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Hautpflege: Wie pflegt ihr eure Spritzstellen?
5 Minuten
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Sommer, Sonne, Strand – endlich stehen uns die warmen Tage mit leichter Kleidung und Badewetter bevor. Klar, dass nun auch wieder die Saison beginnt, in der wir alle vielleicht ein paar Blicke mehr, ein paar Fragen mehr, ein bisschen Aufmerksamkeit mehr bekommen für unseren Diabetes. Hier sieht man einen Omnipod, dort steckt die Insulinpumpe am Gürtel. Links neben dir am Oberarm ist ein Dexcom, auf der anderen Straßenseite läuft jemand mit einem FreeStyle Libre entlang. Man sieht uns, wir erkennen uns. Doch was ist eigentlich mit dem, was wir nicht sichtbar auf der Haut tragen? Das, was nicht direkt, sondern erst beim zweiten Hinsehen bemerkt wird? Nein, dies ist kein Artikel über mentale Gesundheit oder psychische Auswirkungen – dieser Artikel ist jeder einzelnen kleinen Narbe, jedem Punkt und jedem blauen Fleck gewidmet, die wir an uns hinterlassen (müssen), um durch den Tag zu kommen.
Die Fingerkuppen – Diabetes hinterlässt Spuren
Okay, jeder, aber wirklich J E D E R Leser wird nun vermutlich dasselbe empfinden wie ich, wenn ich mich an den Moment zurückerinnere, als man mir sagte, es gäbe eine Technik, die mir das täglich mehrfache blutige Messen des Glukosewertes abnehmen könne. Unglaube. Erleichterung. Zweifel. Träume! Diabetes hinterlässt Spuren. Die wenigsten Menschen sehen diese Spuren, aber ihr wisst, was ich meine: die kleinen Schorfpunkte auf den Fingerkuppen. Die verhornte Haut. Eine kleine Entzündung, weswegen der Finger einen Tag etwas geschont werden musste. Das tägliche Stechen zum Blutzuckermessen hat den Fingerabdruck eines jeden Diabetikers ein klein wenig individueller gemacht. Auch wenn ich seit 4 Jahren immer seltener mit In-den-Finger-Stechen meinen Blutzucker messe – meine Fingerkuppen erholen sich von der Tortur der vergangenen Jahre nur langsam.
Also, wo fängt die Pflege an? Handcreme und gut Spucke?
Seit meiner Kindheit wasche ich mit der Hand ab. Auch heute noch freue mich mich manchmal darüber, denn danach kann ich wieder etwas von der verhornten Haut an meinen Fingerkuppen entfernen. Langsam, aber sicher erholen sich die Fingerkuppen und mit nur ein paar Messungen in der Woche habe ich 6 Finger zum Wechseln – das reicht.
Die Katheterstellen – meine Oberschenkel gleichen heute einer Kraterlandschaft
Viel mitgenommener sind bei mir und vermutlich auch dir die Spritzstellen. Als Kind wurde ich darauf gedrillt, die Spritzstellen regelmäßig abzuwechseln. Basalinsulin nur in den Arm, Rapidinsulin in den Bauch und die Oberschenkel. Jeden Tag dieselbe Prozedur. Erst mit Aufziehspritzen, dann mit Pens. Blöd nur, dass man als Kind einfach nicht versteht, warum man denn die Spritzstellen, in denen es nicht wehtut, meiden soll. Alte Stellen taten nie weh, neue, an denen das Fettgewebe noch nicht verhärtet war, umso mehr. Es ging bei mir so weit, dass meine Eltern mir eine Schablone auf den Oberschenkel zeichnen sollten, damit ich eine bestimmte Reihenfolge einhielt, unter der sich mein Gewebe erholen konnte. Trotzdem: Meine Oberschenkel gleichen heute einer Kraterlandschaft. Verändertes Gewebe wechselt sich ab mit einigen kleinen Narben von entzündeten Katheterstellen. Das alles sieht jemand Fremdes nur, wenn er genau hinsieht. Ich sehe es jeden Tag.
Was sagen die Ärzte?
Nun, verschiedene Diabetologen und Hautärzte haben mir zu Pflegemethoden keine große Hoffnung gemacht. Mehrfach hörte ich nur: „Das sieht doch gar nicht so schlimm aus.“ oder „Da müssen sie sich wohl dran gewöhnen.“ Mein Problem war nicht ausschließlich die Optik – mein Problem war und ist vielmehr die Auswahl der potenziellen Spritz- und Kathetersetzstellen. Wohin mit dem Insulin, wenn bald nicht nur die Oberschenkel, sondern auch der Bauch und die Arme so aussehen?
Auf die richtige Pflege kommt es an
Also, wie pflegen wir einen der größten Leidträger unseres Daseins mit Diabetes?
Beim Hautarzt bekam ich den Hinweis, dass Haut sich nur erholen kann, wenn sie ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt ist. Da wir Diabetiker ohnehin zu feuchtigkeitsarmer Haut neigen können, ist das Thema doppelt wichtig: Eincremen, was das Zeug hält. Damit meine ich auf der einen Seite Feuchtigkeitspflege, am besten einmal täglich mit einer reichhaltigen und rückfettenden Creme. Auf der anderen Seite sollten wir auch im Urlaub den Sonnenschutz nicht vernachlässigen. Denn durch UV-Schäden verliert unsere Haut Feuchtigkeit und Spannkraft. Sie ist nicht in der Lage, sich schnell von Strapazen zu erholen, und jeder einzelne Heilungsprozess kann stark verlangsamt sein, wenn die Haut unter zu starker UV-Strahlung zu leiden hat. Gerade nach einem ausgiebigem Sonnenbad ist es wichtig, der Haut die Feuchtigkeit, die sie verloren hat, durch eine Après-Sun-Lotion zurückzugeben.
Früher hatte ich häufig Probleme mit allergischen Reaktionen auf Pflaster und im Sommer noch eine zusätzliche Sonnenallergie. Da hat keine Feuchtigkeitspflege mehr geholfen. Der Retter in der Not? Kortison! Ausschläge sind bei mir heute selten, aber wenn sie doch mal vorkommen, verschwinden sie mit Kortisonsalbe nach 1-2 Tagen wieder. Auch bekommt jede „frische“ Katheterstelle eine Extraportion Creme mit einem antiseptischen Wirkstoff sowie Dexpanthenol.
Zeitweise habe ich eine sogenannte Narbencreme ausprobiert. Diese gab es im Drogeriemarkt für rund 5€ und ich wollte nichts unversucht lassen, die Narben der vormals entzündeten Katheterstellen etwas zu schrumpfen. Leider musste ich feststellen, dass in den 6 Monaten, in denen ich regelmäßig 1- bis 2-mal am Tag die Narben damit eincremte, keine Besserung eintrat. Meine Diabetologin wies mich ergänzend darauf hin, dass Narbengewebe irreparabel bleibt – egal welche Creme etwas anderes verspricht. Schade. Aber einen Versuch war es wert.
Vermutung vs. Wissenschaft
Eine wunderbare Physiotherapeutin, mit der ich über das veränderte Gewebe an den Oberschenkeln sprach, äußerte eine interessante Vermutung: Das Fettgewebe unter der Haut soll maßgeblich durch Faszien zusammengehalten werden und Gewebe, Muskeln und Faszien bilden eine Einheit unter unserer Haut. Wird das Gewebe aufgrund von mechanischer Einwirkung (Nadelstiche) und minimalen Entzündungsprozessen (Reaktion auf Fremdkörper und Verarbeitung des Insulins) wiederholt gereizt, so vermutete sie, könne das Gewebe verkleben und sich verändern. Dies ist nicht wissenschaftlich belegt oder durch Studien bewiesen. Es handelt sich lediglich um eine Vermutung, die ich persönlich zur Überprüfung nicht auslassen mochte.
Gibt es also doch Hoffnung?
Die Therapeutin empfahl mir, über jegliches Gewebe, nicht nur die Spritzstellen, mit einer Faszienrolle zu rollen. Es soll die Durchblutung steigern und die verklebten Faszien lösen, damit das Gewebe sich regenerieren kann. An dieser Stelle möchte ich nur nebensächlich auf die höllischen Schmerzen in den Oberschenkeln, gepaart mit einer anschließenden warmen Erleichterung hinweisen, die dies bei mir auslöste. Ob es etwas bringt? Nun, schlimmer wird es nicht… Besser? Auch nicht wirklich. Aber da ich die Stellen jahrelang unfair malträtiert habe, weiß ich auch nicht, wie viele Jahre sie mir vielleicht noch heimzahlen wollen. Ich fühle mich jedoch nicht so, als würde ich tatenlos rumsitzen und auf Besserung warten. Wissenschaftliche Studien zu den möglichen Veränderungen des Gewebes sowie mögliche Therapien gibt es nicht – und so rolle ich im Selbstversuch abends mit meinen Spritzstellen auf der Faszienrolle herum und gönne meiner Haut anschließend reichhaltige Feuchtigkeitspflege. Allein der Gedanke, ihr etwas Liebe zu geben, beruhigt mich.
Mir ist dadurch bewusst geworden, wie wichtig die richtige Pflege der Spritz- und Katheterstellen ist. Wir sollten wesentlich mehr wertschätzen, was unsere Haut eigentlich jeden Tag für uns einsteckt und aushält. Wir sollten ihr ein Stück zurückgeben. Also auf, ihr Lieben, zu den Igelbällen, der Creme-Dose und der Faszienrolle. Und wenn ihr tolle, weitere Tipps habt – gern her damit in den Kommentaren!
Auch Olli hat einige Hautpflegetipps für euch parat: Diabetes und die liebe Haut: Tipps + Pflegeprodukte!
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 5 Tagen, 11 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 6 Tagen, 8 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 6 Tagen, 7 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Wochen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike