Klinikbesuch: Wenn Angst ein schlechter Ratgeber ist…

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Klinikbesuch: Wenn Angst ein schlechter Ratgeber ist…

Viele Menschen wägen derzeit ab: Ist es gefährlicher, mit einem schlecht eingestellten Diabetes zu leben – oder ist es gefährlicher, sich im Krankenhaus behandeln zu lassen? Diabetes-Journal-Chefredakteur Prof. Thomas Haak hat eindeutige Empfehlungen für Sie.

Angst ist eines der unangenehmen Gefühle – obwohl sie ganz natürlich ist und uns Menschen davor schützt, unbedacht Risiken einzugehen. Damit ist Angst eigentlich etwas Gutes. Im Gegensatz dazu ist grundlose Angst ein Zustand, der die Lebensqualität sehr negativ beeinträchtigen kann. Angst gilt sogar als ernst zu nehmende Erkrankung, die behandelt werden muss, wenn sie über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt.

Derzeit macht uns die Corona-Pandemie viel Angst. Wir leben mit dem Virus namens SARS-CoV-2 seit gut einem Jahr. Viele von uns haben zu Anfang das Risiko einer „Corona-Infektion“ bagatellisiert. Doch die Pandemie hat uns gelehrt, dass sie bei den einen harmlos verläuft, bei vielen anderen aber gefährlich werden kann. Wer nun selbst erkrankt, der möchte natürlich gern zu denen gehören, bei denen die Krankheit harmlos verläuft – und danach durch die erworbene Immunität geschützt sein.

Doch was passiert, wenn man erkrankt und zu der Gruppe gehört, bei denen die Erkrankung schwer verläuft? Das weiß man eben nicht, und das macht uns Angst, die nicht wegzudiskutieren ist.

Irrationale Angst kann sehr gefährlich werden

Für viele bedeutet diese Angst, dass man nun alles vermeidet, was das Ansteckungsrisiko erhöht. Manche bleiben nur noch im Haus – oder sitzen allein im eigenen Pkw mit einer Schutzmaske: Angst kann auch irrational sein. Irrationale Angst kann sehr gefährlich werden. Wir sehen das in unseren Krankenhäusern: Viele Menschen nehmen Behandlungen derzeit einfach nicht wahr, weil sie Angst haben, sich im Krankenhaus zu infizieren. Planbare Operationen werden abgesagt, verschoben. Das mag bei einer Kniegelenk-OP problemlos möglich sein (dann muss man eben noch Monate mit Schmerztabletten weiterlaufen).

Lebensgefährlich wird es aber, wenn man aus Angst vor einer Infektion auch bei womöglich schwerwiegenden Erkrankungen die Klinik meidet: So erleben viele Hausärzte, dass Patienten einen Herzinfarkt erlitten haben und nicht in die Klinik gegangen sind.

Auch viele Menschen mit Diabetes meiden derzeit den Besuch beim Diabetologen oder eine notwendige Krankenhausbehandlung. Wir sehen das bei uns im Diabetes Zentrum Mergentheim so oft wie nie zuvor. Dabei erleben wir auch, wie uns Menschen mit einer sehr schlechten Blutzuckereinstellung und mit Folgeschäden meiden – eben aus Angst vor einer Corona-Infektion. Hier heißt es abwägen: Ist es gefährlicher, mit meinem schlecht eingestellten Diabetes zu leben – oder ist es gefährlicher, mich im Krankenhaus behandeln zu lassen?

Angst überwinden, um die Gesundheit zu schützen

Mein Blickwinkel: Ein schlecht eingestellter Diabetes, eine gefährliche Folgeerkrankung erhöhen das Risiko für einen ungünstigen Ausgang einer Corona-Infektion immens. Das Risiko, sich bei einem guten Hygienekonzept in einer Klinik zu infizieren, ist hingegen klein. Ich empfehle allen Menschen, die eine ärztliche Behandlung z. B. in einem Krankenhaus dringend benötigen:

Schauen Sie sich das Hygienekonzept der Klinik gut an – bei uns werden z. B. am Aufnahmetag Corona-Abstriche durchgeführt. Und die angereisten Patienten gehen für einen Tag bis zum Vorliegen des negativen Test-Ergebnisses in Quarantäne. Abstandsregeln und Mund-Nase-Schutz sowie FFP2-Masken bei den Behandlern sind selbstverständlich. Dort, wo man sich gegenübersitzt, z. B. beim Essen, trennen Plexiglaswände.

So gesehen rate ich jedem, der einer Behandlung bedarf, sich nicht aus Angst vor einer Infektion zu verkriechen und so seine Gesundheit zu riskieren. Das Risiko, sich außerhalb einer Klinik zu infizieren, ist viel höher als bei den strengen Hygienerichtlinien in den meisten Arztpraxen und Kliniken. Überwinden Sie die Angst, und riskieren Sie nicht Ihre Gesundheit.


von Prof. Dr. med. Thomas Haak

Avatar von thomas-haak

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (2) Seite 36

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  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

  • tako111 postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

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