Verzögerte Insulinwirkung – und nun?

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Verzögerte Insulinwirkung – und nun?

Blutzuckerschwankungen können grundsätzlich nicht allein mit Variationen des Spritz-Ess-Abstandes korrigiert werden.

Die Frage: Meine Daten, kurz gefasst: 76-jähriger Typ-1-Diabetiker, Diabetes seit 44 Jahren, 80 kg, 1,84 m, HbA1c 7,0 Prozent, ICT, keine Folgeschäden. Seit 15 Jahren spritze ich zu den Mahlzeiten Humalog, weil mir vorher bei Actrapid der Spritz-Ess-Abstand von etwa 45 Minuten zu lang war. Nun hat sich im Laufe der Zeit der Spritz-Ess-Abstand bei Humalog von 15 Minuten auf jetzt 30 bis 45 Minuten verlängert, auch wenn ich morgens vor dem Frühstück einen Blutzucker von z. B. 110 mg/dl (6,1 mmol/l) habe.

Etwa 20 Minuten nach dem Frühstück kommt es zu einem Bluzuckeranstieg auf 250 mg/dl (13,9 mmol/l) und mehr. Zum Blutzuckerabfall und damit zum Wirkungseintritt des Humalog-Insulins kommt es aber erst etwa 90 Minuten nach dem Spritzen. Im Laufe des Tages verbessert sich der Stoffwechsel etwas, gegen 15 Uhr kommt auch schon mal eine Unterzuckerung vor (Mittagessen: 13 Uhr). Können Sie mir einen heißen Tipp geben, um die Situation zu verbessern?


Prof. Petzoldt: Blutzuckerschwankungen, wie Sie sie schildern, kommen bei Typ-1- und auch bei Typ-2-Diabetikern häufig vor und können grundsätzlich nicht allein mit Variationen des Spritz-Ess-Abstandes korrigiert werden.

Wir haben ja schon miteinander telefoniert und dabei grundsätzlich über den Spritz-Ess-Abstand und das Blutzuckerverhalten bei Ihnen als Typ-1-Diabetiker gesprochen. Mein Rat für Sie war, die ICT mit Humalog und Protaphane zunächst beizubehalten, mit Ihrem Diabetologen aber vor allem über die wirklich notwendigen Insulinmengen zu den Mahlzeiten (Humalog) und zur Nacht (Protaphane) zu sprechen und diese anzupassen.

Wichtig bleibt dabei immer, keine Unterzuckerungen in Kauf zu nehmen! Vielleicht kann dann zusätzlich eine Änderung des Spritz-Ess-Abstandes Ihren Blutzuckerverlauf etwas verbessern – aber bitte ohne zusätzliche Unterzuckerungen!

Haben auch Sie eine medizinische Frage an Prof. Petzoldt?

… dann schreiben Sie ihm per Post oder E-Mail:

Prof. Dr. Rüdiger Petzoldt​
Schubertstraße 6, 32545 Bad Oeynhausen
E-Mail: brpetzoldt@t-online.de

Beantwortete Fragen veröffentlichen wir im Diabetes-Journal sowie hier auf diabetes-online.de – natürlich anonym.


von Prof. Dr. med. R. Petzoldt
ehem. Direktor des Diabeteszentrums am Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen in Bad Oeynhausen

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (1) Seite 36

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