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Diabetes und mentale Gesundheit – wie finde ich eigentlich Hilfe? Teil 1
5 Minuten
„Geh doch einfach mal raus!“
„Sport ist die beste Medizin! Und iss mal was Vernünftiges!“
„Als ich in deinem Alter war, habe ich einfach die Arschbacken zusammengekniffen. So was wie ‚Depressionen‘ kannten wir gar nicht!“
„Du darfst dich einfach nicht so hängen lassen.“
„Es wird schon alles wieder gut, du musst nur positiv denken, lach doch einfach mal.“
Wer kennt sie nicht, die gut gemeinten Ratschläge von Freunden und Familie. Was ist aber, wenn man das Gefühl hat, dass es nicht mehr weitergeht? Was ist, wenn man schon seit Wochen oder seit Monaten versucht, sich aus seinem mentalen Loch herauszubuddeln, aber es will einfach nicht klappen? Was ist, wenn man es wirklich nicht mehr allein schafft?
Der Zeitpunkt, sich Hilfe zu holen
Es ist nicht schlimm, sich Hilfe zu holen. Es ist sogar gut und wichtig, wenn man merkt, dass man es allein nicht schafft, denn ihr müsst es ja überhaupt nicht alleine schaffen! Den Diabetes managen wir ja auch nicht alleine, da helfen uns Diabetologen und Diabetesassistenten. Warum sollten wir also unsere mentale Gesundheit immer allein managen können oder müssen? Ich finde diesen Anspruch absolut unrealistisch! Nur weil es in der Gesellschaft noch nicht die Norm ist, sich bei mentalen Problemen Hilfe zu suchen, heißt das nicht, dass es nicht richtig oder sogar notwendig ist.
Aber wen spreche ich denn nun an, wenn ich Hilfe brauche? Für den Diabetes gibt es – na klar – Diabetologen! Aber für die Psyche? Psychologen? Psychiater? Therapeuten? Also, irgendwie ist das alles sehr kompliziert…
Wo bekomme ich Hilfe?
Vorab ein kleiner Einschub: Die Regelungen in Deutschland sind komplex und ändern sich ab und zu. Für Österreich und die Schweiz gelten wieder komplett andere Dinge. Mein Bericht, den ich aufgrund meiner Kenntnisse durch mein Psychologie-Studium geschrieben habe, ist eine kleine Übersicht für euch, aber es gibt noch unglaublich viel mehr, was man über dieses Thema schreiben und lesen kann. Wenn euch das Thema interessiert, dann ist dieser Artikel ein gutes Sprungbrett und kann euch schon einmal zeigen, wo ihr was einordnen könnt.
Es muss aber gar nicht so kompliziert sein. Menschen, die sich mit mentaler Gesundheit beschäftigen, haben viele verschiedene Namen und viele gut funktionierende Hilfestellungen.
Im Dschungel der Begriffe
In diesem Artikel zum Thema mentale Gesundheit möchte ich euch die verschiedenen Begrifflichkeiten der Helfer und deren Hintergrund näherbringen. Das ist wichtig, damit ihr wisst, an wen ihr euch wenden könnt und was ihr erwarten könnt. Das ist aus meiner Sicht der erste Schritt, um die passende Person für eure Lage zu finden.

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Psycholog*in
Psychologen sind Personen, die Psychologie studiert haben und das Studium mit einem Diplom/Master abgeschlossen haben. Therapieren, eine Krankheit diagnostizieren und behandeln dürfen Psychologen nicht. Zumindest nicht ohne eine Weiterbildung oder Zusatzausbildung.
Übrigens: Darüber hinaus gibt es auch den/die „Fachpsychologe*in Diabetes“, also jemand mit einem Master/Diplom in Psychologie, ohne psychotherapeutischer Ausbildung, aber durchaus mit der Weiterbildung in psychodiabetologischen Inhalten. Diese Menschen können sich zwar mangels Approbation nicht in eigener Praxis niederlassen, sind aber ganz oft in diabetesspezifischen Kliniken zu finden.
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Psychologische*r Psychotherapeut*in
Ein Psychotherapeut ist eine Person, die in der Regel einen Master/ein Diplom in Psychologie hat und dann eine Zusatzausbildung gemacht hat. Psychotherapeuten dürfen psychische Krankheiten diagnostizieren und therapieren, bei denen ist man also genau richtig, wenn man zum Beispiel vermutet, dass man eine Depression, eine Essstörung oder Ähnliches hat und gerne Hilfe haben möchte.
Früher musste man sich eine Überweisung vom Hausarzt geben lassen, heute fällt das weg und man kann sich direkt an den Psychotherapeuten wenden.
Wenn Psychotherapeuten einen Kassensitz haben, können sie die Therapiekosten mit der Krankenkasse abrechnen. Das ist natürlich für alle gesetzlich Versicherten sehr gut. Aber auch, wenn sie keinen Kassensitz haben, gibt es manchmal die Möglichkeit dazu, dass die Krankenkasse die Kosten großteilig übernimmt. Dazu muss man aber mit dem Psychotherapeuten direkt sprechen, ob es eine solche Möglichkeit gibt, das wird dann im Einzelfall entschieden.
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Psychodiabetolog*in
Ein Psychodiabetologe ist ein Psychologischer Psychotherapeut, der eine 18-monatige Weiterbildung gemacht hat und sich danach mit den psychischen Aspekten von Diabetes, wie zum Beispiel Akzeptanz oder Motivation, auskennt. Momentan ist diese Weiterbildung nur in Rheinland-Pfalz, Baden Württemberg und Bayern möglich – dort heißt die Weiterbildung „Spezielle Psychotherapie bei Diabetes“.

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Psychiater*in
Ein Psychiater ist eine Person, die ein Medizinstudium abgeschlossen hat und danach eine Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie gemacht hat. Ein Psychiater ist also ein Arzt mit einer speziellen Weiterbildung.
Psychiater diagnostizieren und behandeln psychische Erkrankungen und sie dürfen Psychopharmaka verschreiben – also Antidepressiva und Co. Das ist ein wichtiger Unterscheidungspunkt zwischen Psychiater und Psychotherapeut!
Wenn man es vereinfacht betrachtet, dann steht bei Psychiatern eher das „Körperliche“ im Vordergrund und der Fokus liegt weniger bei der Psychotherapie.
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Heilpraktiker*in für Psychotherapie
Ein Heilpraktiker für Psychotherapie hat eine mündliche und schriftliche Prüfung vom Gesundheitsamt bestanden. Wenn man die Hilfe eines Heilpraktikers in Anspruch nehmen möchte, empfiehlt sich ein genauer Blick auf die individuellen Qualifikationen. Manche Heilpraktiker haben im Vorfeld Psychologie studiert, andere waren vielleicht vorher in einem ganz anderen beruflichen Bereich. Der Werdegang zum Heilpraktiker ist oft sehr bunt. Ein Besuch beim Heilpraktiker wird in der Regel aus eigener Tasche gezahlt, daher kann man sich ruhig trauen zu fragen und ein guter Heilpraktiker sollte sich die Zeit nehmen, alle Fragen zu klären, bevor es losgeht.
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Psychologische*r Berater*in
Vorab das Wichtigste: Der Beruf Berater ist nicht geschützt, man weiß also erst einmal gar nicht, wer sich dahinter verbirgt. Das kann eine Person mit Studium sein, das kann aber auch jemand ganz anderes sein. Hier lohnt sich das genaue Nachfragen. Ein psychologischer Berater darf euch nicht medizinisch behandeln (also eine Diagnose stellen oder Medikamente verschreiben), sondern er befasst sich mit der Beratung in schwierigen Lebenslagen, zum Beispiel bei Krisen oder bei Konflikten.
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Diabetes-Coach
Der Beruf Coach ist ein weiterer nicht geschützter Begriff. Das bedeutet, dass sich jeder Coach nennen darf, der das möchte. Ein Coach kann eine Ausbildung bei einem (meist privaten) Institut gemacht haben, aber das ist keine Pflicht. Wenn man den Rat eines Diabetes-Coaches möchte, sollte man vorher viele Fragen stellen: Gibt es eine zertifizierte Ausbildung? Wie ist der berufliche Hintergrund der Person? Welche weiteren Qualifikationen hat die Person? Manche Diabetes-Coaches sind Diabetesberater, manche Ernährungsberater, andere sind Yogalehrer oder Life-Coaches oder einfach nur Personen mit Diabetes. Ganz wichtig ist aber, dass ein Coach keine Krankheit diagnostizieren und behandeln darf, er kann euch aber trotzdem mit gutem Rat zur Seite stehen.
So, das war jetzt ganz schön viel… Aber ihr solltet nur besser verstehen, was sich hinter den einzelnen Begriffen verbirgt.
In Teil 2 und 3 werde ich euch ein paar Tipps für die ersten Stunden beim Therapeuten und alternative Hilfsangebote geben:
- Diabetes und mentale Gesundheit – Schritte in die Therapie, Teil 2
- Diabetes und mentale Gesundheit – Phasen, Teil 3
Jennifer ist Psychodiabetologin in Ausbildung und hat einige Tipps für die Community: Eure Fragen an Psychologin Jennifer Grammes
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gingergirl postete ein Update vor 6 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus -
hexle postete ein Update vor 1 Woche
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Tagen, 5 Stunden
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*
LG Sndra