- Behandlung
Die Diabetestherapie der Zukunft …
3 Minuten
Auf den Markt der Diabetestherapien drängen sich in den letzten Jahren viele neue technische Weiterentwicklungen. Aber was passiert eigentlich auf Seiten der Medikamente? Was können wir in den nächsten Jahren erwarten? Wie wird sich die Therapie vielleicht verändern? Dr. Matthias Axel Schweitzer, Medizinischer Direktor Novo Nordisk Deutschland, gibt einen Blick durch das Schlüsselloch.
Dr. Matthias Axel Schweitzer im Interview mit Diabetes-Journal-Redakteurin Lena Schmidt.
Diabetes-Journal (DJ): Mit Fiasp hat Novo Nordisk das erste ultraschnelle Insulin auf den Markt gebracht. Gibt es in diese Richtung neue Entwicklungen?
Dr. Matthias Axel Schweitzer: Mit Fiasp (schnell-wirksame Insulin-Aspart-Formulierung) haben wir unser bewährtes NovoRapid (Insulin aspart) in einer neuen Formulierung zur Verfügung gestellt. Fiasp wird schneller in den Blutkreislauf aufgenommen als beispielsweise NovoRapid. In den Entwicklungsstudien (ONSET-Studien) haben wir gesehen, dass die Blutzuckerwerte nach Mahlzeiten, also die postprandialen Blutzucker, weiter gesenkt werden konnten als mit NovoRapid.
Neu ist z. B., dass es Fiasp in diesem Jahr auch als PumpCart, also als Fertigampulle für Insulinpumpen, geben wird. Außerdem konnten wir die Wirkung von Fiasp in einer neuen Studie nun mit kontinuierlichen Glukosemessungen beobachten. In dieser Studie konnten wir zeigen, dass die „Time in Range“ (TiR) nochmal verlängert werden konnte, einfach mit der Umstellung von NovoRapid auf Fiasp. Hier sehen wir ganz klar die Vorteile, die sich durch das schnellere Verfügbarsein des Insulins in den ersten 30 bis 60 Minuten ergeben.
DJ: Gibt es Entwicklungen mit Fiasp und neuartigen (Hybrid-)Closed-Loop-Systemen?
Schweitzer: Ja, ich bin sehr gespannt auf die Studienergebnisse, die wir mit verschiedenen Zentren mit Fiasp und Closed-Loop-Systemen machen. So können die Algorithmen für Closed-Loop-Systeme noch mal angepasst und verbessert werden. Das wird insgesamt, glaube ich, noch einmal zu einer Verbesserung bei der Behandlung von Menschen mit Typ-1-Diabetes beitragen.
DJ: Glukosesensitives Insulin oder auch „smartes Insulin“ ist in aller Munde. Wie weit sind hier die Entwicklungen von Novo Nordisk?
Schweitzer: Das ist natürlich unsere Vision und das große Ziel, Insulin zu entwickeln, das die Dosierung selbstständig macht. Wir haben 2018 mit Ziylo ein Unternehmen übernommen, welches eine Plattform für glukosebindende Moleküle hat. Das braucht man, damit das Insulin in einen Molekülverbund gepackt werden kann. Die Wirkung kann man sich ungefähr so vorstellen: Wenn die Glukose anflutet, wird Insulin freigesetzt und wirkt. Sobald die Glukosekonzentration wieder absinkt, wird das Insulin wieder im Molekülverbund gebunden. Im Modell funktioniert das schon sehr gut, es wirkt genau so, wie es wirken soll, ohne Dosierung. Eines der großen Ziele mit diesen smarten Insulinen ist das Verhindern von Unterzuckerungen.
Wir fangen jetzt an, Gespräche mit den Behörden hier in Deutschland zu führen, um dann in Bälde Phase-1-Studien zu starten. Es wird sicherlich noch etwas dauern, aber wir sind auf einem guten Weg.
DJ: Gibt es schon erste Erfahrungen mit einem einmal wöchentlich zu spritzenden Insulin?
Schweitzer: Das langwirksame Insulin, also das einmal wöchentliche Insulin, ist ja viel näher als die smarten Insuline. Das wöchentliche Insulin ist eine konsequente Weiterentwicklung unseres Insulin degludec (Tresiba). Tresiba spritzt man einmal am Tag, aber die relativ lange Wirkdauer ermöglicht heute schon eine flexible Anpassung des Injizierzeitpunkts. Für das einmal wöchentliche Insulin haben wir das Molekül nochmal verändert und erreichen damit, dass das Insulin gut absorbiert wird und als Depot an Albumine (Träger-Eiweiß im Blut) gebunden wird und somit praktisch über eine Woche wirkt.
Wir haben hierzu schon Phase-2-Studien gemacht und praktisch abgeschlossen. In verschiedenen Studien haben wir sehr gute HbA1c-Absenkungen und ein geringes Unterzuckerungsriskio gesehen. Für das zweite Halbjahr 2020 bereiten wir die Phase 3 vor.
DJ: Bietet sich hier auch eine Kombination mit anderen Wirkstoffen von Novo Nordisk an?
Schweitzer: Der Schritt zur Kombination mit anderen Medikamenten, zum Beispiel Ozempic, ist nicht groß. Und das genau wird auch passieren – und da sind wir auch schon mit Studien dran, aber noch in einer sehr frühen Phase.
DJ: Im Januar wurde der von Ihnen eben genannte, wöchentlich zu injizierende GLP-1-Rezeptoragonist Semaglutid (Ozempic) auf dem deutschen Markt zugelassen. Was macht Ozempic so besonders?
Schweitzer: Ozempic ist für uns ein Meilenstein, weil wir damit die Therapie für Menschen mit Typ-2-Diabetes verbessern. Wir schauen bei der Therapie mit Ozempic nicht nur auf den Blutzucker, sondern auch auf die Gewichtsabnahme und die Senkung von Herzkreislauf-Komplikationen.
Der nächste Schritt ist, zu injizierende GLP-1-Rezeptoragonisten als Tablette möglich zu machen. Durch Mischung verschiedener Moleküle (u.a. mit dem SNAC-Molekül) schafft man es, dass das Molekül im Magen recht gut absorbiert wird, solange man nüchtern ist, und dann wirkt es auch fast so gut wie die Injektion.
Orales Semaglutid ist in den USA bereits zugelassen und schon auf dem Markt. In Europa haben wir für das Medikament die sogenannte „positive Opinion“, also die Empfehlung zur Zulassung.
DJ: Herr Dr. Schweitzer, vielen Dank für das Gespräch.
Interview: Lena Schmidt
Redaktion Diabetes-Journal, Kirchheim-Verlag,
Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (5) Seite 16-18
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 4 Tagen, 21 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 6 Tagen, 16 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 4 Tagen, 16 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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