- Behandlung
Nach Doppel-Transplantation: „Heute bin ich in Topform!“
3 Minuten
Agnieszka Wedig, 36, aus Leipzig, ist heute „Ex-Typ-1-Diabetikerin“: Am 5. Juni 2016 wurde sie nach 21 Jahren Diabetes doppeltransplantiert – Niere und Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Hier berichtet die Germanistin über ihre diabetische Nierenerkrankung und ihre 2-jährige Dialysebehandlung.
Die diabetische Nephropathie schlich sich mit kleinen Schritten in mein Leben. Irgendwann wurden die Abschnitte zwischen den Laborkontrollterminen immer kürzer. Aufgrund meiner schlechten Blutwerte wurde ich an eine Nierenärztin (Nephrologin) überwiesen, die ab dann zu meinem Ärztenetzwerk gehörte.
Schon 2 Jahre vor Beginn der Dialyse wurde mir das Thema „Blutwäsche“ nahegelegt. Es wäre langsam Zeit, damit zu beginnen, sagte man mir. Heute weiß ich, dass ich viel früher mit der Dialyse hätte anfangen sollen. Diese Entscheidung liegt aber in der Regel im Ermessen des Nephrologen. Ich hatte große Angst davor, da ich nicht wusste, wie schlimm es sein würde.
Deshalb war ich immer froh, wenn meine damalige Nierenärztin mir sagte, dass ich noch keine Dialyse benötige. Ich wollte das Thema einfach nicht wahrhaben.
Als Nierenpatientin befasst man sich meist erst mit dem Thema Nierenersatzverfahren (Dialyse, Transplantation), wenn es unmittelbar bevorsteht.
Dialyse besser früher begonnen …
Weder meine Diabetologin noch meine damalige Nephrologin haben mit mir richtig über die Dialyse gesprochen. Erst als sich meine Nierenwerte drastisch verschlechterten, wurde ich an eine neue Nephrologin überwiesen, die Dialysepatienten und eine Dialysestation betreut. Es musste nun schnell gehandelt werden. Ich besuchte auch ein Wochenendseminar namens „Fit für Dialyse“, wo sämtliche Dialyseformen vorgestellt wurden, denn ich musste mich jetzt für ein Verfahren entscheiden.
Im Vorfeld gab es einiges Infomaterial: Broschüren und eine DVD. Allerdings war der direkte Austausch mit anderen Patienten die beste Aufklärung. So konnte ich mich in meiner damaligen Überforderung ein wenig beruhigen.
Im Februar 2014 begann meine Dialysezeit. Die über 2 Jahre bis zur Transplantation waren körperlich gesehen besser als die Zeit direkt vor der Dialyse. Ich brauchte etwa 1,5 Jahre (Bauchfelldialyse täglich 8 Stunden über Nacht), bis mein Körper die starke Vergiftung überwunden hatte.
Das heißt: Mein Blutdruck wurde deutlich stabiler und meine Knochen brachen nicht mehr so schnell. Ich übergab mich auch nicht mehr tagelang. Ein Arzt meinte mal zu mir, dass man sich den Körper bei einem Nierenversagen wie einen morschen Baum vorstellen könne: Von außen sieht er noch recht passabel aus, aber im Inneren ist er vollkommen marode und instabil.
Mit der Dialyse bekam ich auf einmal Energie zurück und war belastbarer. Ich reiste in dieser Zeit viel und erholte mich wieder richtig gut. Auch mein Studium konnte ich dank der Dialyse endlich erfolgreich abschließen. Seither ist die Dialyse stets mit positiven Erinnerungen behaftet.
Wartezeit auf neue Organe: 2 Jahre, 4 Monate
Auf meine beiden Organe – für mich meine Zwillinge „Frieda“ und „Mathilda“ (Niere und Bauchspeicheldrüse) – habe ich 2 Jahre und 4 Monate gewartet. Bei einer Doppeltransplantation beträgt die Wartezeit in der Regel etwa 3 Jahre, während sie bei der Nierentransplantation bis zu 10 Jahre dauern kann.
Als im Juni 2016 der entscheidende Anruf für die Transplantation kam, saß ich gerade in einer Vorlesung. Am Handy war mein komplett überforderter Vater und sagte mir, dass die neuen Organe da seien. Ich war etwa 400 Kilometer von zu Hause und von der Transplantation entfernt. Im Zentrum war aber schon alles geregelt, und die neue Niere als auch die Bauchspeicheldrüse erwiesen sich als Volltreffer.
Rückblickend kann ich sagen: Die vielen kritischen Jahre habe ich dank enormer Unterstützung meiner Familie so gut überstanden. Sie unterstützten mich in allen schwierigen Situationen und schenkten mir stets Auszeiten, in denen ich mich um nichts kümmern musste.
Unfassbare Wandlung
Heute nach 2,5 Jahren bin ich in Topform! Meine Wandlung ist unfassbar. Hätten meine Familie und ich meine Geschichte nicht selbst erlebt, würden wir uns schwer damit tun, sie zu glauben. Schon auf dem OP-Tisch hat Mathilda (Pankreas) begonnen, den Blutzucker perfekt zu regulieren. Bis heute. Es dauerte aber einige Zeit, sich daran zu gewöhnen und kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich Süßigkeiten aß.
An erster Stelle in meinem Leben stehen meine Familie und die gemeinsame Zeit. Wir genießen jeden Tag, egal wie unspektakulär er auch ist. Wir wissen dieses Glück sehr zu schätzen. Natürlich ist mir weiterhin wichtig, mich ehrenamtlich zu engagieren, Erfahrungen weiterzugeben und Menschen dabei zu unterstützen, den Alltag mit einer chronischen Erkrankung gut und informiert zu meistern (s. Kasten).
Der Austausch mit anderen Betroffenen hat mir immer sehr geholfen und Zuversicht gegeben. Jeder chronisch kranke Mensch sollte Kontakt zur Patientenselbsthilfe haben. Das empfehle ich auch Angehörigen.
Bei Fragen können Sie sich gern an Sie wenden unter: Bundesverband Niere e. V., Essenheimer Straße 126, 55128 Mainz, Tel.: 0 61 31/8 51 52, E-Mail: geschaeftsstelle@bnev.de
- Faszinierendes Klärwerk unseres Körpers
- Geschädigte Niere bei Diabetes: Früherkennung und Therapie
- Zwei Fälle: Diabetiker mit Nierenerkrankung
- „Der Blutdruck ist noch wichtiger als der Blutzucker“
- Die besten Tipps zum Nierenschutz
- „Die Dialyse in mein Leben einbauen“
- Nach Transplantation: „Heute bin ich in Topform!“
von Agnieszka Wedig
E-Mail: wedig@bnev.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (2) Seite 26-27
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Behandlung
Hinter die Dinge schauen: Kinder-Diabetologin und Coach Dr. Katja Schaaf im Interview
13 Minuten
- Leben mit Diabetes
Insulencerin Nina Joachim: Offen sein und Mut machen
11 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
-
moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
-
-
hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
-
lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
-
connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
-


Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig