- Behandlung
Notfall Herzinfarkt: aufrecht das Herz entlasten!
2 Minuten
In der Serie Blaulicht stellen wir Ihnen die häufigsten Notfälle vor und erläutern diese – und was Sie als Ersthelfer tun sollten.
Der Notfall
Auf dem Tennisplatz muss Thomas W., 64 Jahre, das Spiel abbrechen, weil er plötzlich schlecht Luft bekommt. Hinter dem Brustbein hat er zunehmende Schmerzen und das Gefühl, als ob jemand einen Metallring um seinen Körper zuzieht. Er ist kaltschweißig und hat Angst, sterben zu müssen.
Das macht der Ersthelfer
Die Tennisfreunde haben erkannt, dass Thomas W. vermutlich einen Herzinfarkt hat, und verständigen den Rettungsdienst. Thomas W. wird in aufrechter Körperposition auf den Boden gesetzt, beengte Kleidung wird geöffnet, im Freien sucht man einen Schattenplatz. Die Freunde fächeln ihm kühle Luft zu und reden beruhigend auf ihn ein. Der Rettungsdienst trifft nach wenigen Minuten ein.
- Bei Verdacht auf Herzinfarkt sofort den Notarzt rufen: Tel. 112
- Den Patienten betreuen und beruhigen, bequem lagern – in aufrechter Körperhaltung, um das Herz zu entlasten.
Das macht der Rettungsdienst
Wenige Minuten nach der Alarmierung erreichen Rettungswagen und Notarzt die Einsatzstelle. Sie bestätigen aufgrund der Symptome von Thomas W. den Verdacht seiner Freunde, und das Rettungsdienst-Team beginnt mit der Versorgung des möglichen Herzinfarktes.
Thomas W. bekommt reinen Sauerstoff über eine Maske zugeführt, um die Sauerstoffversorgung am Herzen zu verbessern. Gleichzeitig werden seine kompletten Vitalwerte erhoben: Atemfrequenz, Herzrhythmus, Blutdruck, Sauerstoffgehalt des Blutes. Mittels eines 12-Kanal-EKGs kann der Notarzt erkennen, ob es Veränderungen gibt, die auf einen akuten Herzinfarkt schließen lassen.
Um Thomas W. zu beruhigen und um ihm die Angst und die Schmerzen zu nehmen, bekommt er eine Kanüle in eine Vene gelegt und darüber Schmerz- und/oder Beruhigungsmittel verabreicht. Der Notarzt gibt auch Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, so dass sich das betroffene Blutgefäß am Herzen nicht noch weiter verschließt.
Wenn die Vitalwerte von Thomas W. stabilisiert sind, erfolgt ein schneller Transport in das nächstgelegene Krankenhaus mit einem Herzkatheterlabor. Der Notarzt meldet den Patienten schon auf dem Weg in die Klinik dort telefonisch an, so dass die Weiterbehandlung dann zügig voranschreitet.
Das geschieht in der Klinik
Im Krankenhaus ist ein Herzkatheterplatz aufgrund des Anrufs des Notarztes vorbereitet. Bei der Herzkatheteruntersuchung fällt auf, dass bei Thomas W. die rechte Herzkranzarterie verschlossen ist. Mit Hilfe eines Ballonkatheters wird die Engstelle geweitet – und ein aufdehnbares Drahtgeflecht (der Stent) sorgt dafür, dass die geweitete Stelle offen bleibt. Danach sind die Schmerzen sofort geringer.
Thomas W. wird zur Überwachung auf die Intensivstation gelegt und erhält Medikamente, die die Blutgerinnung reduzieren. Im Labor fällt auf, dass bei Thomas W. nicht nur eine Erhöhung der Blutfette vorliegt, sondern, ohne dass er es wusste, auch ein Diabetes besteht. Nach wenigen Tagen wird Thomas W. in die Reha-Klinik verlegt, um den Diabetes, die Fettstoffwechselstörung und das trotz Sports bestehende Übergewicht aktiv zu behandeln. Durch Ergometertraining gelangt Thomas W. wieder zu seiner alten Leistungsfähigkeit.
Der Patient wird aufrecht sitzend gelagert, um das Herz zu entlasten.
In der Serie Blaulicht stellen wir Ihnen die häufigsten Notfälle vor und erläutern Ihnen die Art des Notfalls – und was Sie als Ersthelfer sinnvollerweise tun sollten.
Danach zeigen wir Ihenen die Maßnahmen, die die Kollegen vom Rettungsdienst durchführen werden. Da die meisten Notfallpatienten in ein Krankenhaus gebracht werden müssen, erfahren Sie, was dort üblicherweise gemacht wird.
von Prof. Dr. med. Thomas Haak
Chefredakteur des Diabetes-Journals, Ltd. Notarzt im Main-Tauber-Kreis
und Kai Schlecht
Rettungsdienstleiter beim DRK Bad Mergentheim
Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 9 60 70 0,
Fax: (06131) 9 60 70 90, E-mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (1) Seite 34-35
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