Unterzuckerungen belasten die ganze Familie – darüber reden hilft!

4 Minuten

© Alexander Raths - Fotolia
Unterzuckerungen belasten die ganze Familie – darüber reden hilft!

Viele Menschen mit Diabetes haben Angst vor Unterzuckerungen [1]. Wie belastend die Zuckertiefs auch für ihre Familienmitglieder sind, untersuchte nun eine internationale Studie, für die 4.300 Angehörige von Menschen mit Diabetes in neun Ländern befragt wurden [2]: 64 Prozent der Befragten empfinden Ängste und Sorgen in Bezug auf Unterzuckerungen. Dagegen helfen könnten häufigere Gespräche über dieses Thema, davon sind 76 Prozent überzeugt.

Unterzuckerungen, auch Hypoglykämien genannt, stehen häufig im Zusammenhang mit einer Insulintherapie und treten auf, wenn die Glucosekonzentration im Blut auf einen zu niedrigen Wert fällt [3, 4]. Die Unterzuckerungen können die Gesundheit und die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen [5, 6].

Dass Hypoglykämien auch für Familienmitglieder von Menschen mit Diabetes ein großes Problem sind, fand nun die internationale Studie „TALK-HYPO“ heraus, die heute in der Fachzeitschrift Diabetes Therapy veröffentlicht wurde. Für sie befragten Wissenschaftler insgesamt 4.300 Angehörige in neun Ländern. Die Ergebnisse zeigen: Hypoglykämien belasten die ganze Familie.

Hypoglykämien – nicht nur eine Belastung für die Patienten…

„Bisher wurde kaum untersucht, wie belastend Hypoglykämien sein können – nicht nur für die Patienten mit Diabetes selbst, sondern auch für deren Familienmitglieder“, sagt Dr. Stewart Harris, Professor für Familienmedizin an der Schulich School of Medicine and Dentistry, Kanada, Vorsitzender der Canadian Diabetes Association und Leiter der TALK-HYPO-Studie.

Über die TALK-HYPO Studie
  • Die vom Unternehmen Novo Nordisk finanzierte Studie TALK-HYPO hat das Ziel, auf die Belastung von Hypoglykämien für Familienmitglieder von Menschen mit Diabetes aufmerksam zu machen. Sie möchte Verständnis dafür entwickeln, welch wichtigen Beitrag Gespräche über Hypoglykämie zwischen Patienten und Angehörigen oder Ärzten bei der Diabetesbehandlung leisten können.
  • Der 47 Punkte umfassende Online-Fragenkatalog wurden von 4.300 Angehörigen von Menschen mit Diabetes (Typ-1 oder Typ-2-Diabetes, Einnahme von Insulin und oder Sekretagoga wie Glinide oder Sulfonylharnstoff) in neun Ländern ausgefüllt.
  • Die in der Studie befragten Familienmitglieder waren nicht auf eine bestimmte Art der Beziehung beschränkt. Beim Großteil der Befragten handelte es sich um Eltern/Stiefeltern (37 Prozent) oder Ehepartner/Partner (18 Prozent). Das durchschnittliche Alter der Teilnehmer betrug 46,6 Jahre.
  • Die Verteilung zwischen Männern (48 Prozent) und Frauen (52 Prozent) war ausgeglichen.

Nun bringt die TALK-HYPO-Analyse, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift Diabetes Therapy veröffentlicht wurden, das Ausmaß der Belastung für Angehörige ans Licht: So gaben 64 Prozent der Befragten an, aufgrund von Hypoglykämien besorgt oder ängstlich zu sein. 66 Prozent machen sich mindestens einmal im Monat Sorgen über das Risiko einer Hypoglykämie bei ihrem Familienmitglied mit Diabetes.

Interessant ist auch, dass die Familienmitglieder wegen der Angst vor möglichen Zuckertiefs eigene Bedürfnisse hintenanstellen: 74 Prozent der Befragten gaben an, weniger Zeit mit Hobbies, Urlaub oder der Pflege von sozialen Kontakten zu verbringen oder sogar ganz darauf zu verzichten, um ihren Angehörigen im Fall einer Unterzuckerung helfen zu können [2].

Diabetes-Patienten weichen Gesprächen über Unterzuckerungen aus

Das Thema Hypoglykämien findet im Familienalltag wenig Raum. „Menschen mit Diabetes und ihre Angehörigen versuchen in erster Linie zu funktionieren. Das Familienleben soll so normal wie möglich laufen. Eigene Ängste werden deswegen meist wenig thematisiert“, so die Erfahrung von Johanna Sandner, Leiterin der Ernährungs- und Diabetesberatung an der Universitätsmedizin Mainz.

Das zeigt sich auch in der TALK-HYPO Studie: Finden Gespräche über Hypoglykämien statt, ergreifen in fast der Hälfte der Fälle (45 Prozent) die Angehörigen die Initiative. Auch wenn der erste Schritt getan ist, scheitert oftmals die Unterhaltung: 43 Prozent der befragten Familienmitglieder berichten, dass ihre Angehörigen mit Diabetes nicht über das Thema sprechen möchten. Trotzdem ermutigen 78 Prozent der Befragten ihre Familienmitglieder, Hypoglykämien im Gespräch mit dem Arzt zu thematisieren.[2]

Gespräche über Hypoglykämien mindern Ängste

„Die Ergebnisse der Studie zeigen eindrücklich, dass ein offenes und ehrliches Gespräch über Hypoglykämien eine wertvolle Unterstützung sein kann“, so das Fazit von Studienleiter Dr. Stewart Harris. So sind 76 Prozent der Befragten der Ansicht, dass häufigere Gespräche über Hypoglykämien einen positiven Einfluss auf das Leben ihrer Angehörigen mit Diabetes haben können [2].

Über 80 Prozent der befragten Familienmitglieder sind der Ansicht, dass Gespräche über Hypoglykämien sie und ihre Angehörigen mit Diabetes wieder näher zusammenbringen können. Ein ähnlich hoher Anteil berichtet, dass die Gespräche ihnen dabei helfen, besser zu verstehen, wie sie sich im Fall einer Hypoglykämie verhalten sollen. Außerdem geben die Befragten an, durch die Gespräche einen besseren Einblick in die Gefühlswelt ihrer Familienmitglieder mit Diabetes zu bekommen [2].

„Die Studie unterstreicht den Wert von Gesprächen zum Thema Hypoglykämien. Die Unterhaltungen tragen dazu bei, das Leben von Menschen mit Diabetes zu verbessern und die Sorgen von Angehörigen zu mindern“, sagt Stephen Gough, Global Chief Medical Officer des Unternehmens Novo Nordisk, dass die Studie finanziert hat.

„Bei Novo Nordisk setzen wir uns dafür ein, das Leben von Menschen mit Diabetes zu verbessern. Daher hoffen wir, dass die Ergebnisse der Studie dazu beitragen, dass Menschen mit Diabetes und ihre Angehörigen häufiger das Gespräch zum Thema Hypoglykämien suchen, sowohl im privaten Umfeld als auch beim Arzt.“

Miteinander reden hilft

Wie emotional Hypoglykämien für Familien mit Diabetes Patienten sein können, zeigt eine dokumentarische Interview-Reihe von Novo Nordisk im Rahmen der Kampagne „Unterzuckerung vermeiden“.

Dabei wurden Diabetes-Patienten und ihre Angehörigen in getrennten Räumen zu ihren Gefühlen und Erfahrungen in Zusammenhang mit Hypoglykämien befragt und die Antworten auf Video aufgezeichnet. Im Anschluss daran schauten sich die Familien die Antworten gemeinsam an. Die Filme und Begleitmaterial zur Kampagne finden Sie unter www.unterzuckerung-vermeiden.de.

Literatur
[1] Johnston SS et al. Diabetes Care 2011; 34:1164-1170
[2] Ratzki-Leewing et al. Diabetes Ther. 2019
[3] Leese GP et al. Diabetes Care 2003; 26:1176-1180.
[4] American Diabetes Association Working Group on Hypoglycemia, Diabetes Care 2005; 28: 1245-1249
[5] Geelhoed-Duijvestijn PH et al. J Med Econ 2013;16:1453-1461
[6] Brod M, Christensen T, Bushnell D. Journal of Medical Economics 2012;15:1:77–86

Quelle: Presse-Information von Novo Nordisk

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Wintersport für Kinder mit Diabetes: Schnee, Sport und Insulintherapie – das geht!

Der Winter steht kurz bevor und die Vorfreude auf Aktivitäten im Schnee steigt. Wintersport bringt viel Spaß, aber auch Herausforderungen im Diabetes-Management für Kinder mit Diabetes. Bezüglich der Insulintherapie gibt ein paar Dinge zu beachten.
Wintersport für Kinder mit Diabetes: Schnee, Sport und Insulintherapie – das geht! | Foto: MP Studio – stock.adobe.com

3 Minuten

Rückblick auf das Jahr 2025: Das Hilfsprojekt „Insulin zum Leben“ braucht weiter Unterstützung!

Das Hilfsprojekt „Insulin zum Leben“ unterstützte 2025 Diabetes-Camps in Afrika und Südamerika mit 27.000 Euro – doch der Kontostand schrumpft bedrohlich. Die Initiative kämpft mit gestiegenen Transportkosten und weniger Teststreifen-Spenden. Daher ist es weiterhin auf Unterstützung angewiesen.
Rückblick auf das Jahr 2025: Das Hilfsprojekt „Insulin zum Leben“ braucht weiter Unterstützung! | Foto: Insulin zum Leben

4 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • bloodychaos postete ein Update vor 1 Tag, 20 Stunden

    Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.

    • Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.

      So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
      Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.

      Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
      Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.

      Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
      https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
      Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷‍♂️

      Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
      Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
      (Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)

    • @ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.

  • loredana postete ein Update vor 3 Tagen, 16 Stunden

    Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.

  • ambrosia postete ein Update vor 4 Tagen, 14 Stunden

    Ich wünsche allen einen schönen Mittwoch.

Verbände