Das (Bauch-) Fett muss weg – aber wie?

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Das (Bauch-) Fett muss weg – aber wie?

Viele Menschen verzweifeln und scheitern daran, überschüssige Pfunde loszuwerden. Einfach ist dies tatsächlich nicht – aber es geht!

Aktuelle Studien belegen, dass unser Gehirn schon beim kleinsten Ansatz, abnehmen zu wollen, indem man hungert, gegensteuert, indem es zum Beispiel aus dem Magen ein Hormon ausschüttet (Ghrelin), das sofort wieder den Appetit anregt – und uns so zu erneuter Kalorienzufuhr veranlasst. Beim Abnehmen vor allem des Bauchfetts (viszeralen Fetts) geht es tatsächlich ans Eingemachte – das heißt, an unser Speicherfett für schlechte Zeiten: Unser Gehirn will nicht, dass wir abnehmen.

Darüber hinaus gibt es tatsächlich auch noch das Adipositas-Paradoxon: Es besagt, dass sogar stark Übergewichtige bessere Überlebenschancen haben können als Normalgewichtige – trotz des Risikos, das krankhaftes Übergewicht (Adipositas) mit sich bringt.

Dick und fit? Dann ist alles nicht so schlimm

Allerdings relativiert eine aktuelle Studie (McAuley PA et al., Journal of Obesity 2012): Wenn man dick und fit ist, ist alles nicht so schlimm. Anders ist es, wenn man dick ist und nicht fit! Das Adipositas-Paradoxon ist also eigentlich gar kein Paradoxon! Wenn ich nun mein Risiko reduzieren möchte, indem ich mein Bauchfett reduziere, was muss ich tun?

Die Chance dazu besteht mehr oder weniger nur im Ausdauersport. Darunter versteht man die Fähigkeit, eine sportliche Leistung möglichst lange aufrechtzuerhalten – bei möglichst geringer Ermüdung und rascher Erholung.

Grundlagen der Energiegewinnung des Körpers

Fett kann beim Menschen in beliebiger Menge gespeichert werden: Zum Beispiel wog Luis Garza – der ehemals dickste Mann der Welt – ca. 589 kg; er hatte sich diese in ungefähr 20 Jahren angefuttert (Bauchfett). Fett ist der dritte Energiespeicher neben den Kohlenhydraten (Zucker, Brot, Nudeln, Reis etc.) und dem ATP (Adenosintriphosphat) im Kreatinphosphatspeicher.

Dem menschlichen Körper stehen für Ausdauerbelastungen insgesamt drei Arten von Treibstoff zur Verfügung:

  1. Der Kreatinphosphatspeicher ist der kleinste Speicher – seine Energie steht sofort zur Verfügung, z. B. bei sehr kurzen und sehr hohen Belastungen (z. B. bei einem 100-m-Sprint).
  2. Der Zucker-/Kohlenhydratspeicher ist etwas größer und spielt besonders bei Ausdauerbelastungen von mittlerer Dauer (z. B. Jogging mit einer Geschwindigkeit von 10 bis 15 km/h) eine wichtige Rolle.
  3. Der Fettspeicher ist erwartungsgemäß der größte Energiespeicher des Menschen – er entspricht bei einem normalgewichtigen Mann etwa der energiemenge von 100 000 kcal: Diese Energie würde zum Beispiel für etwa 30 Marathonläufe ausreichen!

Fette enthalten per se mehr Speicherenergie als Eiweiße und Kohlenhydrate, es bedarf aber auch mehr Aufwands, sie wieder in Energie umzuwandeln – selbst bei Marathonläufern (die häufig sehr schlank sind) ist deshalb genügend Energie in Form von Fett gespeichert.

Training: von Beginn an wird auch Fett abgebaut!

Aufgrund des deutlich höheren Aufwands bei der Umwandlung von Fett in Energie verwendet unser Körper auch bei höherer Belastung primär Zucker. Entgegen einer früheren Vorstellung wird schon zu Beginn eines Ausdauertrainings nicht nur Zucker verbrannt, sondern alle zur Verfügung stehenden Energieträger werden eingesetzt, so insbesondere auch Fett.

Durch mäßiges, regelmäßiges Ausdauertraining (z. B. Schwimmen, Walken, Radfahren, Laufen) wird der Fettstoffwechsel verbessert und so der Grundumsatz langsam erhöht (dadurch wird auch mehr Fett zur Energiegewinnung verbrannt!). Durch die Fettverbrennung kommt es zur Abnahme von Körperfett.

Entscheidend: mehr verbrennen als zugeführt wird!

Ein Mensch verbrennt pro Tag etwa 1.500 (Frauen) bis 1.700 kcal (Männer), selbst wenn er nichts Körperliches tut (Grundumsatz). Der Körper verbrennt also nicht nur beim Sport selbst Fett, sondern besonders auch in den Stunden danach.

Entscheidend für einen langfristig anhaltenden Fettverlust ist deshalb nicht nur die Zeitspanne des Sports selbst, sondern die Tatsache, dass durch regelmäßigen Sport der Grundumsatz (Grundverbrauch an Energie, auch wenn man keinen Sport treibt) langsam angehoben wird und auch dort bleibt (der Nachbrenn-Effekt!). Pro Tag oder Woche muss also insgesamt mehr Energie verbraucht (in Form von Fett verbrannt) als zugeführt werden (negative Energiebilanz)!

Ernährungsempfehlungen beim Sport

Wichtig für ein sinnvolles, anhaltendes Abnehmen insbesondere von Fettmasse ist neben regelmäßigem Ausdauertraining mit Anheben des Grundumsatzes und damit auch der Fettverbrennung eine ausgewogene Ernährung mit gesunder Mischkost und täglich drei Hauptmahlzeiten.

Unter dem Aspekt der Gewichtsreduktion beim Sport gilt eine andere Ernährungsstrategie als unter dem Aspekt der Leistungssteigerung (Leistungssport); dies betrifft sowohl die Auswahl der Lebensmittel als auch den Zeitpunkt der Nahrungszufuhr. Das Essen von Kohlenhydraten (z. B. Brot, Nudeln, Reis etc.) führt unmittelbar zur Ausschüttung von Insulin; dadurch kommt es zur Aufnahme von Glukose (Zucker) in die Zellen (vor allem Muskelzellen) und gleichzeitig sinkt der Blutzucker.

Allerdings hemmt Insulin auch den Fettabbau (Lipolyse) aus dem Speicherfett (z. B. Eingeweidefett), es behindert also die durch Fettabbau von Fettdepots stattfindende Gewichtsabnahme!

Ratsam: Kohlenhydrate mit niedrigem glykämischen Index

Um den Fettabbau zu fördern, werden auch bei moderatem Ausdauertraining eher Kohlenhydrate mit einem niedrigen glykämischen Index (GI) empfohlen – sie fördern die Fettverbrennung, da sie den Blutzucker nach dem Essen nur wenig erhöhen.

Die höchste Rate der Fettverbrennung erreicht man im Nüchternzustand, zum Beispiel morgens, da meist nachts nichts gegessen wird. Die verbrannte Energie stammt dann größtenteils aus den Fettdepots (beispielsweise morgens vor der Arbeit 20 bis 30 Minuten Radfahren, Joggen etc.). Wichtig: Auch nach dem Sport ist der Stoffwechsel für einige Stunden gesteigert – wenn man erst etwa 2 Stunden nach dem Sport wieder etwas isst, kann man so die Fettoxidation (Fettverbrennung) noch längere Zeit hochhalten mit der Folge weiteren Fettabbaus.

Empfehlung zum Schluss

Ich empfehle Ihnen also 3-mal pro Woche regelmäßiges Ausdauertraining mit mittlerer Intensität (nicht zu lasch, also zum Beispiel Joggen), je nach Ausgangstrainingszustand über mindestens 20 bis 30 Minuten – und wann immer möglich in Trainingsherzfrequenz (50 bis 75 Prozent der maximalen Herzfrequenz im Belastungs-EKG), etwa 120 Schläge pro Minute. Und es gilt: Je länger, desto besser!

Ihnen nun viel Spaß, liebe Diabetes-Journal-Leser, und viel Erfolg – vor allem beim Durchhalten! Es lohnt sich.


Autor:
Dr. Gerhard-W. Schmeisl, Bad Kissingen

Kontakt:
Internist/Angiologe/Diabetologe, Chefarzt Deegenbergklinik, Burgstraße 21, 97688 Bad Kissingen, Tel.: 09 71 / 8 21-0
sowie Chefarzt Diabetologie Klinik Saale (DRV-Bund), Pfaffstraße 10, 97688 Bad Kissingen, Tel.: 09 71 /8 5-01

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2012; 61 (5) Seite 54-57

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • darktear antwortete vor 1 Tag

      Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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