Diabetes-Momente zwischen Kampf und Liebe – die ersten Tage mit meiner Pumpine (Teil #2)

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Diabetes-Momente zwischen Kampf und Liebe – die ersten Tage mit meiner Pumpine (Teil #2)

In der zweiten Nacht habe ich die Sache mit dem Pumpe- und Schlauch-Festtapen wohl ein bisschen übertrieben und den Schlauch abgeknickt – oder lag es an etwas ganz anderem? – das Ergebnis waren zumindest 446 mg/dl (24,8 mmol/l) mit Trendanzeige „steigend“, und mir war klar, dass das nicht ein einfaches Problem mit der Basalinsulin-Menge war. Mein erster Infusionssetwechsel in der Nacht inklusive Sorge, dass das nun ständig passieren wird. Nach der Nacht fühlte ich mich wie ein Zombie, hatte aber zum Glück gleich morgens einen Termin bei meiner Diabetesberaterin und versuchte mit ihr, Lösungen zu finden.

Tragegurt, Schlauch, Katheter, Pipi, Hilfe

Pumpine braucht einen eigenen Schlafanzug! Ich will schlafen können, ohne Angst zu haben, die Insulinversorgung zu unterbrechen, aber die Pumpe auch nicht die ganze Zeit als Gewicht spüren. Von den verschiedenen Pumpenherstellern gibt es ja so einiges an Zubehör, was man sich umschnüren, anklemmen oder sonst wie tragen kann. Die Sachen bekommt man, soweit ich weiß, grundsätzlich von der Krankenkasse erstattet.

Ich habe mir von meiner Diabetesberaterin ein Trageband für den Oberschenkel verschreiben lassen. Das Problem damit: Ich komme in den Tüdel, wenn ich nachts auf Toilette will. Tragegurt, Schlauch, Katheter, Pipi, Hilfe. Es kommt zu der Situation, dass ich am Katheter ziehe, und das ist für mich eines der ekligsten Gefühle bei der ganzen Pumpenangelegenheit. Als wäre ich angeleint – unfassbar unangenehm.

Jogginggurt für Pumpine

Am gleichen Tag, an dem das Oberschenkel-Band ankam, kam allerdings noch eine andere Lieferung. Kein spezieller Diabetikerbedarf, sondern etwas Zweckentfremdetes: ein Jogginggurt. Zwar gibt es so einen ähnlichen auch als Pumpen-Zubehör auf Rezept, nur erschien mir dieser, zumindest den Bildern nach, als geeigneter. Ein stretchiger Gürtel mit Schlitzen, in die beim Sport Handy und Schlüssel gesteckt werden können. Der sich beim Schlafen aber auch 1A als Pumpen-Zuhause erweist.

IMG_0636

Solange der Gurt fest um meine Hüften liegt, rutscht die Pumpe darin nicht umher. Wenn der Gurt lockerer sitzt, kann Pumpine eine Rundreise starten, was auch wieder nicht so angenehm ist. Ich vermeide das, indem ich den Gürtel hinter der Pumpe zusammenbinde. Was auch geht, ist, den Clip-Halter zu nutzen und die Pumpe damit an den Gürtel zu heften. Das ist sicherlich alles noch optimierbar, aber vom Komfort her ein deutlicher Fortschritt für mich. Nur, schön fühle ich mich damit nicht.

Voll okay oder super unangenehm?

Nachts vielleicht nicht so wichtig, aber trotzdem mache ich mir einen Kopf darum. Ich mache mir mehr Gedanken um das Aussehen mit Pumpe als um das Aussehen mit dem FreeStyle Libre. Irgendwie ist dieser Knopf an meinem Arm einfach nicht so persönlich, so nah, so intim wie ein Pflaster am Bauch, das mit einem Schlauch verbunden ist, der zu dem Gerät führt, das manchmal leise „bssst“ macht, wenn der Ampullenstopfen weiter vorgedrückt wird. Manchmal guckt der Schlauch unter dem T-Shirt-Bund hervor und mein Gefühl und ich werden uns nicht einig, ob das voll okay oder super unangenehm ist.

Pumpine ist nicht mehr wegzudenken

Es wäre sehr einfach zu sagen, dass mir das alles zu unbequem ist. Doch es gibt eben auch das genaue Gegenteil von „mit der Pumpe läuft’s nicht“. Mit der Pumpe läuft’s nämlich schon. Ich kann mir eigentlich schon jetzt nicht mehr vorstellen, auf die detailreichen Änderungsmöglichkeiten der Basalrate und des Bolus-Faktors zu verzichten. Ich befinde mich insbesondere vormittags fast durchgehend im Zielbereich. Nach ein paar Tagen mit einer Hypoglykämie am Vormittag war deutlich, welche Einstellung ich minimal korrigieren musste, und auf einmal war alles schön. Ich brauche durch die Pumpentherapie echt weniger Insulin und ich bin richtig motiviert, an der perfekten Einstellung zu arbeiten – da sind sogar die ganzen Basalratentests okay. Wären die schlechten Nacht-Werte nicht, wäre ich, glaube ich, auch einfach belastbarer und könnte diese Phase leichter nehmen. Immerhin war ich in der letzten Nacht schon nicht mehr über 250 mg/dl (13,9 mmol/l).

Ob es weitere Fortschritte gibt und wie nervig es sein kann, wenn der Katheter einfach nicht halten will, lest ihr bald!

→ Die anderen Beiträge dieser Reihe findet ihr hier: Teil #1Teil #2Teil #3Teil #4Teil #5.1Teil #5,2 und Teil #6 

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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