- Behandlung
Dr. John Eng und Winnetous Gilamonster
3 Minuten
Inkretinbasierte Medikamente sind heute aus der Typ-2-Diabetes-Therapie nicht mehr wegzudenken. Doch bis dahin war es ein langer Weg. Dr. Viktor Jörgens erzählt die atemberaubende Geschichte eines modernen Wirkstoffs, für den sich zunächst keiner interessierte.
Dr. John Eng aus der Bronx in New York wurde beim Kongress unter großem Beifall der Teilnehmer als Ehrenmitglied der Europäischen Gesellschaft für Diabetesforschung (EASD) vorgestellt. Ich lernte bei dieser Gelegenheit diesen sehr freundlichen und bescheidenen Arzt persönlich kennen.
Schon als Kind verließ Dr. Eng seine Heimat im Süden Chinas und studierte in den USA erst Mathematik und dann Medizin. Er arbeitete in New York im Labor der Physikerin Prof. Rosalyn Yalow, die 1978 den Nobelpreis erhielt. Sie hatte die Methode der Radioimmunassays entwickelt und als Erste Insulin im Blut gemessen. Die Arbeitsgruppe war weltweit führend darin, Eiweiße zu messen und auf ihre Wirkung zu untersuchen.
Krustenechse aus dem Land Winnetous
Dr. Eng las Studien aus den 1980er Jahren, die festgestellt hatten, dass die Gifte einiger Reptilien einen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel haben. Deshalb ließ er sich aus einer Schlangenfarm in Utah getrocknete Proben des Gifts des Gilamonsters schicken.
Dieses Tier – politisch korrekt Gila-Krustenechse und lateinisch Heloderma suspectum genannt – ist ein recht unfreundlich dreinblickendes, bis zu einem halben Meter langes Reptil; der kleine Verwandte der Dinosaurier lebt am liebsten in Wassernähe in der Gegend, in der die Apachen wohnten: am Gila River, der durch Arizona fließt und in den Colorado River mündet. Hätte Karl May das Land der Apachen wirklich gekannt, so wäre in seinen Büchern Winnetou sicher über ein Gilamonster gestolpert.
Das Gilamonster ist sehr giftig, man sollte es mit Handschuhen anfassen. Der Biss kann tödlich sein, die Tiere beißen aber nur im äußersten Notfall. Das Gilamonster verschläft den größten Teil seines Lebens, versteckt unter der Erde als Schutz vor der Hitze, und ernährt sich von Eiern und kleinen Tieren.
Deutscher Diabetologe hatte GLP-1 entdeckt
1992 fand Dr. Eng im Gift dieses Monsters als einen von vielen Eiweißstoffen Exendin-4. Er stellte fest, dass dieser Stoff ähnliche Wirkungen hat wie das Darmhormon GLP-1. GLP-1 war im Jahre 1979 von der Arbeitsgruppe um Prof. Werner Creutzfeldt in Göttingen erstmals beschrieben worden. GLP-1 senkt den Blutzuckerspiegel, wird aber in wenigen Minuten im Blut abgebaut. Im Gegensatz dazu wirkt Exendin-4 viel länger.
Keiner wollte das Patent
Dr. Eng hatte sofort die Idee, dass dieser Stoff sehr gut zur Behandlung des Diabetes einsetzbar wäre: Er senkt den Blutzucker, ohne Unterzuckerungen hervorzurufen. Dr. Eng arbeitete am Veterans Hospital in New York und bat die Verwaltung, ein Patent für Exendin-4 anzumelden. Dies wurde mit dem Argument abgelehnt, dass nur Patente bezahlt würden, die direkt den Kriegsveteranen zugutekämen – wie Rollstühle oder Beinprothesen.
Ein großer Fehler! Dr. Eng musste sich 5 000 Dollar leihen, um am 24. Mai 1993 selbst das Patent für Exendin-4 anzumelden. Dr. Eng erinnert sich heute noch daran, dass zwei Jahre lang immer wieder jeden Monat die hohen Rechnungen von den Patentanwälten eintrudelten, aber dann war er am 13.6.1995 stolzer Eigentümer des Patents.
Aber was sollte er damit anfangen? Er kontaktierte alle Pharmaunternehmen in den USA, die er kannte, keine interessierte sich für dieses neue Diabetesmedikament. Das weltberühmte Diabetesunternehmen Eli Lilly hörte ihn immerhin an, er kam sich dort vor wie ein Bittsteller. Das Unternehmen lehnte die Idee letztlich ab. Welch ein Fehler – später hat Eli Lilly viele Dollars für die Substanz bezahlt.
1996: US-Kongressposter führte zum Erfolg
Recht verzweifelt schickte Dr. Eng 1996 eine Vortragsanmeldung an die Jahrestagung der amerikanischen Diabetes-Gesellschaft, die als Poster angenommen wurde – der Text war mit der asiatischen Bescheidenheit Dr. Engs geschrieben und nicht auf den ersten Blick verständlich. Nur wenige interessierten sich für sein Poster. Aber Andrew Young, Mitarbeiter eines kleinen Unternehmens für Stoffwechselforschung in San Diego namens Amylin, lud ihn nach San Diego ein.
Das wurde ein voller Erfolg. Dr. Eng hielt einen Vortrag vor allen Mitarbeitern des Unternehmens – sie waren gleich an der Idee interessiert. Dr. Eng erinnert sich gern an die Zusammenarbeit mit diesem jungen und begeisterungsfähigen Team. Anfangs gab es aber große Probleme. Das Geld fehlte. Das Unternehmen schrumpfte von 300 auf 37 Angestellte, die Aktien fielen ins Bodenlose, und das Unternehmen stand kurz vor dem Bankrott.
Dann aber wachte Big Pharma auf. Eli Lilly investierte 325 Millionen Dollar in das Unternehmen Amylin. Schon 2005 kam das von Dr. Eng entdeckte Medikament auf den Markt.
Heute ein Milliardengeschäft
Heute gibt es mehrere Diabetesmedikamente, die auf diesem Prinzip beruhen. Mittel, die wie Exendin-4 wirken, müssen bisher noch gespritzt werden. Sie senken den Blutzuckerspiegel und das Körpergewicht. Das Wirkprinzip lässt sich aber auch mit Medikamenten nutzen, die den Abbau von DPP-4 hemmen; diese Medikamente kann man als Tablette einnehmen.
Mittlerweile machen Medikamente dieser Art einen Millionenumsatz – nur wenige Jahre, nachdem niemand Dr. John Eng 5.000 Dollar für das Patent geben wollte…
von Dr. med. Viktor Jörgens
Geschäftsführer EASD/EFSD 1987 – 2015
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: Dr-Viktor-Joergens@t-online.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2017; 66 (2) Seite 32-33
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bloodychaos postete ein Update vor 3 Tagen, 6 Stunden
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
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ole-t1 antwortete vor 3 Tagen, 1 Stunde
Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.) -
bloodychaos antwortete vor 2 Tagen, 20 Stunden
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.
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rolli-xx antwortete vor 1 Tag, 6 Stunden
@bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).
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loredana postete ein Update vor 5 Tagen, 3 Stunden
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
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