Gegen Corona-Verunsicherungen helfen Informationen am besten

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Gegen Corona-Verunsicherungen helfen Informationen am besten

Die Corona-Pandemie hat die Welt fest im Griff. COVID-19 ist die offizielle Bezeichnung für die Krankheit, die das aktuelle Coronavirus auslöst. Über diese Erkrankung, die Anzahl Infizierter und die gesundheitlichen und finanziellen Folgen berichten die Medien rund um die Uhr. Wir werden geradezu überschüttet mit Informationen, die einerseits aufklären sollen, aber die leider oft auch verunsichern.

Die Arbeit als Journalist setzt immer auch eine gehörige Portion Verantwortung voraus. Der von manchen Journalisten gepflegte Grundsatz „Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“ gilt hier ganz und gar nicht. Zwar erregen schlechte Nachrichten meist eine höhere Aufmerksamkeit als gute Nachrichten, aber sie belasten auch – vor allem dann, wenn Lesende selbst betroffen sind.

Daher hat die Diabetes-Journal-Redaktion über die schnell verfügbaren Onlinemedien kleine Videos gesendet, um durch solide Informationen die Angst von Menschen mit Diabetes zu nehmen. Hier fassen wir die Fragen aus Ihren Reihen kurz zusammen und antworten auf Ihre wichtigen Fragen zu COVID-19, damit Sie sich ein eigenes Bild machen können.

Sind alle Menschen mit Diabetes ­Risikopatienten?

Für die meisten Betroffenen lautet die Antwort: nein. Aber es gibt Menschen mit Diabetes, für die die Antwort anders ausfallen kann. Nach Ansicht der Deutschen Diabetes Gesellschaft sind Menschen mit Diabetes, genauso wie Menschen ohne Diabetes, nur dann stärker gefährdet, wenn sie schwere Begleiterkrankungen haben.

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Das erklärt auch, warum gerade ältere Menschen häufiger an COVID-19 schwerer erkranken als junge und gesunde Menschen. Wenn man dies aber berücksichtigt und gerade solche Betroffenen mit Begleiterkrankungen besonders gut abschirmt und Infektionen verhindert, dann sollte sich dieses Risiko beherrschen lassen.

Oft liest man auch, dass Menschen mit Diabetes und hohen HbA1c-Werten und starken Blutzuckerschwankungen gefährdeter sind als solche mit „guten Werten“. Dies ist sicherlich richtig und gilt für viele Erkrankungen.

Aber was heißt „gute Einstellung“?

Unter einer guten Einstellung versteht man, wenn die individuell festgelegten HbA1c-Zielwerte erreicht werden. Dies gilt in den meisten Fällen für einen Wert zwischen 6,5 und 7,5 %. Bei manchen Patienten kann aufgrund individueller Umstände auch ein etwas höherer HbA1c-Wert als zielgerecht bezeichnet werden. Viele Menschen messen auch regelmäßig ihren Blutzucker oder verfügen über einen Glukosesensor.

Wenn mehr als 70 Prozent aller gemessenen Werte zwischen 70 und 180 mg/dl (3,9 und 10,0 mmol/l) liegen, ist von einer guten Behandlung des Diabetes auszugehen. Schwere Unterzuckerungen sollten auch nicht regelmäßig auftreten. Sollten über einen längeren Zeitraum schlechtere Werte gemessen werden, soll man natürlich mit dem Diabetologen besprechen, wie diese zu verbessern sind.

Sind meine Blutdruckmedikamente im Fall einer Infektion gefährlich?

Vor Kurzem kam die Debatte auf: Haben bestimmte Blutdruckmedikamente, wie die ACE-Hemmer (der Medikamentenname endet auf -pril) oder Sartane (der Medikamentenname endet auf -sartan) im Fall einer Coronavirus-Infektion negative Effekte? Hierzu gibt es keine wissenschaftlich begründete Empfehlung. Die Experten diskutieren einerseits, dass diese Medikamente den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung negativ beeinflussen könnten. Andere sagen, dass diese Medikamente im Fall einer Infektion sogar von Vorteil sind.

Daher warnt Prof. Baptist Gallwitz, Pressesprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft, eindringlich davor, Medikamente einfach abzusetzen oder gegen andere Medikamente zu tauschen. Dies könnte das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöhen und somit eine größere Gefahr darstellen als eine Corona­virus-Infektion.

Probleme mit anderen ­Medikamenten?

Menschen mit Diabetes sollten allerdings andere Medikamente im Auge behalten: Im Fall einer Infektion mit ausgeprägten Symptomen wie Fieber muss bei Menschen mit Typ-2-Dia­betes das Medikament Metformin pausiert werden. Dies gilt nicht nur für Erkrankungen wie COVID-19, sondern auch für alle anderen Erkrankungen oder schwere Operationen. Dies wird jedoch häufig vergessen.

Und es gibt ein zweites Medikament, das Menschen mit Typ-2-, selten auch Menschen mit Typ-1-Diabetes einnehmen: nämlich die SGLT-Inhibitoren (Handelsnamen u. a.: Forxiga, Xigduo, Jardiance). Auch diese Medikamente sollten im Fall einer Infektion mit schweren Krankheitssymptomen pausiert werden.

Medikamentenliste erstellen

Daher sollten Betroffene im Zweifelsfall immer Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt nehmen. Für den Fall, dass dieser nicht zur Verfügung steht oder man sogar in ein Krankenhaus kommt, ist es wichtig, eine komplette Medikamentenliste bei sich zu haben, damit der Klinikarzt sich rasch ein Bild von der Medikation machen kann.

Das Fazit

Leere Straßen, Restaurants, geschlossene Kindergärten, Schulen, Fabriken. Überfüllte Krankenhäuser. Lange Zeit keinerlei öffentliches Leben. Rezession: Wir alle durchleben in diesem Frühjahr 2020 eine unwirkliche Zeit und sind oft verunsichert, weil wir eine solche Situa­tion noch nie erlebt haben. Aber auch hier hilft, wenn man sich gut informiert, Ruhe bewahrt und im täglichen Leben weiterhin sehr umsichtig handelt.


von Prof. Dr. Thomas Haak

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (5) Seite 10-11

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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