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Unklare Beinschwellungen, Wasseransammlungen, Unterschenkel-Ödeme, Fett-Ödeme, Postthrombose-Syndrom: Wo ist denn da der Unterschied? Was steckt dahinter – und hat dies Auswirkungen auf die Behandlung?
Ihre Freundin Marion rät zu Kompressionsstrümpfen, diese hätten bei ihren eigenen Beinschwellungen rasch geholfen.
In unserem Beispiel von Frau Petermann und ihrer Freundin Marion liegen schon zwei der sehr häufigen, aber unterschiedlichen Formen von Wasseransammlungen (Ödemen) in den Beinen vor: Die Ödeme von Frau Petermann, kombiniert mit Luftnot beim Gehen, Schlafen nur noch im Sitzen möglich und morgendlicher Müdigkeit, sprechen für eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) als Ursache.
Die Beschwerden und Ödeme ihrer Freundin Marion waren dagegen eher auf ein Krampfaderleiden zurückzuführen (venöse Ödeme) – in diesem Fall sind Kompressionsstrümpfe tatsächlich das Mittel der Wahl.
Im Fall von Frau Petermann dürfen die Beinödeme dagegen auf keinen Fall mit Kompressionsstrümpfen behandelt werden – ihre Luftnot könnte dadurch plötzlich dramatisch schlechter werden, und es könnte sein, dass sie überhaupt keine Luft mehr bekommt – es also zu einer akuten Herzinsuffizienz kommt mit der Gefahr des Herz-Kreislauf-Versagens durch “Wasser” in der Lunge (Lungenödem).
Definitionsgemäß handelt es sich bei Ödemen an den Beinen um Flüssigkeitsansammlungen im Zwischengeweberaum (Interstitium), die in geringer Form oft an der Schienbeinkante auftreten, besonders nach längerem Stehen und Sitzen und besonders bei Wärme – also gerade jetzt im Hochsommer oder nach einem warmen Bad etc.
Größere Wasseransammlungen an verschiedenen Stellen des Körpers nennt man generalisierte Ödeme, sie kommen vor beim liegenden Menschen oft im Bereich der Rückenpartien, beim gehenden Menschen im Bereich der Fußknöchel sowie auch der vorderen Schienbeinkanten.
1. erhöhter Druck vor allem beim Stehen (hydrostatischer Druck!) in den kleinsten Blutgefäßen (Kapillaren oder Venen):
2. zu wenig Eiweiß im Blut: Eiweiß dient dem Transport vieler Substanzen im Blut – es bindet auch Wasser! Eiweißmangel führt zu Eiweiß-Mangel-Ödemen:
3. Lymphödeme (Lymphstau) durch eine Funktionsstörung der Lymphgefäße (z. B. nach Operationen, Schwangerschaft etc.); gibt es angeboren (primär) oder erworben (sekundär); beim Lymphödem sind im Gegensatz zu den venösen Ödemen immer die Fußzehen mitbetroffen und massiv geschwollen (Kastenzehen); langfristige Therapie: komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE): Lymphdrainage, Kompressionstherapie und Bewegungstherapie,
4. Ödeme durch manche Medikamente (natürlich nicht bei jedem Menschen!), z. B. Kortison, Östrogene, Kalzium-Antagonisten, nichtsteroidale Antirheumatika (z. B. Voltaren etc.), Antidepressiva, Insulintherapie manchmal zu Beginn der Behandlung, Glitazone,
5. gesteigerte Durchlässigkeit der kleinsten Blutgefäße, z. B. bei Entzündungen, Allergien.
Durch gezieltes Befragen der Betroffenen (Anamnese) erhält der Arzt meist schon die entscheidenden Hinweise zur richtigen Diagnose:
Hier eine Auswahl dessen, was man bei eingehender Untersuchung finden kann:
Die Behandlung der Ursache steht eindeutig im Vordergrund! Bei chronischen venösen Ödemen erfolgt eine Kompressionstherapie mittels Kompressionsstrümpfen und/oder ggf. Operation mit Sklerosierung bei Krampfadern.
Bei Ödemen durch eine Herzschwäche muss die Herzschwäche selbst behandelt werden, z. B. mit Entwässerungsmitteln (Diuretika), ACE-Hemmern, AT1-Blockern und ggf. Betablockern in kleinen Dosen, damit das Herz entlastet wird. Auf keinen Fall dürfen Kompressionsstrümpfe getragen werden. Diese sind hier gefährlich, weil durch die Kompression das “Wasserangebot” zum Herzen hin sogar zunimmt! Sollten Ödeme aufgrund von Nieren- bzw. Lebererkrankungen auftreten, muss die Grunderkrankung behandelt werden.
Wasseransammlungen finden sich natürlich auch mit zunehmendem Alter häufiger. Sie sollten Ihrem Arzt rechtzeitig Ihre Beschwerden wie Luftnot oder Gewichtszunahme etc. schildern und sich rasch untersuchen lassen. Eine regelmäßige Gewichtskontrolle z. B. kann manchmal rasch zur Diagnoseklärung führen.
Eine schnelle, massive Gewichtserhöhung gibt es nämlich praktisch nur im Rahmen einer Herzschwäche. Diese muss, wie unser Beispiel am Anfang zeigt, völlig anders behandelt werden als zum Beispiel ein Ödem aufgrund einer Thrombose oder eines Krampfaderleidens.
Seien Sie aufmerksam und gehen Sie rechtzeitig zu Ihrem Arzt!
Kontakt:
Internist/Angiologe/Diabetologe, Chefarzt Deegenbergklinik, Burgstraße 21, 97688 Bad Kissingen, Tel.: 09 71 / 8 21-0
sowie Chefarzt Diabetologie Klinik Saale (DRV-Bund), Pfaffstraße 10, 97688 Bad Kissingen, Tel.: 09 71 /8 5-01
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2012; 61 (7) Seite 42-45
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