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Anfang Mai war es so weit: der langersehnte Piks, ein Schritt zurück zur Normalität, mehr Sicherheit im Alltag. Oder wie es auch genannt wird: die COVID-19-Impfung. Als damals verkündet wurde, dass Impfstoffe zur Verfügung stehen werden, war es für mich persönlich keine Frage, dass ich mich impfen lassen werde. Erste Zweifel, die wohl fast jede*r von uns hatte, waren schnell verflogen und das einzige Problem war nur noch, einen Termin zu finden.
Unter der 116117 versuchte ich vergebens, einen Termin zu erhaschen. Trotz Impfberechtigung war es unmöglich. Mein Hausarzt führt seine Liste, doch er machte meine Hoffnungen auf einen Termin in nächster Zeit zunichte. Es kam mir so vor, als bekämen alle um mich herum einen Termin – unabhängig davon, ob sie priorisiert sind, meist durch gute Kontakte zu Ärzten. Während meine Freund*innen und andere Vorerkrankte vergebens warteten. Man las öfter etwas vom sogenannten „Impfneid“, wobei ich diesem Begriff klar widersprechen muss. Ich wollte keine Impfung, um wieder unbeschwert und testfrei in Restaurants oder auf Festivals gehen zu können. Ich hatte lediglich Angst. Angst um meine Gesundheit und mein Leben und Angst um die meines engen Kreises.
Ich hatte die Hoffnung bereits aufgegeben, als unsere Gemeinde noch übrig gebliebene Impfdosen hatte und sie an die Priorisierungsgruppe 3 abgeben konnte. Ich zögerte nicht lange und hängte mich morgens 15 Minuten lang in die Warteschleife. Dann war es so weit: Ich hatte tatsächlich den letzten Impftermin bekommen! In mir sprudelten die Gefühle: Vorfreude, Erleichterung, Nervosität und Angst. Letzteres vor allem durch die ganzen Schlagzeilen verursacht, welche man seit Beginn der Impfungen so lesen durfte. Mögliche Nebenwirkungen, Langzeitfolgen, Impfneid – das waren so die gängigsten Themen. Auch kursierten (leider) nicht gerade wenige Verschwörungsmythen durch Social Media, dass in den Impfstoffen beispielsweise 5G-Nanochips sind, welche uns Menschen im Inneren verändern sollen. Über mögliche elektrische Signale, welche wir dann senden (und wodurch wir überwacht werden können) wurde gesprochen. Die meisten machten sich darüber lustig, indem sie von Internetempfang nach der Impfung sprachen. Das wäre doch gar nicht mal so schlecht, oder?
Doch schon vor meinem Impftermin informierte ich mich ausführlich über die Forschung an Impfstoffen und die Prozesse hinter der Genehmigung dieser. Ich unterhielt mich mit vielen Bekannten und Freund*innen, welche alle in der Forschung bzw. dem medizinischen Feld tätig sind, und so verflogen die anfänglichen Gedanken zum Thema „Nebenwirkungen“.
Am 6. Mai war der Tag endlich gekommen: Stolz wie Otto marschierte ich in die Turnhalle meiner Gemeinde. Mein Batman T-Shirt gab mir die Kraft für den erlösenden Piks. Der Arzt und das gesamte Team waren super nett und nahmen mir die Panik vor der langen Kanüle. Um ehrlich zu sein, ich habe es nicht einmal annähernd gemerkt.
Bis auf etwas Müdigkeit und nach einem Tag den üblichen „Impfschmerz“ am Oberarm hatte ich keinerlei Nebenwirkungen. Mich plagten zwar leichte Kopfschmerzen am Abend der Impfung, welche ich aber nicht eindeutig der Impfung zuordnen kann – das habe ich auch unabhängig davon manchmal.
Dem Blutzucker ging es super! Ich habe in Bezug auf den Diabetes keinerlei Veränderungen bemerkt.
Mit der Zeit habe ich von einigen gehört, dass die temporären Impfreaktionen bei der zweiten Spritze stärker waren. Also machte ich mich auf einiges gefasst. Sollten Fieber und Co aufkommen, war ich vorbereitet. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, war die ungewöhnliche Vorgehensweise des Arztes. Da es sich um ein Impfzentrum handelt, war dieses Mal ein anderer Arzt zuständig. Nach einer stressigen Begrüßung ging es schnell, schnell in Richtung Stuhl, Ärmel hoch und rein damit. Auf seine Anweisung hin sollte ich den Oberarm anspannen. Damit hatte ich nicht gerechnet, so heißt es doch immer, man solle locker lassen?! Aber gut, gesagt getan – man hört ja brav auf die Anweisung des Arztes.
Der Stich tat höllisch weh und direkt nach dem Entfernen der Kanüle floss durchsichtige Flüssigkeit, gefolgt von Blut, aus der Einstichstelle. Das beschäftigt mich bis heute: Ging denn genug Impfstoff in meinen Körper?
Mir wurde etwas schwindelig, der Arm begann direkt zu schmerzen, aber den Arzt schien es nicht zu kümmern. Auch er machte den Scherz, dass ich nun vollständigen Internetempfang haben werde – in diesem Moment fand ich das aber alles andere als lustig.
Es hätte meinem Diabetes nicht egaler sein können. Keinerlei Veränderungen, welche zweifellos auf die Impfung zurückzuführen wären, sind aufgekommen. Die Werte blieben stabil, eine Insulinresistenz bildete sich ebenfalls nicht. Die einzige Reaktion, die ich dieses Mal hatte, war ein riesengroßes, rotes, hartes und heißes „Ei“ auf meinem Oberarm. Es glühte, tat höllisch weh, sobald man es berührte, und fühlte sich an wie ein Stein, der unter meiner Haut sitzt. Und das genau an der Stelle der Impfung. Da hat der Arzt wohl etwas unpassend geimpft, würde ich meinen.
In der Nacht plagten mich dann noch Gliederschmerzen. Da half dann eine Schmerztablette beim Einschlafen.
Stand heute (einige Tage nach der zweiten Impfung): Der rote Kreis ist immer noch da, zwar nicht mehr so stark wie auf dem Foto, aber man sieht noch deutlich, wo gestochen wurde. Die Schmerzen sind zum Glück verschwunden und auch sonst geht es mir wieder gut.
Meiner Einschätzung nach liegt diese Reaktion nicht an dem Impfstoff, sondern alleine an der Art und Weise, wie die Impfung durchgeführt wurde. Hätte ich den Arm nicht so stark angespannt, wäre es bestimmt schmerzfreier verlaufen.
Hat sich an meiner Einstellung bezüglich der Impfung gegen COVID-19 etwas geändert? Nein! Meiner Meinung nach sollte jede*r, der/die Zugang zu einer Impfung hat, sich auch impfen lassen. Selbst wenn man kurzzeitige Impfreaktionen hat, sind diese nichts im Vergleich zu einer schweren Infektion mit dem Virus.
Ich vertraue den Kollegen aus der Forschung und den Fortschritten der Wissenschaft.
Und nein, Stand heute ist, dass ich immer noch kein Internet empfangen kann 😉 … leider.
Impfen oder nicht? – Darüber hat Vivi kurz vor Beginn der Impfungen auch nachgedacht.
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