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Bei Menschen im Vorstadium des Typ-2-Diabetes (Prädiabetes)gibt es sechs klar abgrenzbare Subtypen (Untergruppen), die sich im Risiko für Diabetes, der Krankheitsentstehung und der Entwicklung von Folgeerkrankungen unterscheiden. Das zeigt eine Studie von Forschenden aus Tübingen und Neuherberg.
Typ-2-Diabetes entwickelt sich nicht von einem Tag auf den anderen. Oft durchlaufen Menschen eine längere Vorstufe, in der sie noch nicht krank, ihre Blutzuckerwerte aber bereits erhöht sind (Prädiabetes).
„Bisher konnte man bei Menschen mit Prädiabetes nicht vorhersehen, ob sie einen Diabetes entwickeln und Risiken zu schweren Folgeerkrankungen wie Nierenversagen haben, oder nur eine harmlose Form von leicht höheren Blutzuckerwerten ohne bedeutsames Risiko aufweisen“, erläutert Prof. Dr. Hans-Ulrich Häring, der die Studie vor 25 Jahren initiiert hat.Eine solche Unterscheidung ist jedoch wichtig, um der Stoffwechselerkrankung gezielt vorbeugen zu können.
Forschenden aus Tübingen ist jetzt ein wichtiger Durchbruch gelungen. Sie haben bei Menschen mit Prädiabetes sechs verschiedene Untergruppen (Subtypen) mit unterschiedlichem Diabetesrisiko entdeckt. Dafür wurde von der Arbeitsgruppe um Prof. Häring und Prof. Dr. Andreas Fritsche im Universitätsklinikum in Tübingen der Stoffwechsel von fast 900 noch als gesund geltenden Personen mit Prädiabetes detailliert untersucht.
„Wie beim manifesten Diabetes gibt es auch im Vorstadium des Diabetes unterschiedliche Krankheitstypen, die sich durch Blutzuckerhöhe, Insulinwirkung und Insulinausschüttung, Körperfettverteilung, Leberfett sowie genetisches Risiko unterscheiden“, sagt Prof. Dr. Robert Wagner, DZD Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) des Helmholtz Zentrums München an der Universität Tübingen.
Eine differenzierte Einteilung des Prädiabetes und des Diabetes ermöglicht es, eine an die Krankheitsentstehung angepasste individuelle und frühe Prävention und Therapie des Diabetes und seiner Folgeerkrankungen zu betreiben.
Drei dieser Gruppen – auch Cluster genannt – zeichnen sich durch ein niedriges Diabetesrisiko aus (Cluster 1, 2 und 4). Die Probanden des Clusters 1 und 2 waren gesund. Dabei gehören dem Cluster 2 vor allem schlanke Menschen an. Sie haben ein besonders niedriges Risiko, an Komplikationen zu erkranken. Das Cluster 4 bilden übergewichtige Menschen, deren Stoffwechsel aber noch relativ gesund ist.
Die drei übrigen Subtypen (Cluster 3, 5 und 6) gehen mit einem erhöhten Risiko für Diabetes und/oder Folgeerkrankungen einher. Menschen, die dem Subtyp 3 angehören, bilden zu wenig Insulin und haben ein hohes Risiko, an Diabetes zu erkranken. Menschen aus dem Cluster 5 weisen eine ausgeprägte Fettleber und ein sehr hohes Diabetesrisiko auf, weil ihr Körper resistent gegen die blutzuckersenkende Wirkung von Insulin ist. Beim Subtyp 6 treten bereits vor einer Diabetesdiagnose Schädigungen der Niere auf. Hier ist auch die Sterblichkeit besonders hoch.
Die Forschenden planen nun schon weiter. „In den nächsten Schritten werden wir zuerst in prospektiven Studien prüfen, wie weit die neuen Erkenntnisse für die Einteilung von einzelnen Personen in Risikogruppen anwendbar sind“, berichtet Prof. Fritsche. Sollte dies der Fall sein, könnten Menschen mit hohem Risikoprofil früh erkannt und spezifisch behandelt werden.
„Ein Ziel des DZD ist es, präzise Präventions- und Therapiemaßnahmen zu entwickeln, d. h. die passende Prävention oder Behandlung für die richtige Personengruppe zur richtigen Zeit“, sagt Prof. Dr. Martin Hrabě de Angelis, Vorstand des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD).
Quelle: Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD) | Redaktion
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (2) Seite 10-11
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