- Behandlung
Lernen per Live-Video
5 Minuten
In Zukunft wird die Schulung noch digitaler werden und auf Ihre besonderen Bedürfnisse zugeschnitten sein. Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick in die nahe und fernere Zukunft wagen.
Die Corona-Pandemie hat in vielen Bereichen die Digitalisierung und neue Anwendungen von Technologien beschleunigt. Dies gilt auch für die Diabetesschulung. Bei einer Umfrage im Jahr 2019 für den Digitalisierungs- und Technologie-Report Diabetes 2020 schätzte fast ein Drittel aller Menschen mit Diabetes digitale Formen der Patientenschulung als bedeutsam ein; auch viele Leser des Diabetes-Journals hatten daran teilgenommen.
Abb. 1: Im Jahr 2019 fanden nur rund 30 Prozent der Befragten die digitale Diabetes-Schulung bedeutsam – aber rechneten mit einer stark steigenden Wichtigkeit.
Gefragt nach der Schulungspräferenz, hätten die meisten der Befragten eine traditionelle Präsenzschulung einer Videoschulung vorgezogen. Allerdings gab schon damals ca. ein Drittel der Befragten an, eine Onlineschulung zu bevorzugen (siehe Abb. 2). Das Problem: Kaum eine Praxis hatte vor 2020 eine Videoschulung angeboten.
Abb. 2: Große Umfrage: Schon im Jahr 2019 interessierten sich bis zu ⅓ der Befragten für Video-/Online-Schulung, obwohl es diese quasi noch gar nicht gab.
Videoschulung als Alternative
Mit der Corona-Pandemie änderte sich dies: Gruppenschulungen waren aufgrund des Ansteckungsrisikos in zu kleinen Schulungsräumen oder durch nicht ausreichenden Lüftungsmöglichkeiten, nicht möglich. Im Zuge dessen haben immer mehr diabetologische Praxen Videoschulungen angeboten. Die ersten Erfahrungen sind so positiv, dass Experten davon ausgehen, dass die Schulung per Video auch nach der Pandemie – wann immer das sein mag – ein fester Bestandteil der Diabetes-Schulung sein wird.
So einfach ist Videoschulung
Für die Schulung per Video sind nur eine stabile Internetverbindung und ein Endgerät notwendig (z. B. Computer, Tablet, Smartphone). Für eine Schulung per Video muss Ihr behandelnder Arzt ein Programm für die Videosprechstunden bzw. -schulung für seine Praxis bereitstellen. Dies muss von der Kassenärztlichen Vereinigung genehmigt sein, um allen Aspekten des Datenschutzes zu entsprechen (die Programme müssen eine End-zu-End-Verschlüsselung gewährleisten). Über diese Web-Plattform findet die Videoschulung statt.
Wenn Sie Ihr Diabetesteam zu einer Videoschulung einlädt, wird Ihnen per Mail, SMS oder postalisch einen Link zur Videoschulung geschickt. Auf diesen müssen Sie nur klicken bzw. ihn in Ihren Browser eingeben – und schon sind Sie im virtuellen Schulungsraum zusammen mit den anderen Schulungsteilnehmern.
Was ist an Ausstattung notwendig?
Wenn Sie mit Ihrem Laptop, Tablet oder Smartphone an der Schulung teilnehmen, benutzen Sie die integrierte Kamera und den Lautsprecher. Am Computer müssen entweder schon eine Kamera oder ein Lautsprecher vorinstalliert sein oder Sie besorgen sich externe Geräte. Diese sind preisgünstig im Fachhandel vor Ort oder im Internethandel zu kaufen. Für die Videosprechstunde müssen Sie kein Programm herunterladen, somit besteht auch keine Computervirus-Gefahr. Sie gehen einfach mit dem Zugangscode in die Webanwendung und verlassen mit einem Klick den virtuellen Raum nach der Schulung wieder.
Dieselben Schulungsinhalte!
Bevor Sie mit der Videoschulung starten, müssen Sie in der Regel den Datenschutzbestimmungen zustimmen und einwilligen, dass Sie keine Inhalte der Schulung aufzeichnen und damit die Persönlichkeitsrechte anderer verletzen. Um störende Hintergrundgeräusche zu vermeiden, werden Sie im Video zumeist aufgefordert, Ihr Mikrofon nur anzustellen, wenn Sie etwas sagen wollen.
Auf dem Bildschirm sehen Sie in der Regel die Schulungsfolien der Kursleitenden und in kleinen Bildausschnitten auch die anderen Teilnehmenden. Sie können sowohl mit der Schulungskraft als auch mit den anderen Teilnehmenden sprechen oder mit ihnen eine Datei teilen. Wenn die Schulungskraft Ihnen Schulungsfolien zeigt, teilt sie ihren Bildschirm mit Ihnen, sodass Sie dieselben Folien wie bei einer Präsenzschulung sehen können. Ausgefüllte Arbeitsblätter oder Ihre Glukoseauswertungen können Sie in die Kamera halten oder praktische Übungen (z. B. Wechseln einer Pen-Patrone) vor der Kamera ausführen.
Vor- und Nachteile der Videoschulung
Der größte Vorteil der Videoschulung besteht darin, dass Sie sich von jedem Ort mit einem einfachen Klick in die Schulung einwählen können und Sie nicht in die Praxis müssen. Damit sparen Sie sich Zeit und den Aufwand des Fahrens, zudem können Sie die Schulung besser in Ihren Zeitplan integrieren. Allerdings funktioniert eine Videoschulung nur, wenn Sie eine stabile Internetverbindung haben, die Verbindung nicht abreißt und es nicht zu störenden Bild- oder Tonproblemen kommt.
Besonders zu Beginn berichten Teilnehmer öfter, dass die virtuelle Umgebung für sie ungewohnt ist und sie die persönliche Begegnung mit den anderen Gruppenteilnehmern vermissen. Auf der anderen Seite bietet die Online-Schulung auch die Möglichkeit, digitale Möglichkeiten zu nutzen, indem z. B. Videos oder Situationen aus der häuslichen Umgebung in die Schulung integriert werden.
Digitale Patientenmaterialien
Nachdem Smartphones, Tablets und Computer mittlerweile in der Regel genügend Speicherplatz haben, eröffnet sich auch die Möglichkeit, die Patientenbücher als E-Books zur Verfügung zu stellen. Diese können Sie dann auf verschiedenen Endgeräten abspeichern und haben so die wichtigsten Informationen zu Ihrer Therapie immer griffbereit. Auch Arbeitsblätter lassen sich digital bearbeiten und dann abspeichern oder versenden.
Ab Mitte 2021 möchten wir Ihnen die Materialien der MEDIAS-2-, PRIMAS- und INPUT-Schulungen auch als E-Book bzw. beschreibbare Arbeitsblätter zur Verfügung stellen. Diese eignen sich dann gut für den Einsatz in einer Videoschulung, aber auch als eine zusätzliche Option bei einer klassischen Präsenzschulung.
Alexa, Diabetes?
In Zukunft kann man sich auch vorstellen, dass Sie wichtige Informationen zu Ihrer Therapie „on demand“ bekommen: Immer, wenn Sie eine Frage zum Diabetes haben, senden Sie diese an ein Gerät mit Spracherkennung – und dieses antwortet Ihnen. Sie können sich das etwa so vorstellen, wie wenn Sie Alexa, Google Home, Amazon Echo oder einem anderen Dienst eine Frage stellen und prompt eine Antwort bekommen. Allerdings benötigen Sie hierfür aktuell eine ständige Verbindung zum Internet.
Hilfe bei Therapie-Entscheidungen
Mit Hochdruck arbeiten viele Unternehmen daran, wichtige Schulungsinhalte in digitaler Form Patienten zur Verfügung zu stellen – als Unterstützung für Therapieentscheidungen oder zur Analyse von Glukoseprofilen. „Patienten-Entscheidungshilfe-Systeme“ nennt man solche Technologien. So erkennen solche Programme z. B. Muster in Ihren Glukoseverläufen und schlagen Ihnen vor, wie Sie darauf reagieren können. Mit einem Klick können Sie auch mehr darüber erfahren, wie das System zu dieser Empfehlung gekommen ist, und nach weiteren Informationen suchen.
Mittlerweile gibt es auch einige Bestrebungen, Diabetes-Schulungen in der virtuellen Realität durchzuführen: Schulungsteilnehmer setzen sich hierzu Virtual-Reality-Brillen auf und tauchen damit in eine virtuelle Welt ein. Damit können Sie sich z. B. die Funktionsweise einer Insulinpumpe anschauen, dem Weg von Nahrungsmitteln in Ihrem Körper folgen, wenn sie verstoffwechselt werden, oder sich die Wirkweise eines Systems zur automatischen Insulindosierung (AID-System) zeigen lassen.
„Hallo, hier ist Pepper“: Roboter schult
Schulung per Roboter – das können Sie sich nicht vorstellen? Gibt es mittlerweile, sogar in Deutschland! In zwei EU-Projekten, an denen das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken beteiligt war, wurde mit Pepper ein ca. 60 cm großer Roboter entwickelt, der Kindern mit Typ-1-Diabetes Wissen über ihre Erkrankung vermittelt, die Schulung auflockert und die Motivation zur Diabetestherapie erhöhen soll.
Außerdem regt der Roboter die Kinder dazu an, über ihre Krankheit zu sprechen, und stellt ihnen Aufgaben, die sich an alltäglichen Lebenssituationen mit Diabetes orientieren. Für Kinder ist Pepper schon allein ein Grund, mit Freude in die Diabetes-Ambulanz zu kommen.
Die Zukunft ist schon da
Eine digitale Diabetes-Schulung erhöht Ihre Wahlmöglichkeiten, welche Form der Schulung Sie für sich passend finden. Denn Sie entscheiden, wie Sie geschult werden möchten. Ob im persönlichen Gespräch, bei einem Gruppentreffen mit anderen Menschen mit Diabetes, per Videoschulung oder im virtuellen Raum: Hauptsache ist, dass Sie geschult werden! Nutzen Sie die Chance – um durch gute Diabetes-Schulungen mit Ihrem Diabetes gut zurechtzukommen und Ihre Gesundheit zu erhalten.
- Diabetes-Schulung – ein Blick zurück
- Schulung: modern, geprüft, individuell
- Lernen per Live-Video
Autor:
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (6) Seite 28-30
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 18 Stunden, 51 Minuten
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 6 Tagen, 10 Stunden
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 2 Tagen, 13 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 1 Woche, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 6 Tagen, 1 Stunde
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 13 Stunden, 33 Minuten
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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