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Bei Typ-1-Diabetes decken Langzeit-Insuline den täglichen Grundbedarf an Insulin, ergänzt durch kurzwirksame, Mahlzeiten-bezogene Insuline, um die Anstiege der Glukosewerte nach dem Essen auszugleichen. Aber auch bei Typ-2-Diabetes spielen Basal-Insuline weiterhin eine wichtige Rolle in der Therapie.
Medikamente aus den Gruppen der SGLT-2-Hemmer und GLP-1-Rezeptor-Agonisten, die nach dem Wirkstoff Metformin eingesetzt werden, haben den Einsatz von Insulin bei Typ-2-Diabetes zwar zeitlich nach hinten verschoben – dadurch wird das Basal-Insulin aber keineswegs überflüssig. Immer, wenn erhöhte Nüchtern-Glukosewerte auftreten, kommt abendlich gegebenes Basal-Insulin zum Einsatz, um das nächtliche Ausschütten von Glukose aus der Leber zu unterdrücken und normnahe Nüchtern-Blutzuckerwerte zu ermöglichen.
Heute vor allem eingesetzte Langzeit-Insuline sind Insulinanaloga, die ein- oder zweimal am Tag mit einem Einmal- oder einem wiederverwendbaren Insulinpen injiziert werden. Es sind im Wesentlichen drei große Insulin-Hersteller, die eine breite Produktpalette anbieten: Lilly, Novo Nordisk und Sanofi.
Moderne Langzeit-Insuline sind flach in der Wirkkurve, haben keinen klinisch merkbaren Wirkgipfel, eine ausreichend lange Wirkdauer von 18 bis 24 Stunden und zeichnen sich durch eine geringe Rate an Unterzuckerungen (Hypoglykämien), besonders in der Nacht, aus. Neben den bisher üblichen Konzentrationen von 100 Einheiten Insulin pro Milliliter gibt es höhergradig konzentrierte Insuline mit 200 und mit 300 Einheiten pro Milliliter. Diese eignen sich besonders für Menschen mit hohem Insulinbedarf, weil das zu spritzende Volumen geringer wird.
Obwohl Insulin seit 100 Jahren in der Therapie des Diabetes zu Verfügung steht, wird ständig nach Optimierungen gesucht und geforscht, um die bestmögliche Wirkweise bei möglichst geringen negativen Effekten wie Hypoglykämien, Gewichtszunahme, allergischen Reaktionen usw. zu erzielen.
Trotz Verbesserung der Insuline und deren Möglichkeiten der Injektion – man denke an Insulinpens und Penkanülen – und neuer Therapie-Regime ist der Anteil der mit Insulin behandelten Menschen seit Jahrzehnten gleich und die Einstellungsqualität, gemessen am Langzeit-Zuckerwert HbA1c, wird nicht besser: Nur etwas weniger als 30 Prozent erreichen ein HbA1c von weniger als 7 % bzw. 53 mmol/mol, knapp 15 Prozent haben ein HbA1c über 10 % bzw. 86 mmol/mol.
Mehr als 90 Prozent der Betroffenen (und auch der Behandelnden) wünschen sich eine normnahe Stoffwechsel-Situation, auch mit weniger als täglicher Insulingabe, und fast ein Drittel aller Betroffenen lässt Insulininjektionen weg.
Eine Strategie, die Therapietreue zu erhöhen, kann die Reduktion der Häufigkeit der Insulingaben sein. Die Hypothese lautet: Wer seltener Insulin injiziert und dabei eine gleich gute Stoffwechsel-Situation erreicht, setzt die Therapie regelmäßiger um und erzielt damit normnähere HbA1c-Werte, mehr Zeit im Zielbereich (Time in Range, TIR), weniger Schwankungen der Glukosewerte und akute Unter- und Überzuckerungen, weniger Folgeerkrankungen und damit auch weniger Kosten.
Warum nimmt man das an? Aus der Forschung mit Wirkstoffen aus der Gruppe der GLP-1-Rezeptor-Agonisten wissen wir, dass die Therapietreue von wöchentlichen GLP-1-RA-Injektionen im Vergleich mit täglichen Injektionen nach einem Jahr um 35 Prozent zunimmt.
Abb. 1: Entwicklungsstufen und Eigenschaften verschiedener Basal-Insuline.
Die größte Realitätsnähe haben derzeit Insuline, die einmal wöchentlich gegeben werden.Warum glaubt man, dass eine wöchentliche Insulingabe eine breitere Akzeptanz und Zustimmung finden wird als herkömmliche tägliche Insuline? Sie zu spritzen, ist bequemer, die Therapietreue ist höher, die Lebensqualität besser und die Behandlung wird als weniger belastend empfunden.Andere Ansätze wie nasales Insulin, direkt in der Leber wirkendes Insulin und "smarte" Insuline werden in der Entwicklung weltweit verfolgt. Problem ist, dass Nebenwirkungen und auch die notwendigen hohen Insulindosierungen erst noch gelöst werden müssen.
Voraussetzungen für ein einmal wöchentliches Langzeit-Insulin sind:
Ergebnisse aus Studien zu Basal Insulin Fc:
Ergebnisse aus Studien zu Insulin icodec:
Die europäische Zulassungsbehörde (EMA) hat Awiqli zur Behandlung von Diabetes bei Erwachsenen zugelassen. Es sollte hauptsächlich bei Menschen mit Typ-2-Diabetes eingesetzt werden (März 2024).
Derzeit sind zwei neue Langzeit-Insuline in Entwicklung, die einmal wöchentlich zu spritzen sind und das große Potenzial besitzen, die Akzeptanz der Insulintherapie und damit die Therapietreue bei Menschen mit Diabetes, sei es Typ 1 oder Typ 2, entscheidend zu erhöhen. „Ultralang“ wirkende Insuline erlauben eine größere Flexibilität im Zeitpunkt der Insulingabe, verzeihen eher Dosierungsfehler oder gar vergessene Insulingaben.
Aus den bisherigen Daten muss bei der Anwendung von ultralang wirkenden Insulinen bei Menschen mit Typ-1-Diabetes noch ein wenig Vorsicht gelten. Inwieweit die Stoffwechsel-Situation entscheidend verbessert wird, bleibt abzuwarten. Eine Einführung in den Markt ist in den nächsten Jahren zu erwarten.
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