- Behandlung
Volles Programm beim Diabetes Kongress in Berlin
3 Minuten
Ein volles Programm mit 88 Symposien und 19 Workshops in 4 Tagen: Das war der Diabetes Kongress vom 17. bis zum 20. Mai im CityCube in Berlin. Rund 6500 Diabetes-Profis waren der Einladung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) gefolgt und nutzten die Zeit für Fortbildung und Vernetzung – ganz im Sinne des Kongress-Mottos “Vielfalt & Individualität – Diabetes neu denken”.
In der Presse-Konferenz im Rahmen des Kongresses stellten die Referentinnen und Referenten einige der wichtigen Themen aus dem Programm vor. Es ging unter anderem um die Remission des Typ-2-Diabetes, es ging um ein Diabetes-Medikament, das auch beim Abnehmen hilft, und um Bewegung als Medikament.
Gewicht abnehmen, Werte normalisieren
“Wir haben gesehen, dass Remission möglich ist”, sagte Kongress-Präsident Prof. Dr. Matthias Blüher, ergänzte aber sofort: “Wir können weder den Typ-1- noch den Typ-2-Diabetes heilen.” Man könne zwar zum Beispiel durch Operationen eine starke Gewichtsabnahme erreichen und so die Blutzuckerwerte ohne jede Therapie im Normalbereich halten. “Aber auch da zeigt sich, dass bei der Mehrzahl der operierten Patienten nicht nur das Gewicht wieder ansteigt, sondern auch der Diabetes Typ 2 wiederkehrt. Bei manchen ist das erst nach 15 bis 20 Jahren (…), aber er ist immer noch in mir drin, er geht quasi nicht weg dadurch.” Auch neuere Medikamente aus dem Bereich der Darmhormone wie die Wirkstoffe Semaglutid und Tirzepatid können zu einer deutlichen Gewichtsabnahme beitragen, wie aktuell beim Kongress präsentierte Studien zeigen, erläuterte der Diabetes-Experte aus Leipzig.
Diabetes-Medikament unzulässig eingesetzt
Semaglutid ist derzeit auch außerhalb des Diabetes-Bereichs aktuell oft in den Medien zu finden: als Lifestyle-Präparat zur Gewichts-Reduktion. “Wir als DDG sehen das Thema mit einer gewissen Sorge und einer gewissen Kritik”, sagte Prof. Dr. Baptist Gallwitz, Pressesprecher der DDG. Die GLP-1-Rezeptor-Agonisten, zu denen Semaglutid gehört, verlangsamen die Passage der Nahrung in Magen und Darm und führen außerdem zu einem Gefühl der Sättigung im Gehirn – was zusammen eine Reduktion des Körpergewichts unterstützt. Der Wirkstoff Liraglutid ist in Deutschland auch allein zum Abnehmen zugelassen, Semaglutid aber noch nicht, so Gallwitz. “Was wir ganz klar ablehnen, ist, wenn Menschen, die vielleicht nur ganz geringes, leichtes Übergewicht haben, aus Lifestyle-Gründen versuchen, an sehr wirkungsvolle und sehr gute Medikamente wie Semaglutid heranzukommen (…).” Das habe dazu geführt, dass es derzeit in Deuschland Lieferschwierigkeiten gebe, sagte der Tübinger Diabetologe. “Das behindert den Alltag in der Versorgung von unseren Patienten durchaus und ist (…) für die Patientinnen und Patienten eine große Belastung.” Auf die Frage, welche Ärzte dieses Medikament Menschen ohne Typ-2-Diabetes verordnen, sagte Gallwitz: “Wir sind dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, dem BfArM, sehr, sehr dankbar (…), dass es den Verordnungshinweis, der eine gesetzliche Regelung ist, jetzt herausgegeben hat – und man kann diese Medikamente jetzt eben bei Typ-2-Diabetes verordnen. Punkt. Ich denke, zu ärztlichem Handeln (…) gehört auch immer dazu, dass man sich eben auch regelkonform und leitlinienkonform verhält.”
“Vergessenes Medikament” Bewegung
Die neuen Therapie-Formen können auch dazu führen, “dass die Säule noch mehr vergessen wird, und das ist irgendwann keine Säule mehr, sondern ein Kieselstein, der irgendwo noch durchs Getriebe rattert”. Mit der Säule gemeint ist das “vergessene Medikament” Bewegung. Prof. Dr. Dr. Christine Joisten von der Deutschen Sporthochschule Köln machte noch einmal deutlich: “Jeder Schritt zählt, den man mehr macht!” Für etwa 1000 Schritte braucht man etwa 10 Minuten. Eine Sorge, die viele Menschen mit Diabetes, vor allem Typ 1, im Hinblick auf Bewegung umtreibt, sind Unterzuckerungen. Begegnen kann man dieser Sorge mit adäquater Schulung, so die Medizinerin und Sportwissenschaftlerin. Um mehr Menschen in Bewegung zu bringen, spielen auch die Möglichkeiten dafür eine Rolle, zum Beispiel im Umfeld der Arbeit. “Die Bewegungs-Förderung im Arbeits-Alltag ist eine unendlich wichtige”, betonte Joisten. Im Präventions-Gesetz ist die betriebliche Gesundheitsförderung eigentlich besser ausgestattet worden als andere Präventions-Maßnahmen – aber “es ist immer eine Frage des Kümmerers vor Ort”: Gibt es zum Beispiel Umkleideräume, Duschen und Abstell-Möglichkeiten für Fahrräder? “Wir brauchen die Verhältnisse, wir brauchen auch die Ideen.”
Die komplette Pressekonferenz mit weiteren interessanten Themen ist zu finden unter
t1p.de/vji7k. Weitere Berichte vom Diabetes Kongress gibt es auch in der nächsten Ausgabe des Diabetes-Journals.
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2023; 72 (7) Seite 10-11
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bloodychaos postete ein Update vor 2 Tagen, 9 Stunden
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
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loredana postete ein Update vor 4 Tagen, 6 Stunden
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
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Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.
Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.
Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️
Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.
@bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).