„Menschen mit Diabetes brauchen jetzt digitale Schulungen“

3 Minuten

© agenturfotografin - AdobeStock
„Menschen mit Diabetes brauchen jetzt digitale Schulungen“

Aufgrund der Covid-19-Pandemie hat der Gemeinsame Bundes-Ausschuss (G-BA) beschlossen, dass die Teilnahme an Schulungen im Rahmen der DMP für Menschen mit Diabetes im Jahr 2020 ausgesetzt werden kann, solange die Pandemie dies erfordert. diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe begrüßt diesen Beschluss, weist aber darauf hin, dass es nun dringend digitale Lösungen für die Menschen mit Diabetes geben muss, die engmaschig betreut und geschult werden müssen und fordert eine Erweiterung der DMP-Verträge um digitale Schulungen, um auch diese Menschen mit Diabetes in Zeiten von Corona optimal versorgen zu können.

Der Gemeinsame Bundes-Ausschuss (G-BA) hat in einer Ausnahmeregelung beschlossen, dass die quartalsbezogene Dokumentation der DMP-Patienten Diabetes mellitus für das 1. bis 3. Quartal 2020 nicht erforderlich ist, wenn es sich um Untersuchungen an Patienten und Patientinnen handelt, die aufgrund der Vermeidung einer Ansteckung mit COVID-19 nicht durchgeführt werden und deren Daten nicht durch telemedizinische Kontakte seitens des Leistungserbringers (Behandlers) erhoben werden können.

G-BA setzt Verpflichtung für Schulungsteilnahmen zeitweilig aus

Der G-BA begründet die neue Ausnahmeregelung damit, dass die Vermeidung einer Ansteckung mit COVID-19 für Patienten mit chronischen Krankheiten oberste Priorität habe. Es sei derzeit nicht zu verantworten, dass die im DMP eingeschriebenen chronisch kranken Patientinnen und Patienten einer Verpflichtung zur Teilnahme an Schulungen und regelmäßigen körperlichen Untersuchungen unterliegen; die Teilnahme wird jedoch auch nicht ausgeschlossen.

Es wird explizit darauf hingewiesen, dass diese Regelung gilt, obwohl verpasste Schulungen und nicht erfolgte Untersuchungs-Dokumentationen unter normalen Umständen sonst die DMP-Teilnahme beenden können. Auch wenn bislang vom G-BA nicht eindeutig geregelt ist, dass eine DMP-Schulung als Videosprechstunde erfolgen darf, bietet die jetzige Formulierung Raum für flexible Lösungen, obwohl es noch keine ausreichenden Zertifizierungen gibt.

„Der G-BA nimmt mit diesem Ausnahmebeschluss Druck sowohl von Patientinnen und Patienten mit chronischen Krankheiten als auch von ihren behandelnden Ärzten und Behandlungsteams“, sagt Dr. med. Jens Kröger, niedergelassener Diabetologe in Hamburg-Bergedorf und Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Es läge nun im gemeinsamen Ermessen von Patienten und Arzt, nach Einschätzung der individuellen Ansteckungsgefahr zu entscheiden, ob eine Untersuchung oder Schulung durchgeführt werden soll.

Wer bereits digitale und/oder telemedizinische Kommunikationsmöglichkeiten für die Behandlung oder Schulung nutzt, ist nun klar im Vorteil – das gilt sowohl für Ärzte, die dies bereits ermöglichen, als auch für Patienten, die ihren Behandlern ihre Werte bereits digital übermitteln. Dies kann zwar körperliche Untersuchungen und Schulungen nicht ersetzen, kann aber besonders in der derzeitigen Corona-Krise eine sinnvolle Hilfe sein, medizinische Überwachung zu ermöglichen und regelmäßigen Kontakt zu halten.

„Videoschulung sollte flächendeckend angeboten werden“

„Schulungen sind wichtiger integraler Bestandteil einer Diabetestherapie. Daher sollten Patientinnen und Patienten die Möglichkeit haben, jetzt an evaluierten und von den Krankenkassen genehmigten Schulungen per Video teilzunehmen“, so Kröger. Entsprechende Voraussetzungen sollten in den jeweiligen DMP-Verträgen rasch für die Zeit der COVID-19-Pandemie ermöglicht werden.

„Gerade aufgrund des erhöhten Risikos durch COVID-19 bei einer schlechten Glukoseeinstellung sollten wir den Patientinnen und Patienten eine Hilfestellung für eine bessere Umsetzung der Diabetestherapie geben“, ergänzt Kröger. „Patienten sollten ihren Arzt/ihre Ärztin fragen, ob und wenn ja, welche Art der digitalen Kommunikation angeboten wird.“

Dass es dringend flexible Lösungen bei der digitalen Schulung geben muss, unterstreicht genauso der Vorsitzende der AG „Diabetes & Psychologie“ sowie stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses „Qualität, Schulung und Weiterbildung“ (QSW) der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Prof. Bernd Kulzer: „Wir können doch den Menschen mit Diabetes auf der einen Seite nicht vermitteln, dass sie eine schlechte Glukoseeinstellung wegen des erhöhten Covid-19-Risikos vermeiden sollen und ihnen dann auf der anderen Seite keine Hilfestellungen anbieten.“

Kulzer weiter: „Wenn der Patient im Moment nicht zur Schulung in die Praxis kommen kann, dann kommt eben die Schulung zum Patienten nach Hause. Die Videoschulung bietet diese Möglichkeit und sollte daher in der jetzigen Situation unbedingt flächendeckend in Deutschland angeboten werden“.

Einzige Hürde für ein flächendeckendes Angebot ist derzeit noch, dass die Schulungen per Videosprechstunde explizit von der jeweils zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung erlaubt und entsprechend abgerechnet werden müssen. Hier sollten die Kassenärztlichen Vereinigungen schnell pandemie-angepasste Regelungen schaffen.


Quelle: diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Veranstaltungen der Diabetes-Selbsthilfe zum Weltdiabetestag: Aktiv vom Nordseestrand zum Alpenrand

Jedes Jahr am 14. November ist Weltdiabetestag. Das ist Anlass für viele in der Diabetes-Szene, rund um dieses Datum die Öffentlichkeit mit großen Veranstaltungen und Aktionen über Diabetes zu informieren. Auch die organisierte Selbsthilfe ist dabei aktiv „vom Nordseestrand zum Alpenrand“ – neben ihren Veranstaltungen, die das ganze Jahr über stattfinden.
Veranstaltungen der Diabetes-Selbsthilfe zum Weltdiabetestag: Aktiv vom Nordseestrand zum Alpenrand | Foto: LAYHONG - stock.adobe.com

3 Minuten

DDG fordert verbindliche Maßnahmen zur Prävention von Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen

Angesichts steigender Fallzahlen und begrenzter Therapieoptionen für Kinder und Jugendliche mit Typ-2-Diabetes, forderte die Deutsche Diabetes Gesellschaft auf der Vorab-Pressekonferenz zur Diabetes Herbsttagung 2025 konsequente verhältnispräventive Maßnahmen, die von Werberegulierungen bis zu verbindlichen Qualitätsstandards in der Schulverpflegung reichen.
Forderungen der DDG: Verbindliche Präventionsmaßnahmen gegen Typ-2-Diabetes im Kindesalter | Foto: DDG/Screenshot MedTriX

2 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände