Diabetes im Sommerloch

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Diabetes im Sommerloch

Wer an Diabetes erkrankt, muss schnell lernen, Disziplin und Verantwortung zu übernehmen. So war das auch bei mir mit 10 Jahren und ich hatte eigentlich kein Problem damit. Heute, nach 19 Jahren mit dem Diabetes-Monster, weiß ich es jedoch besser. Verantwortung, Disziplin und Motivation – das ist ja alles ganz schön und gut, aber enorm schwer durchzuhalten. Ich meine, wir reden hier davon, dass der Diabetes keine Pause macht und wir eigentlich 24 Stunden am Tag für den Rest unseres Lebens am Ball bleiben müssen. Das ist einfach anstrengend, Punkt. Und kaum einer hält das wirklich permanent durch. Aber das ist auch okay, zumal die Gründe für so ein Motivationsloch zahlreich sein können.

Von topmotiviert zu „ist mir egal“

Ich bin topmotiviert ins Jahr 2018 gestartet, denn mit Pumpe und CGM war ich glücklich, zufrieden und top ausgestattet. Doch sobald sich der Sommer bemerkbar machte, erlitt meine Motivation einen kleinen Dämpfer. Ich schob es auf das tolle Wetter und meine wachsende Unternehmungslust. Meinen Diabetes ließ ich dabei etwas hintenanstehen, aber solange die Werte noch im Rahmen lagen, machte ich mir keine allzu großen Sorgen. Mal ehrlich, dieser Sommer war doch auch viel zu schön, um sich permanent Sorgen zu machen oder alle paar Minuten auf die Pumpe zu gucken. Allerdings schwand meine Motivation immer weiter, bis schließlich nichts mehr übrig war. Als meine Werte dauerhaft über dem Zielbereich lagen, da machte ich mir doch irgendwann Gedanken und wollte diesen Zustand ändern.

Und ständig piepst das Pumpen-Tier

Egal was ich versuchte, meine Werte blieben kaum im grünen Bereich. Es schien fast so, als hätte ich keinerlei Ahnung von meinen Faktoren, meiner Basalrate oder vom Berechnen der Kohlenhydrate. Nichts wollte funktionieren – es wurde alles nur schlimmer. Von Motivation keine Spur. Natürlich versuchte ich, mich neu zu motivieren, aber nichts half auf Dauer. Also blieb es einfach so, wie es war.

Dazu kam, dass ich immer mehr Probleme mit meinem CGM-Sensor hatte. Andauernd wurde meine Kalibrierung nicht akzeptiert oder der Sensor musste sich aktualisieren, sodass ich einen halben oder auch ganzen Tag ohne Werte dastand. Und dann nervte plötzlich auch noch meine Pumpe. Es war so heiß, dass ich am Ende nicht mehr wusste, wo ich meine Pumpe noch hinstecken sollte. Dafür entdeckte ich meine Liebe zu Kleidern, aber die machten die Situation auch nur noch schwieriger. Wohin mit der Pumpe, wenn ich doch immer wieder aufs Display gucken oder einen der gefühlt 10.000 Alarme wegdrücken muss?

Quelle: Lisa Schütte

Licht am Ende des Tunnels

Aber jedes Motivationsloch findet auch wieder sein Ende. Seit ein paar Wochen darf ich ein anderes CGM-System testen. Schon nach ein paar Tagen fiel mir eines auf: Der Sensor meckerte nie, sondern schlug nur Alarm, wenn es wirklich nötig war. Es war viel stressfreier als zuvor und plötzlich stimmten auch meine Werte. Als ich nochmal über den Sommer nachdachte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Anscheinend war ich so genervt von den technischen Problemen mit meinem CGM-Sensor, dass ich ihn irgendwann ignoriert habe und sogar eine Woche freiwillig ohne CGM umherwanderte. Je mehr mich der Sensor stresste, desto weniger beschäftigte ich mich mit meinem Diabetes und meinen Werten – und umso schlechter lief wiederum alles andere.

Jetzt, da mir der Stress mit der Technik etwas genommen wurde, macht es wieder mehr Spaß, auf meine Werte zu achten, die Werte werden besser und meine Motivation ist zurück. Ein Teufelskreis, aus dem ich allerdings ausbrechen konnte.

Quelle: Lisa Schütte

Irgendwie war ich sogar froh, dass dieses Motivationsloch seinen Ursprung in der Technik hatte. Denn so war es viel einfacher, wieder hinauszukommen.

Ihr leistet großartige Arbeit!

Was ich damit sagen möchte, ist, dass es tausend Gründe für ein Motivationsloch gibt, und das ist auch vollkommen normal.

Jeder hat einmal eine Zeit, in der der Fokus auf etwas anderes gerichtet ist und der Diabetes eben einmal ein wenig zurückstecken muss. Ihr solltet euch dann aber nicht zu sehr stressen. Nehmt eine kleine Auszeit, passt aber trotzdem gut auf euch auf, und wenn ihr wieder genug Energie getankt habt, macht euch auf die Suche nach der Ursache. Manchmal ist es wirklich ganz einfach, ab und zu aber auch schwerer. Lasst euch aber dennoch nie entmutigen, denn auch wenn ihr mal nicht so sehr motiviert seid, leistet ihr immer noch großartige und schwere Arbeit. Und früher oder später wird auch alles wieder gut.

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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