Die Diabetes-Angst-Spirale

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Die Diabetes-Angst-Spirale

Vor einiger Zeit warf mich der Diabetes zum ersten Mal in meinem Leben so richtig aus der Bahn. Die Zukunft machte mir Angst, ich versuchte fast schon paranoid, Hypoglykämien zu vermeiden. Auch wenn es andere sicher nicht bemerkten – ich kapselte mich innerlich ab, gefangen in meiner selbst erschaffenen Angst.

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Und ich wusste: So kann es nicht weitergehen. Doch wie komme ich von der alles beherrschenden Angst los? Von meinen selbst auferlegten Vorsichtsmaßnahmen und Einschränkungen? Wie es mir schrittweise gelungen ist, wieder einen normalen Alltag zu führen, möchte ich euch hier erzählen.

#1 Aussprechen:

Janis, meine Eltern und unsere Diabetologin erfuhren von meinen Sorgen. Auch online musste ich meine Gedanken loswerden – und erhielt viel Rückmeldung, die mich wirklich aufbaute und bestärkte. Wieder einmal wurde mir bewusst, wie viele mit genau den gleichen Problemen zu kämpfen haben und dass es immer einen Ausweg gibt. Nachdem ich ausgesprochen hatte, was mir Sorgen machte, fühlte ich mich irgendwie befreit und bereit dazu, den nächsten Schritt zu tun.

#2 Ziele setzen:

Ich fasste einen Plan. Nur für mich. Ich setzte mir kleine Ziele, die mir sinnvoll und erreichbar erschienen: Wieder regelmäßig essen. Die Erinnerungsfunktion meiner Pumpe nutzen, um nicht unkontrolliert zu messen, sondern zu sinnvollen Zeiten. Meine Insulingaben vor jedem Bolus genau überdenken. Meine eigenen Gedanken beruhigen, indem ich Hypohelfer auf der Arbeit, im Auto, in meinen Taschen und am Bett deponierte – so versuchte ich, meine Angst vor dem Kontrollverlust während einer Hypo zu besiegen.

#3 Ablenkung:

Ich zwang mich dazu, mein Einigeln zu überwinden. Ich verabredete mich mit einer Freundin, plante die Wochenenden durch und entwickelte wieder Spaß am Ausgehen. Kleine Trips in die Stadt, alleine einkaufen, das Auto stehen lassen und mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren – das alles klingt nach völlig normalen Aktivitäten, doch meine eigenen Gedanken fesselten mich förmlich an meine Komfortzone, unsere kleine Wohnung. Diese kleinen Erfolgserlebnisse außerhalb meines Wohlfühlbereichs machten mich stolz und sorgten dafür, dass ich mich wieder sicherer in meiner Haut fühlte.

#4 Belohnungen:

Meine Erfolge belohnte ich mit Dingen, die mir gut taten und mich den Diabetes für einen Augenblick vergessen ließen. Ein paar neue Klamotten, ein langes Bad, ein Restaurantbesuch und lange Fernsehabende mit meinem Liebsten.

# 5 Verzeihen:

Etwas, mit dem ich schon lange kämpfe, versuche ich noch immer täglich umzusetzen: Mir selbst kleine und große Fehler zu verzeihen. Hohe Werte versuche ich zu tolerieren und dann kontrolliert und langsam wieder in einen normalen Bereich zu bringen. Mich nicht stundenlang über schlechte Werte zu ärgern, sondern den Grund dafür zu suchen und bei der nächsten ähnlichen Situation besser zu lösen, ist ein weiteres Ziel, das ich immer wieder versuche umzusetzen. Und ab und an mache ich einfach ein Diabetesreset: Die Pumpendaten auslesen, Muster suchen und Lösungsstrategien finden, Faktoren und Basalraten prüfen und anpassen – und den Kopf frei kriegen.

Letztendlich zwinge ich mich also quasi dazu, Spaß zu haben, und löse mich so Stück für Stück von meinen Ängsten. Kontrolle in Form von Messungen und Datenauswertung hilft mir sehr dabei. Genauso wichtig sind mir aber mittlerweile die kleinen Dinge im Alltag geworden, die den Diabetes hintenanstehen lassen und so Freiraum für etwas viel Wichtigeres lassen: für MICH.

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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