Junge Menschen mit Diabetes ohne Folgeerkrankungen gehören nicht zur Risikogruppe

3 Minuten

Junge Menschen mit Diabetes ohne Folgeerkrankungen gehören nicht zur Risikogruppe

Die Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe betont, dass nur Menschen mit Diabetes mit zusätzlichen Begleiterkrankungen (z.B. kardiovaskuläre Erkrankungen) ein erhöhtes Risiko für COVID-19 und für einen schweren Verlauf haben. Kein erhöhtes Infektionsrisiko haben „gesunde“ Diabetespatienten mit stabiler Glukoseeinstellung.

In diesen Tagen ist das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 und seine Folgen DAS beherrschende Thema in allen Medien. Viele Menschen sind verunsichert und machen sich Sorgen, insbesondere Menschen mit Diabetes. In den Medien werden sie als Risikogruppe dargestellt, ohne dass differenziert wird, wer genau als Risikopatient gilt.

Die Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe will Klarheit schaffen: Ein erhöhtes Risiko, an COVID-19 zu erkranken und dabei einen schweren Verlauf durchzumachen, besteht nur bei solchen Menschen mit Diabetes, die zusätzliche Begleiterkrankungen wie zum Beispiel kardiovaskuläre Erkrankungen haben. Kein erhöhtes Infektionsrisiko haben „gesunde“ Diabetespatienten Typ 1 und Typ 2 mit einer stabilen Glukoseeinstellung. Für diese Zielgruppe besteht kein Grund, ohne vorliegende Symptome vorbeugend eine Krankschreibung zu beantragen, wie es derzeit verstärkt in den Praxen zu beobachten ist.

Mehr zum Thema auf diabetes-online:

Coronavirus: Darauf sollten Menschen mit Diabetes nun achten

Da bestimmte Gruppen von Menschen mit Diabetes zur Risiko­gruppe für schwerere COVID-19-Krankheitsverläufe gehören, sollten sie aktuell besonders wachsam sein und sich vor einer Infektion schützen. Hier finden sie Hinweise und Ratschläge von Fachgesellschaften, Institutionen und Behörden.

Verunsicherung bei vielen Diabetespatienten unbegründet

Bei allem, was wir momentan wissen, stützen wir uns vor allem auf Daten aus China. In einer aktuellen Veröffentlichung mit sechs Studien bei 1.527 COVID-19-Patienten hatten 17,1 Prozent einen erhöhten Blutdruck, 16,4 Prozent kardiovaskuläre Erkrankungen und 9,7 Prozent einen Diabetes mellitus. Die Prävalenz von erhöhtem Blutdruck und Diabetes mellitus bei einem mit dem Virus infizierten Menschen war annähernd gleich wie in der Normalbevölkerung. Die schweren Verläufe bestanden bei Menschen mit Diabetes mellitus mit zusätzlichen Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Die CovApp (kein Download notwendig) der Berliner Charité kann dabei helfen, die Notwendigkeit eines Arztbesuches oder Coronavirus-Tests besser einzuschätzen. Beantworten Sie innerhalb weniger Minuten einen Fragenkatalog, und Sie erhalten daraus spezifische Handlungsempfehlungen.

zur CovApp

„Aufgrund der nicht differenzierten medialen Berichterstattung beobachten wir in den diabetologischen Schwerpunktpraxen einen Anstieg an Verunsicherung bei unseren Patienten, die mitunter ein gefährliches Ausmaß annimmt. Wenn selbst Krankenschwestern oder Kindergärtnerinnen der Notgruppen, die Mitte 20 und Typ-1erinnen ohne Folgeerkrankungen sind, um eine AU bitten, dann ist es an der Zeit, den Fehlinformationen öffentlich entgegenzuwirken“, sagt Dr. Jens Kröger, niedergelassener Diabetologe in Hamburg-Bergedorf und Vorstandsvorsitzender von diabetesDE.

„Wenn Menschen mit Diabetes mellitus keine Erkrankungen der oberen Atemwege haben und kein Verdacht auf eine Coronainfektion besteht, ist eine Arbeitsunfähigkeit hinsichtlich dessen nicht nötig und nicht möglich. Menschen mit Diabetes mellitus haben nicht per se durch die Erkrankung ein erhöhtes Risiko. Eine individuelle Betrachtung zur Risikoabwägung ist notwendig. Menschen mit Diabetes mellitus sollten sich bemühen, eine stabile Glukosestoffwechsellage zu erzielen“, ergänzt Dr. Kröger.

Insulin, Medikamente, Hilfsmittel: keine Lieferengpässe!

Die Patienten seien derzeit auch in Sorge, ob sie ihren Bedarf an Insulin, Medikamenten oder Pumpen quartalsgerecht erhalten. „Der Quartalsbedarf für Menschen mit Diabetes ist genauso gesichert wie der von anderen chronisch Erkrankten. Gerade beim Insulin gibt es keine Lieferengpässe und diese sind auch nicht zu erwarten. Es macht hier keinen Sinn, Medikamente und Hilfsmittel zu horten“, mahnt Dr. Kröger.

Im Übrigen gelten auch für Menschen mit Diabetes generell die Infektionsschutz-Maßnahmen des Robert Koch-Instituts (RKI), um sich vor dem neuartigen Virus SARS-CoV-2 zu schützen:

  • häufiges, gründliches Händewaschen mit Seife (20 – 30 sec)
  • Abstand zu anderen Menschen halten, große Menschenmengen meiden
  • Hust- und Niesetikette einhalten, also vom Gegenüber wegdrehen und in die Armbeuge husten oder niesen
  • sich nicht ins Gesicht fassen, vor allem nicht, wenn Sie vorher möglicherweise kontaminierte Oberflächen wie Türklinken oder Haltestangen in Bussen angefasst haben
  • zu Hause bleiben, vor allem wenn Sie an Erkältungssymptomen leiden

Vorkehrungen für Infektionsverdacht oder häusliche Quarantäne

„Es ist natürlich auch für Menschen mit Diabetes sinnvoll, sich vorab Gedanken zu machen, wie im Falle eines Infektionsverdachts oder einer häuslichen Quarantäne vorgegangen werden sollte“, mahnt Dr. Kröger. Eine Quarantäne wird von den Behörden angeordnet, wenn der Patient innerhalb der letzten 14 Tage in einem Risikogebiet war oder Kontakt zu einem COVID-19-Erkrankten hatte und gilt zunächst als Vorsichtsmaßnahme, um eine weitere Verbreitung des Virus zu verhindern.

Damit Menschen mit Diabetes im Fall einer Quarantäne oder gar einer Infektion mit dem neuen Coronavirus gut vorbereitet sind, hat diabetesDE hat hierzu Ratschläge und Tipps zusammengestellt.


Quelle: diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Unterwäsche für Insulinpumpen: Über den eigenen Diabetes zur Unternehmerin – Katharina Gail führt „rubylimes“ weiter

Typ-1-Diabetes kann durchaus ein Hindernis darstellen – gerade im Berufsleben. Manchmal öffnet er aber auch neue Horizonte. So war es bei Katharina Gail und rubylimes, Anbieter spezieller Unterwäsche für Insulinpumpen-Trägerinnen und -Träger: Erst war sie begeisterte Kundin, dann wirkte sie beim Unternehmen mit und hat es mittlerweile von der Gründerin übernommen.
Unterwäsche für Insulinpumpen: Über den eigenen Diabetes zur Unternehmerin – Katharina Gail führt „rubylimes“ weiter | Foto: privat

7 Minuten

Das Community-Rezept: Gnocchi in Steinpilzcreme-Soße von Luciana

Cremig, würzig und in nur 20 Minuten auf dem Teller: Lucianas Community-Rezept für Gnocchi in Steinpilzcreme-Soße sind der perfekte Seelenwärmer für den Feierabend – schnell zubereitet, herrlich aromatisch und angenehm leicht.
Das Community-Rezept: Gnocchi in Steinpilzcreme-Soße von Luciana | Foto: privat/Bernhard und Gabi Kölsch

3 Minuten

Community-Beitrag

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Anzeige

Recor Medical

Das Verfahren der renalen Denervierung kann helfen, den Blutdruck effektiv zu senken.

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen