Förderpreis: ausge­zeichnete Projekte für ältere Diabetespatienten

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© Alexander Raths - Fotolia
Förderpreis: ausge­zeichnete Projekte für ältere Diabetespatienten

Ein Forschungsprojekt, das ältere Patienten vor Stürzen bewahren soll, eine diabetologische Schwerpunktpraxis auf Rädern sowie der Ehrenpreis für Dr. Wolf-Rüdiger Klare für sein „DiSko“-Schulungsmodul für mehr Bewegung – das sind die Projekte, die in diesem Jahr mit dem SilverStar-Förderpreis ausgezeichnet wurden.

Bereits zum neunten Mal sind mit dem SilverStar-Förderpreis der Berlin-Chemie AG herausragende Projekte und Personen geehrt worden, die ältere Menschen mit Diabetes in besonderer Weise unterstützen. Mit der Auszeichnung werde seit 2011 herausragende Projekte, Initiativen und Personen unterstützt, die sich in besonderem Maße für ältere Menschen mit Diabetes einsetzen.

Unter diesem Aspekt wurden in den letzten Jahren viele verschiedene Ideen und Projekte ausgezeichnet, über 250 Projekte haben sich bislang um den mit jährlich 25.000 Euro dotierten Förderpreis beworben. Unter dem diesjährigen Motto „Diabetes in Bewegung“ konnten Einzelpersonen, Praxen und Initiativen ihr Projekte einreichen.

Die in diesem Jahr ausgezeichneten Projekte im schnellen Überblick:

  • Für das geplante Forschungsprojekt zur Identifizierung von Prädiktoren eines erhöhten Sturzrisikos bei älteren, multimorbiden Diabetespatienten ist Prof. Dr. Katrin Singler aus Nürnberg ausgezeichnet worden. Mit einem Screening-Instrument an einer Geriatrischen Tagesklinik sollen so ältere Patienten vor Stürzen bewahrt werden.
  • Preisträger Dr. Michael Müller erhält die Auszeichnung für das DIABETOMOBIL, ein speziell ausgestattetes Fahrzeug, das in München im Einsatz ist, um nicht-mobile Diabetespatienten in der Betreuung fachärztlich-diabetologisch zu unterstützen.
  • Für sein langjähriges Engagement für Menschen mit Diabetes ist Dr. Wolf-Rüdiger Klare aus Radolfzell am Bodensee mit dem Ehrenpreis des SilverStar-Förderpreises ausgezeichnet worden. Mit seinem bereits 2007 ins Leben gerufenen Schulungsmodul DiSko werden Menschen mit Typ-2-Diabetes zu mehr Bewegung motiviert.

Ältere Patienten vor Stürzen bewahren

Diabetes mellitus ist assoziiert mit geriatrischen Syndromen wie Frailty, Sarkopenie sowie dem Sturzsyndrom. Zusätzlich besteht ein negativer Effekt auf den Knochenstoffwechsel, woraus eine verminderte Knochendichte und damit ein erhöhtes Frakturrisiko resultiert. „Der Sturzprävention kommt daher bei älteren Menschen mit Diabetes eine besonders hohe Bedeutung zu“, so Preisträgerin Prof. Dr. Katrin Singler, Klinik für Innere Medizin 2, Schwerpunkt Geriatrie, Nürnberg.

In einem ersten Schritt des prämierten Projektes sollen Risikofaktoren für Stürze von multimorbiden älteren Diabetespatienten, die in einem häuslichen Umfeld leben, herausgearbeitet und hinsichtlich ihrer prädiktiven Aussagekraft bewertet werden. Auf dieser Grundlage soll ein im klinischen Alltag taugliches Screening-Instrument entwickelt und in einer Pilotstudie mit 40 Diabetespatienten getestet werden.

Risiko früh erkennen, um Maßnahmen einzuleiten

Übergeordnetes Ziel ist es, durch ein frühzeitiges Screening gezielt präventive Maßnahmen und Empfehlungen zur Prävention einleiten zu können, aber auch die Autonomie der Patienten im häuslichen Umfeld zu erhalten. „Wir wollen ein bei älteren Diabetespatienten einfach anzuwendendes Screening-Instrument entwickeln, mit dem sich ein erhöhtes Sturzrisiko schon sehr früh erkennen lässt. So lassen sich auch entsprechende Maßnahmen einleiten – und zwar individuell spezifische Maßnahmen“, erläutert Prof. Singler.

Die Durchführung des Projekts ist an der Geriatrischen Tagesklinik des Klinikums Nürnberg Nord geplant. Dort werden teilstationär über 65-jährige multimorbide Patienten behandelt, die selbstständig bzw. mit Unterstützung eigenständig in häuslicher Umgebung leben. Im nächsten Schritt wollen die Initiatoren den Ethikantrag bei der Bayerischen Landesärztekammer einreichen und notwendige Messgeräte anschaffen.


Diabetologische Schwerpunktpraxis auf Rädern

Wenn Patienten, die die Betreuung eines diabetologisch besonders qualifizierten Arztes in der Diabetes-Schwerpunktpraxis benötigen, die Praxis aufgrund von körperlichen Gebrechen oder schweren anderen Erkrankungen nicht mehr aufsuchen können, kanneine Behandlungslücke entstehen. Komplizierte Therapien müssten weitergeführt werden, um eine Verschlechterung von Folgeerkrankungen oder die Entwicklung schwerer Diabeteskomplikationen zu verhindern.

„Oftmals erfolgt jedoch die Einweisung in eine Klinik, in der die Patienten nur eine Grundversorgung erhalten, aber mangels flächendeckender diabetologischer Spezialabteilungen keine diabetologische Fachbehandlung“, erklärt Preisträger Dr. Michael Müller vom Diabetes- und Hormonzentrum Fünf Höfe, München.

Geschlossene Lücke zwischen ambulanter und der stationärer Versorgung

Das DIABETOMOBIL schließt diese Lücke zwischen der ambulanten und der stationären fachärztlich-diabetologischen Behandlung und unterstützt den Hausarzt bei der Betreuung nicht mobiler Patienten in häuslicher Pflege oder in Alten- und Pflegeheimen. Hierfür stehen in einem speziell ausgestatteten Auto neben dem fachärztlich-diabetologischem Know-how alle Diagnostik- und Therapiestrukturen einer diabetologischen Schwerpunktpraxis zur Verfügung – so ist das telemedizinisch mit der Praxis vernetzte Fahrzeug zum Beispiel auch mit einem mobilen Laborgerät, einem Dopplergerät und einem EKG ausgestattet.

„Ein Ziel unseres Projektes ‚DIABETOMOBIL‘ ist somit auch die Vermeidung kostenintensiver stationärer Aufenthalte, insbesondere mit der Gefahr der Entwicklung nosokomialer Infektionen und die Idee, den Patienten in der gewohnten häuslichen Umgebung zu belassen“, so Dr. Müller. Die Anmeldung der Patienten erfolgt per Überweisung auf Empfehlung des Hausarztes gemäß den DMP-Richtlinien, Einsatzgebiet ist das Stadtgebiet München.


Ehrenpreis für Dr. Wolf-Rüdiger Klare und „DiSko“

Bewegungssteigerung ist ein wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Diabetestherapie. In der Schulung von Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 ist die Motivation und Anleitung zu mehr Bewegung jedoch bislang noch nicht flächendeckend etabliert. Hier setzt das DiSko-Schulungsmodul (Wie Diabetiker zum Sport kommen) an. Seit 2007 motiviert dieses Projekt Menschen mit Typ-2-Diabetes, mehr Bewegung und Sport in den eigenen Alltag aufzunehmen.

Kern der Schulungsstunde, die in alle zugelassenen Schulungsprogramme als zusätzliche Doppelstunde eingefügt werden kann, ist ein halbstündiger, geführter Spaziergang, an dem alle Schulungsteilnehmer teilnehmen können – unabhängig von ihrer (mitunter geringen) Fitness.

Positives Erlebnis als Initialzündung

Vor und nach dieser Bewegungseinheit werden Blutzucker und Puls gemessen und auf einem Flipchart für die Teilnehmer sichtbar festgehalten. „Die meist eindrucksvollen Änderungen dieser Parameter werden im Anschluss im Gruppengespräch bewertet“, erläutert Dr. Klare vom Hegau-Bodensee-Klinikum, Radolfzell am Bodensee, „insbesondere wird thematisiert, wie die Patienten die Pläne zur Bewegungssteigerung im Alltag umsetzen und hierbei bekannte Hemmnisse überwinden können.“

Das Schulungsmodul ist vom Bundesversicherungsamt für das DMP Diabetes mellitus Typ 2 akkreditiert und in vielen Bundesländern in diesem Rahmen abrechenbar. Regelmäßig werden Schulungskräfte für die Durchführung und Abrechnung des DiSko-Moduls ausgebildet.


SilverStar 2021 – jetzt mit digitalen Projekten bewerben!

„Älter werden mit Diabetes im digitalen Wandel“ lautet das Motto des SilverStar-Förderpreises 2021. Gesucht werden Projekte, die mithilfe der Digitalisierung neue Wege gefunden haben, die Versorgung von älteren Menschen mit Diabetes voranzubringen. Darunter fallen z. B. Maßnahmen zur Vereinfachung der Kommunikation zwischen Behandelnden und Patienten oder digitale Versorgungskonzepte, die ältere Menschen bei der Lebensstilkontrolle unterstützen.

Engagierte Einzelpersonen oder Gruppen mit ihren Projekten können sich noch bis zum 31. Dezember 2020 um die soziale Auszeichnung der Berlin-Chemie AG bewerben. Weitere Informationen zum SilverStar-Förderpreis finden Sie unter www.silverstar-preis.de.


Quelle: Berlin-Chemie AG | Redaktion

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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