Verbände fordern Parallelangebot von Präsenz- und Videoschulungen

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Verbände fordern Parallelangebot von Präsenz- und Videoschulungen

Mehrere Diabetesverbände fordern in einem aktuellen Positionspapier die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) und den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) dazu auf, ein bundesweit flächendeckendes Parallelangebot von Präsenz- und Videoschulungen in der Diabetologie zu bewilligen – auch nach der Corona-Pandemie.

Um Patientinnen und Patienten vor einer COVID-19-Infektion zu schützen, hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) am 8. April 2020 einen Eilbeschluss zum Aussetzen der Schulungen und Dokumentationen im Rahmen von Disease-Management-Programmen (DMP) erlassen. Auch darin enthaltene verpflichtende Schulungen für Menschen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes sind davon betroffen. Einzelne KV-Bezirke erlauben übergangsweise Online-Angebote, die jedoch laut G-BA-Beschluss nur noch bis Ende 2020 unterstützt werden.

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) fordert gemeinsam mit weiteren Diabetesverbänden in einem aktuellen Positionspapier die Kassenärztlichen Vereinigungen und den G-BA dazu auf, rasch Regelungen zu verabschieden, die eine Videoschulung als Ergänzung zur Präsenzgruppenschulung für Diabetespatient:innen im Rahmen der DMP Diabetes während des neuen Lockdowns – aber auch dauerhaft – ermöglichen.

Strukturierte Schulungen für Diabetespatient:innen enorm wichtig

Denn jährlich erkranken über 500.000 Menschen neu an Typ-2-Diabetes und rund 3.100 Patient:innen an Typ-1-Diabetes. Und diese „benötigen zeitnah nach der Diagnose eine strukturierte Schulung, um das notwendige Wissen und die Fertigkeiten im Umgang mit dem Diabetes zu erlernen und mögliche, auch tödliche, Risiken der Stoffwechselerkrankung wie schwere Unterzuckerungen und auch Folgekomplikationen zu vermeiden“, erklärt Professor Dr. phil. Bernhard Kulzer, Mitglied des DDG-Ausschusses „Qualitätssicherung, Schulung & Weiterbildung“.

Es sei daher eine wichtige und richtige Entscheidung einzelner KV-Bezirke gewesen, nach dem G-BA-Beschluss im April die Videoschulung für DMP-anerkannte strukturierte Schulungs- und Behandlungsprogramme übergangsweise während der COVID-19-Pandemie zu erlauben. „Durch die Videoschulungen konnten viele Betroffene weiterhin regelmäßig und ohne Ansteckungsgefahr strukturiert geschult werden.“

Doch da diese Angebote noch nicht flächendeckend verfügbar und auch bislang nicht dauerhaft geplant sind, fordern DDG, der Bundesverband Niedergelassener Diabetologen (BVND), der Verband der Diabetes Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, auch über das Jahresende hinaus Schulungen per Video als einen zentralen Bestandteil der strukturierten Diabetestherapie zu ermöglichen.

„Die Dringlichkeit besteht besonders für die Zeit des neuen bundesweiten Lockdowns bis zum 10. Januar 2021“, so Kulzer. Bundesweit müssen alle Kassenärztlichen Vereinigungen zum Wohle von Menschen mit Diabetes sehr rasch Sonderregelungen für die Videoschulung treffen.

Videoschulungen: gute Erfahrungen in den letzten Monaten

Denn besonders die Corona-Pandemie stelle Menschen mit chronischen Erkrankungen vor eine harte Belastungsprobe: „Schulungsmaßnahmen sind also gerade in für Diabetespatienten besonders belastenden Zeiten von COVID-19 eine sehr empfehlenswerte Maßnahme, um durch eine bessere glykämische Kontrolle das Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung zu minimieren, sowie psychische Belastungen zu reduzieren und psychischen Problemen vorzubeugen“, betont Kulzer.

Die Erfahrungen mit Videoschulungen in den letzten Monaten zeigten, dass diese nicht nur eine wichtige Alternative in Coronazeiten darstellen, sondern auch eine geeignete ergänzende Option zur Präsenzschulung sind. „Seit dem Beschluss des G-BA sind schon in 10 von 17 Bezirken der KV befristete Regelungen geschaffen worden“, begrüßt Kulzer. DDG, VDBD, BVND und diabetesDE setzen sich deshalb für ein dauerhaftes Parallelangebot von Präsenz- und Videoschulungen in der Diabetologie ein.

„Die Kassenärztlichen Vereinigungen sollten einheitliche Regelungen für alle KV-Bezirke Deutschlands treffen und damit die Videoschulung als Ergänzung zur Präsenzgruppenschulung für Diabetespatienten im Rahmen der DMP Diabetes ermöglichen“, so DDG-Präsidentin Professor Dr. med. Monika Kellerer. „Wir sehen den G-BA in der Pflicht, durch eine entsprechende Änderung der Richtlinien die Videoschulung als Ergänzung zur Präsenzgruppenschulung für Diabetespatienten im Rahmen der DMP Diabetes zu regeln.“

Generelle Voraussetzungen seien jedoch die Durchführung von Videoschulungen mit den DMP-Diabetes zertifizierten strukturierten Schulungs- und Behandlungsprogrammen, die von der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) gesetzten Datenschutzstandards sowie die entsprechende Qualifikation – eine Weiterbildung zur Diabetesberater:in DDG beziehungsweise Diabetesassistent:in DDG.


Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)

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  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

  • tako111 postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

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