessung als Beweis für eine Unterzuckerung. Weil Sie die Hypoglykämien so gut wahrnehmen und fühlen, wie Sie es schildern, und weil Sie sogar nachts davon wach werden, hilft ein Wahrnehmungstraining weniger als die viel wichtigere Anpassung der Insulin-Tabletten-Behandlung. Hauptziel ist die Hypoglykämie-Vermeidung – darum sollten Sie mit Ihrem Diabetologen sprechen.

Haben auch Sie eine medizinische Frage an Prof. Petzoldt?

… dann schreiben Sie ihm per Post oder E-Mail:

Prof. Dr. Rüdiger Petzoldt​
Schubertstraße 6, 32545 Bad Oeynhausen
E-Mail: brpetzoldt@t-online.de

Beantwortete Fragen veröffentlichen wir im Diabetes-Journal sowie hier auf diabetes-online.de – natürlich anonym.


von Prof. Dr. med. R. Petzoldt
ehem. Direktor des Diabeteszentrums am Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen in Bad Oeynhausen

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2013; 62 (7) Seite 42

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