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Mein persönlicher Endgegner – ein Magen-Darm-Infekt und der Diabetes
5 Minuten
Eigentlich sollte dieser Beitrag über meine persönlichen Wechselwirkungen zwischen dem jahrelang genutzten Insulin NovoRapid und dem Insulin Fiasp informieren. Allerdings gibt es zu diesem Thema schon sehr viele tolle und einzigartige Beiträge in der Blood Sugar Lounge, sodass ich zu dem Ganzen gar nichts mehr hinzufügen möchte.
(P.S.: Meine Erfahrungen sind übrigens 1:1 dieselben wie bei Marcel und psssst: mittlerweile bin ich wieder #teamnovorapid.)
Warum also jetzt ausgerechnet der Magen-Darm-Infekt in Kombi mit dem Diabetes als Thema?
denn nicht jeder Diabetiker kann auch gleichfalls gut Blut sehen.) Quelle: Olivia Peters
Kommen wir aber nun zu meinem Thema, das definitiv keine Erheiterung hervorruft. Diabetes und ein Magen-Darm-Infekt, mein persönlicher Endgegner. Vor keinem Infekt graut es mir mehr als diesem. Nie war ich öfter im Krankenhaus als auf Grund eines Magen-Darm-Infekts. Diesem blöden Infekt, welcher jedes Mal aufs Neue meinen Diabetes und mich an den Rand des Wahnsinns treibt.
Und jährlich grüßt das Krankenhaus…
Leider liege ich fast jährlich einmal im Krankenhaus. Glücklicherweise noch nie grundlegend nur wegen des Diabetes. Auch nicht immer nur wegen eines Magen-Darm-Infekts. Einmal hatte ich zum Beispiel eine Rippenfellentzündung, auch nicht allzu „lustig“, kann ich euch sagen.
Allerdings ist mein Körper generell bei einem Infekt oder einer Krankheit eine kleine Pfeife. Beziehungsweise vertragen sich ein Infekt und der Diabetes bei mir einfach nie miteinander. Es artet deshalb so aus, dass ich entweder den Diabetes nicht mehr kontrolliert bekomme oder der Infekt überhandnimmt. Kritisch wurde es dabei eigentlich immer nur bei dem berühmt-berüchtigten Magen-Darm-Infekt.
Deshalb schreibe ich auch diesen Beitrag hier und hoffe, dass es in dem wilden Kosmos da draußen vielleicht Gleichgesinnte gibt, denen es genauso ergeht. Denn dann freue ich mich jetzt schon über jeden gut gemeinten Tipp, sodass wir nie wieder auf Grund von „Magen-Darm“ ins Krankenhaus müssen! 🙂
Der Magen-Darm-Infekt ist ein klassisches Beispiel für einen Infekt, den ich bisher in meinen gesamten ca. 14 Diabetes-Jahren nur einmal ohne Krankenhaus-Aufenthalt geschafft habe. Mein ganz persönlicher Erzfeind also. Bei diesem Infekt schreit mein Körper auch förmlich „HIER“, sobald „Magen-Darm“ mal wieder rumgeht. Och, was hasse ich es. Letztes Jahr kurz vor Weihnachten war es leider wieder einmal so weit. Meine Story begann allerdings ungewöhnlich…
Frisch tätowiert und gepierct, also doch kein Magen-Darm-Infekt?
Zuletzt hatte ich mich nämlich gerade frisch tätowieren und piercen lassen, alles an einem Tag, innerhalb von 10 Minuten Zeitunterschied. Deswegen dachte ich auch nicht im Geringsten darüber nach, einen möglichen Magen-Darm-Infekt in mir auszubrüten. Lieber schob ich alles auf das Offensichtliche: das neue Tattoo und das frisch gestochene Piercing. Nach vielen Schmerztabletten (selbstverständlich im angemessenen Rahmen und auch immer gemäß der täglichen Maximaldosis) ging es mir weiterhin furchtbar. Trotz erhöhter Temperatur und absoluter Übelkeit sowie sehr wenig Nahrungsaufnahme und furchtbarer außer Rand-und-Band-Blutzuckerwerte ging ich weiterhin auch brav arbeiten. Ich dachte ja, ich sei selbst schuld an diesem körperlichen Zustand, und kam noch nicht auf die Idee, dass es ein Infekt sein könnte.
(Kleiner Tipp am Rande: Seid nicht so doof wie ich und marschiert lieber direkt zum Arzt. Danke!)
Die Blutzucker-Werte hatte ich zu dem Zeitpunkt, wie gesagt, bereits komplett abgeschrieben. Meine Symptome, Schmerzen und Beschwerden schob ich über Stunden weiterhin wohlwollend auf das neue Piercing und das Tattoo. (Den beiden „Neulingen“ ging es allerdings recht gut, daher hätte es, rein faktisch, also gar nicht kommen können.) Es kam irgendwann, wie es kommen musste, ich ließ die ganzen Tabletten eines Abends aus lauter Verzweiflung und trotz anhaltender Beschwerden komplett weg.
Nicht die schlauste Idee, aber es war eine Idee
Zu spüren bekam ich die volle Ladung Infekt deshalb, als ich in der folgenden Nacht aufwachte und wusste: Du brauchst jetzt Hilfe, ansonsten war’s das! (Klingt dramatisch, war es auch. Im Nachhinein kann ich allerdings sagen, ich wäre sicherlich nicht gestorben. Zu dem Zeitpunkt fühlte es sich allerdings so an, als wenn es jederzeit so weit sein könnte. Wie das Empfinden nun einmal so ist, nachts, müde, krank und alleine.) Um ganz genau halb 3 Uhr nachts war mein Blutzuckerwert bei 18,0 mmol/l (324 mg/dl). Laut meinem FreeStyle-Libre-Sensor hing ich bereits schon vorab ca. sechs Stunden in diesem schwindelerregenden Blutzucker-Bereich ab. Wieso ich nicht deutlich eher aufgewacht bin, ist mir bis heute ein Rätsel…
Der Wert von 18,0 mmol/l (324 mg/dl) ist ganz klar ein hoher Wert, der auch definitiv keinen Spaß mehr macht, tagsüber und bei vollem Bewusstsein. Ohne Krankheit bekomme ich solch einen Ausrutscher allerdings noch ganz gut gebändigt.
In dieser Nacht war dem nicht mehr so. Ich hatte so starken Schüttelfrost, dass ich kaum das Telefon in der Hand halten konnte, mit welchem ich mir höchstpersönlich den Krankenwagen rief. (Das nenne ich auch mal eine einmalige Lebenserfahrung.) Mir war so furchtbar übel, dass ich genau wusste, würde ich jetzt auch nur ansatzweise erbrechen, wäre ich nach wenigen Minuten eine leere Hülle Mensch, welcher sich in der tiefsten Hypoglykämie befunden hätte. Denn Übelkeit, Erbrechen und diese körperliche Anstrengung lassen meinen Blutzucker IMMER von 100 auf Null fallen, innerhalb nur weniger Minuten. Ja, wenn ich eins über „Magen-Darm“ in Bezug auf den Diabetes und mich gelernt habe, dann: Lass es bloß nicht raus, danach folgt nur Graus. 😉
Hallo Magen-Darm-Infekt, ich hasse dich!
Zu dem Zeitpunkt, nachts um 3 Uhr, war mir dann mittlerweile auch klar: Hallo Magen-Darm-Infekt, ich habe dich nicht vermisst und ich hasse dich immer noch. Nach den etwas panischen Minuten über Nacht sowie meinem bisher einmaligen und einzigen Anruf unter der Nummer 112 folgte das übliche Prozedere. Ich wurde von drei wirklich netten Sanitätern im Krankenwagen ins nächste Krankenhaus transportiert. Dort bekam ich dann insgesamt drei Mal eine Kochsalzlösung in Verbindung mit Vomex. Einem Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen. Meine Blutzuckerwerte hatten ebenfalls keine Lust mehr, auch nur im Geringsten mitzuspielen, und waren dauerhaft hoch. Sprich, weiterhin im Bereich von 15,0-17,0 mmol/l (270-306 mg/dl).
Nach insgesamt 12 Stunden Krankenhaus-Aufenthalt habe ich mich schlussendlich selbst entlassen. Selbstverständlich nicht, weil es mir wieder blendend ging, sondern weil ich absolut kein Fan von Krankenhäusern bin. Ich wollte mich einfach zuhause auskurieren. Dies gelingt mir besser alleine anstatt mit drei weiteren Patienten in einem Vier-Bett-Zimmer. Mittlerweile hatte ich auch genügend Flüssigkeit in meinem Körper, die Blutzuckerwerte haben sich im Bereich von 10,0-12,0 mmol/l (180-260 mg/dl) eingependelt und ich traute mir meine eigens beschlossene Entlassung zu. Nach insgesamt einer Woche Ausruhen und Auskurieren war ich dann pünktlich zum zweiten Weihnachtsfeiertag 2018 wieder unter den „Lebenden“. Weihnachten habe ich dementsprechend nur so semigut miterlebt, das Essen hatte ich auch verpasst, aber wenigstens war ich wieder topfit und meine Werte hatten sich wieder komplett eingependelt.
Danke „Magen-Darm“.
#communitybeitrag
Alles in allem ist dieser Beitrag kein Beitrag, der motiviert, begeistert, anregt oder inspiriert. Mit diesem #communitybeitrag möchte ich die Blood-Sugar-Lounge-Community und alle anderen Leser aufrufen, sich auszutauschen. Denn ich bin mir sicher, egal ob Typ-1-, Typ-2-, Typ-F- oder gar kein Diabetiker – ein Magen-Darm-Infekt ist der Graus und jeder gut gemeinte Tipp, diesen Infekt einigermaßen im Rahmen halten zu können, ist Gold wert!
Also, auf geht’s Community – ich zähle auf euch und bin gespannt darauf, von euch, in einem Kommentar unter dem Beitrag, zu lesen.
P.S.: Dem Piercing und dem Tattoo geht’s übrigens blendend, das nächste Tattoo ist schon in Planung! ☺
Die kalten Monate sind bekannt für ihr Infekt-Potential. Caro hat überlegt, wie man besser durch diese Zeit kommt: Tipps, um die Erkältungszeit gut zu überstehen
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 4 Tagen, 21 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 5 Tagen, 18 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 5 Tagen, 18 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike