“Unter 7 Prozent” gefordert: Mehr nicht?

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“Unter 7 Prozent” gefordert: Mehr nicht?

Für viele Diabetiker, etwa unterzuckerungsgefährdete Insulinpatienten, muss man die individuellen HbA1c-Zielwerte bewusst höher ansetzen.

Die Frage:
In einem Disease-Management-Programm wird für mich nur ein HbA1c-Wert (Blutzuckerlangzeitwert) von “unter 7,0 Prozent” gefordert. Früher sagte mein Hausarzt mir immer, wie mein Wert ist und dass meine Werte viel zu hoch über dem Normalwert von 6,1 Prozent liegen.

Werden jetzt nicht mehr so strenge Forderungen wie mit den Normalwerten gestellt – und wer bestimmt denn darüber, was ein normaler HbA1c-Wert und was für mich am besten ist? Geht es dabei nicht mehr weiter nach der Natur, sondern nach den Verbandsvorschriften, auf die mein Arzt mich hinweist, wenn er vom DMP Diabetes spricht?


Prof. Petzoldt: Zur Beantwortung Ihrer Frage müssen wir auf unterschiedliche Diabetessituationen und damit notwendigerweise auf unterschiedliche HbA1c-Zielwerte hinweisen. Für jedermann ist es zwar ohne weiteres verständlich, dass nur HbA1c-Normalwerte nach der Natur das allgemeine ideale Ziel sein können, weil es bei einem länger dauernden deutlichen Anstieg über die natürliche obere Normgrenze zu Komplikationen kommen kann. Als obere Normgrenze gelten bei den meisten HbA1c-Untersuchungsmethoden Werte bis maximal 6,1 Prozent.

Für nicht wenige Diabetiker und in nicht wenigen Situationen muss man die individuellen HbA1c-Zielwerte aber bewusst höher ansetzen, zum Beispiel wegen einer dauernden Hypoglykämiegefährdung unter einer normnahen Stoffwechseleinstellung bei Insulinbehandlung.

Dass nach dem DMP Diabetes (Diabetes-Behandlungsprogramm) bei einem HbA1c-Zielwert von über 7,0 Prozent durch Therapieänderungen eingegriffen werden soll, ist also ein notwendiger und verständlicher Kompromiss, der schon oft zu dem Missverständnis geführt hat, “unter 7,0 Prozent” sei alles normal und ohne Risiko – und man müsse sich dabei nicht um noch bessere Befunde bemühen.

Haben auch Sie eine medizinische Frage an Prof. Petzoldt?

… dann schreiben Sie ihm per Post oder E-Mail:

Prof. Dr. Rüdiger Petzoldt​
Schubertstraße 6, 32545 Bad Oeynhausen
E-Mail: brpetzoldt@t-online.de

Beantwortete Fragen veröffentlichen wir im Diabetes-Journal sowie hier auf diabetes-online.de – natürlich anonym.


von Prof. Dr. med. R. Petzoldt
ehem. Direktor des Diabeteszentrums am Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen in Bad Oeynhausen

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (2) Seite 34

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