Gefälschte Ozempic-Pens: Behörden warnen vor täuschend echter Umverpackung

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Gefälschte Ozempic-Pens: Behörden warnen vor täuschend echter Umverpackung
Foto: Nuthawut Somsuk – Getty Images
Gefälschte Ozempic-Pens: Behörden warnen vor täuschend echter Umverpackung

Umetikettierte Insulin-Pens, die dem Original der Semaglutid-Spritze ähneln sollen: Fälschungen des Diabetes-Medikaments mit dem Handelsnamen Ozempic sind inzwischen in mehreren Bundesländern aufgetaucht. Die Behörden warnen vor Gesundheits­gefahren durch gefälschte Ozempic-Pens.

Im Fall der sichergestellten Fälschungen des Diabetes-Medikaments Ozempic (Semaglutid) hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) von den betroffenen Bundesländern die Koordination übernommen. Noch ist nicht bekannt, ob die gefälschten Präparate auf legalem Weg an Patientinnen und Patienten in Deutschland gelangt sind. Dennoch erfordert die Lage ein koordiniertes Vorgehen aller Beteiligten – von Gesundheitsbehörden, Ärztinnen und Ärzten, Apotheken und dem Hersteller Novo Nordisk.

Gefälschte Ozempic-Pens sofort in die Apotheke bringen!

Semaglutid, ein Wirkstoff aus der Gruppe der GLP1-Rezeptoragonisten, der den Blutzuckerspiegel senkt, ist hierzulande seit 2018 zur Behandlung des Typ-2-Diabetes auf dem Markt. Die verschreibungspflichtige Spritze gilt jedoch auch als gefragtes Schlankheitsmittel. Durch Influencer erfuhr sie einen regelrechten Hype. Das lag vor allem daran, dass die Indikation von Semaglutid auf die Therapie von Adipositas (schweres Übergewicht) erweitert wurde. Seit Februar 2022 ist der Wirkstoff in höherer Dosis (bis zu 2,4 mg einmal wöchentlich als Spritze, Handelsname: Wegovy) in Europa zugelassen.

„Von den Fälschungen geht eine erhebliche Gesundheitsgefährdung aus!“, warnte bereits im Oktober das Regierungspräsidium Freiburg, als in Baden-Württemberg gefälschte Präparate auftauchten. Weil die betroffenen Pens Insulin enthielten, wurde vermutet, dass es sich um umetikettierte Insulinpens handelt. Das Präsidium riet, die Fälschungen keinesfalls anzuwenden und sofort in die Apotheke zu bringen. Von den Originalpräparaten des Herstellers gehe hingegen keine Gefahr aus.

Identifiziert wurden Fälschungen auf Ebene des Großhandels bei Packungen in der Stärke 1 mg in deutscher Aufmachung. Betroffen sind zwei Originalchargen, davon aber nicht alle Packungen. Es sei jedoch nicht auszuschließen, dass sich weitere gefälschte Medikamente in Deutschland in der Vertriebskette befänden, so das BfArM – etwa weitere Packungen mit anderer Seriennummer von dieser oder anderen Chargen bzw. mit anderer Wirkstärke. Weitere gefälschte Pensysteme könnten also im Umlauf sein, die sich optisch jederzeit wieder verändern lassen.

Apotheken sollen vor der Abgabe genau in die Packung schauen

Die gefälschten Medikamente seien auf Ebene der Umverpackung kaum vom Original zu unterscheiden, erklärt die Behörde. Anders sieht es mit der Primärverpackung aus, hier lassen sich die Fälschungen optisch leicht vom Originalpräparat unterscheiden. So enthält der Original-Pen ausschließlich eine klare Lösung in einem Sichtfenster ohne Skalierung mit einer Dosierung in Milligramm. Die Fälschungen wichen farblich ab und hatten zudem einen Dosiswähler, der beim Einstellen der Dosis über den Pen hinausragt.

Fotos: CVUA Karlsruhe/Novo Nordisk

Das BfArM hat die Apotheken aufgefordert, die Primärverpackung vor der Abgabe an Patientinnen und Patienten auf Echtheit zu prüfen. Packungen, die im securPharm-System, das zum Schutz vor Arzneimittelfälschungen eingeführt wurde, Alarm auslösen oder anderweitig auffällig sind, dürfen nicht abgegeben und müssen in Quarantäne gelagert werden. Zudem sind umgehend die Überwachungsbehörden zu informieren. Gegenwärtig erfolgt eine Untersuchung der gefälschten Fälle durch Novo Nordisk.

Zwar selten, aber gefährlich: Arzneimittelfälschungen

Insgesamt sei die Zahl von Arzneimittelfälschungen in der sog. legalen Lieferkette, etwa in Apotheken, sehr gering, informiert das BfArM, das für Fälschungen bzw. Verdachtsfälle auf diesem Vertriebsweg zuständig ist. Vor allem bei Fälschungen, die zu wenig oder keinen Wirkstoff bzw. schädliche Verunreinigungen enthalten, können gravierende gesundheitliche Auswirkungen auftreten.

Zu unterscheiden ist, ob gefälschte Arzneimittel über die legale Lieferkette an Patientinnen und Patienten gelangen oder über illegale Quellen bezogen werden, z.B. über nicht autorisierte Internethändler. Grundsätzlich hat jede Packung eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels einen eindeutigen Code. In Großhandel, Krankenhaus und Apotheke prüft das securPharm-System die Echtheit von Arzneimitteln. Wird etwa versucht, einen Code mehrfach auszubuchen, schlägt es Alarm.

Für Arzneimittel oder Medizinprodukte aus dem Online-Handel gibt es spezielle Barcodesysteme, mit denen sich die Echtheit per Smartphone prüfen lässt. Voraussetzung hierfür ist, dass die Hersteller selbst ein solches System nutzen.



von Angela Monecke

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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