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Ich denke, die erste richtige „Hypoglykämie bekommt fast jeder bei seiner Einstellung im Krankenhaus. Auf jeden Fall war das bei mir so – die Ärzte haben es sozusagen „mit Absicht“ erzielt, um zu schauen, wie ich reagiere und ab wann ich merke, dass etwas „anders“ ist.
Im Laufe der Zeit entwickeln sich aber erst die Anzeichen von sinkenden Blutzuckerwerten bzw. „Hypos“. Außerdem lernt man, durch welche Situationen man meist in eine „Hypo“ rutscht.
Bei mir ist das zum Beispiel Folgendes: Ich bin so ein Typ, ich rutsche schon in eine „Hypo“, wenn ich drei Minuten zum Bus rennen muss oder einfach zwei Mal eine große Treppe rauf- und runterlaufe. Das klingt fast so, als würde ich mich den ganzen Tag nicht bewegen und dass mein Blutzucker dann auf die Bewegung reagiert. Nein, so ganz trifft das auf mich nicht zu. Beim Sport z.B. schieße ich meist in die Höhe mit den Blutzuckerwerten. Spätestens nach dem Sport war es das dann leider auch mit der tollen Blutzuckerkurve. Sobald aber etwas Unerwartetes passiert, wie der Bus (den ich verpasst hätte, wäre ich nicht gerannt) oder die Treppen, die ich hoch- und runterlaufen musste, um z.B. Dokumente in verschiedenen Etagen zu verteilen, spielt mein Blutzucker verrückt. Bei mir macht es irgendwie die Mischung aus NEU, PLÖTZLICH und UNERWARTET, zusammen mit einer gewissen Portion Adrenalin und ZACK! ist mein Blutzucker im Keller.
Aber nun gut, genug zu meinen „Blutzucker-Absink-Geschichten“, kommen wir mal lieber zu meinen „Hypo“-Anzeichen.
Vorab muss ich sagen, dass ich erst nach ein paar Jahren mit meinem Diabetes sicher sein kann, was mein Körper mir versucht mitzuteilen, sobald die Blutzuckerwerte sinken oder ich schon eine „Hypo“ habe. In den ersten Jahren waren es noch viele unerwartete Anzeichen, sodass ich nicht klar unterscheiden konnte, ob das ein zu hoher Wert ist oder ich einfach nur etwas aufgeregt oder neben der Rolle war. Auch ich messe heutzutage noch fleißig meinen Blutzucker, selbst wenn ich mir sicher bin, dass er gerade im Keller oder auf dem Weg dorthin ist (also absinkt). Also bitte, bitte vernachlässigt niemals das Blutzuckermessen, so sicher ihr euch auch seid. 😉
Nun gut, ich gebe zu, ich bin ein „Schokoholic“, ein klein wenig auf jeden Fall. Doch diese Lust, die ich auf Schokolade bekomme, wenn mein Blutzucker dabei ist zu sinken, ist nicht mehr normal.
Es fängt an, dass mir mein Gehirn wie aus dem Nichts vorschlägt, doch JETZT eine Tafel Schokolade zu essen. Oder wenigstens ein Stückchen. Wenn ich das meinem Körper nicht gebe (weil ich gerade im Bus oder auf der Arbeit, im Badezimmer oder sonst wo bin), dann beginnt Stufe zwei. Und zwar werde ich ärgerlich. Ich ärgere mich, dass ich keine Schokolade habe, wobei ich doch jetzt so Lust darauf hätte, und wieso weshalb warum immer keine da ist, wenn ich sie mal essen möchte. Spätestens dann sollte mir langsam auffallen, dass dieses Verhalten nicht mehr meinem Charakter entspricht. Natürlich bin ich eher der süße Typ und kann auch ganz gerne ohne „Hypo“ eine Tafel Schokolade, ein Schokoladeneis und/oder Schokoladen Kekse essen, allerdings würde ich dafür keine Bäume ausreißen, im Pyjama zum nächsten Kiosk laufen oder Ähnliches.
Anders reagiere ich bei einer drohenden „Hypo“. Denn dafür würde ich in Jogginghose zum Supermarkt gehen. Man merkt, es ist nicht mehr normal, mein Verhalten. Ich erkläre mir das so, dass mein Körper bei absinkendem Blutzuckerspiegel nach Zucker sucht. Wenn es dann aber keinen Zucker mehr gibt, der verwendet werden kann, oder dieser Zucker einfach nicht ausreicht, muss mein Gehirn etwas unternehmen, damit wieder Zucker in den Körper kommt. Da ich mich sozusagen selbst austrickse, wird natürlich die Schokolade als Lieblings Süßigkeit direkt einmal vorgeschlagen, denn dazu sage ich selten: Nein. Und weil leider diese „Schoko-“Hypo“-Manipulation“ wirkt, naja… wird es so in meinem Gehirn abgespeichert und immer mal wieder angewandt. Jedoch möchte ich auch dazu sagen, dass, wenn mich diese „Schoki-Lust“ packt, ich mittlerweile so vernünftig bin und gleich versuche, meinen Blutzucker zu messen, um festzustellen: „Oh, „Hypo““, oder „Oh, tieferer BZ-Wert“, und gar nicht erst anfange, das halbe Nutella Glas auszulöffeln. (Das schmeckt nämlich viel besser, wenn man es in vollen Zügen genießen kann und nicht von seinem Gehirn manipuliert wurde.)
Ich habe und möchte niemals erfahren, wie es ist, Säure zu trinken oder trinken zu müssen. Denn ich denke, es gibt keine schlimmere Strafe. Und wenn ich hier davon rede, dass für mich etwas wie „Säure“ schmeckt, dann ist das mit Sicherheit noch nicht einmal annähernd so schlimm. Allerdings habe ich einfach keine anderen Worte, mit denen ich dieses „Hypo“ Anzeichen besser erklären könnte.
Die „Hypos“, von denen ich spreche, treten eigentlich immer nur nachts auf. Das heißt, ich werde wach, weil ich eine „Hypo“ habe oder meine Blutzuckerwerte auf dem Wert dorthin sind. Also, was gibt es Leichteres, um eine „Hypo“ zu bekämpfen? – Richtig, Saft trinken. (Der steht nämlich immer griffbereit in Bett Nähe.) Wenn mein Saft ganz normal schmeckt, dann ist meist auch mit den Blutzuckerwerten alles gut. Bekomme ich den Saft allerdings fast nicht hinunter, weil ich das Gefühl habe, es ätzt meinen Mund und Hals weg, dann kann ich mir sicher sein, da passt etwas nicht mit meinen Blutzuckerwerten.
(Also für alle da draußen: Ich habe natürlich immer haltbaren und frischen Saft dort an meinem Bett stehen und dieses säureartige Gefühl kommt nicht von einem schlechten Produkt o.ä.)
Selbst mein leckerer Lieblings Saft wird dann zur schlimmsten Geduldsprobe, denn schließlich muss ich ihn ja trinken. Das ist wie eine Qual, so eine kleine. Denn niemand würde freiwillig etwas trinken, wovon man das Gefühl hat, es ätzt einem den Hals weg, erst recht nicht mitten in der Nacht.
Wieder ein „Hypo“ Anzeichen mehr, welches zwar nicht allzu toll ist, aber dafür ziemlich sicher.
P.S.: Mein Geschmack kommt mit steigendem Blutzucker wieder, also keine Sorge. Und dann schmeckt auch der Saft wieder, wie er schmecken soll, nämlich gut.
Vielleicht ist das auch ein Anzeichen, was nicht jedem so bekannt ist, aber ein paar Mal habe ich davon schon in Diabetes Foren gelesen. Und zwar: Die Lippen kribbeln und sind irgendwie taub. Erst ein wenig, dann immer mehr. Ich habe dann immer das Gefühl, sie schwellen an, so, als hätte ich etwas gegessen, gegen das ich allergisch bin. Und das Kribbeln ist so eine typische „Einschlaf Funktion“. Wie bei Körper Teilen, z.B. Füße schlafen ganz gerne mal ein, so ist das bei meinen Lippen. Natürlich super uncool und auch echt nervig. Das Ganze geht aber auch wieder weg, sobald die Blutzuckerwerte wieder steigen. Das dauert aber leider (bei mir) wirklich ’ne ganze Weile, bis sich das wieder vollständig verflüchtigt hat, dieses Gefühl. Leider! 🙁
Jo, ich denke, das ist wohl eins der bekanntesten Anzeichen. Eben war mir noch warm und meine Hände wurden super durchblutet und auf einmal fangen meine Finger an, eiskalt zu werden. Ja, das ist schon ein erschreckendes Kalt, denn schließlich ist der Rest des Körpers ja noch warm. Dann kommt es dazu, dass ich schwitze bzw. meine Hände schwitzen. Sie sind dann also eiskalt, schwitzig und im Allgemeinen so komisch nass feucht kalt. Richtig blöd. Wie ich es hasse, wenn ich in genau solchen Augenblicken jemandem die Hand geben muss. Als wäre ich ein Vampir mit komisch nass-kalt-schwitzigen Händen. Uah!
Und als wäre das nicht schon genug und damit mein Körper mir auch ganz genau zeigen kann: „Hallo Mensch, Sie haben eine „Hypo“!“, fangen meine Hände dann noch an zu zittern. Nicht immer, aber manchmal. Ich merke es mal mehr, mal weniger. Ebenfalls peinlich, wenn du gerade beim Essen sitzt und dein Besteck in die Hände nimmst und auf einmal anfängst zu zittern beim Aufpiken deiner Nudeln auf dem Teller. Da sieht man dann aus wie eine Omi im hohen Alter, welche es durch die zitternden Hände nicht mehr schafft, die Nudeln aufzupiksen.
Definitiv ein uncooles Anzeichen, aber immer noch besser als die kribbelnden Lippen.
Ebenfalls eines der genausten Anzeichen, welches ich schon seit Beginn meiner Diagnose: Diabetes mit mir herumtrage.
So, das waren meine wohl bekanntesten „Hypo“-Anzeichen. Natürlich gab es im Laufe der Zeit noch Anzeichen wie Herzrasen, schwarz vor Augen oder Schwindel, aber die haben sich nicht so durchgesetzt wie die obigen vier Stück.
Ich hoffe natürlich, ich bin damit nicht alleine in der großen weiten Diabetes Welt unterwegs und der eine oder andere hat seine „Hypo“ Anzeichen auch entdeckt.
Schreibt mir doch gerne mal eure geläufigsten Anzeichen für sinkende Blutzuckerwerte oder eine „Hypo“ in die Kommentare. ☺
Ich freue mich drauf und bin schon ganz gespannt!
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