- Behandlung
Warum sind die Beine so dick?
4 Minuten
Unklare Beinschwellungen, Wasseransammlungen, Unterschenkel-Ödeme, Fett-Ödeme, Postthrombose-Syndrom: Wo ist denn da der Unterschied? Was steckt dahinter – und hat dies Auswirkungen auf die Behandlung?
Ihre Freundin Marion rät zu Kompressionsstrümpfen, diese hätten bei ihren eigenen Beinschwellungen rasch geholfen.
Unterschiedliche Formen
In unserem Beispiel von Frau Petermann und ihrer Freundin Marion liegen schon zwei der sehr häufigen, aber unterschiedlichen Formen von Wasseransammlungen (Ödemen) in den Beinen vor: Die Ödeme von Frau Petermann, kombiniert mit Luftnot beim Gehen, Schlafen nur noch im Sitzen möglich und morgendlicher Müdigkeit, sprechen für eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) als Ursache.
Die Beschwerden und Ödeme ihrer Freundin Marion waren dagegen eher auf ein Krampfaderleiden zurückzuführen (venöse Ödeme) – in diesem Fall sind Kompressionsstrümpfe tatsächlich das Mittel der Wahl.
Im Fall von Frau Petermann dürfen die Beinödeme dagegen auf keinen Fall mit Kompressionsstrümpfen behandelt werden – ihre Luftnot könnte dadurch plötzlich dramatisch schlechter werden, und es könnte sein, dass sie überhaupt keine Luft mehr bekommt – es also zu einer akuten Herzinsuffizienz kommt mit der Gefahr des Herz-Kreislauf-Versagens durch “Wasser” in der Lunge (Lungenödem).
Wasseransammlungen an den Beinen (Ödeme)
Definitionsgemäß handelt es sich bei Ödemen an den Beinen um Flüssigkeitsansammlungen im Zwischengeweberaum (Interstitium), die in geringer Form oft an der Schienbeinkante auftreten, besonders nach längerem Stehen und Sitzen und besonders bei Wärme – also gerade jetzt im Hochsommer oder nach einem warmen Bad etc.
Größere Wasseransammlungen an verschiedenen Stellen des Körpers nennt man generalisierte Ödeme, sie kommen vor beim liegenden Menschen oft im Bereich der Rückenpartien, beim gehenden Menschen im Bereich der Fußknöchel sowie auch der vorderen Schienbeinkanten.
Die Ursachen – eine Auswahl:
1. erhöhter Druck vor allem beim Stehen (hydrostatischer Druck!) in den kleinsten Blutgefäßen (Kapillaren oder Venen):
- überall verteilt (generalisiert): z. B. bei einer Niereninsuffizienz und Rechtsherzschwäche (→ Rückstau des Blutes vor dem rechten Herzen in Leber, Magen und auch die Beine/Ödeme),
- örtlich begrenzt (lokal/regional): venöse Blutstauung zum Beispiel nach oder bei einer Venenthrombose und folgender Venenschwäche (→ Kompressionsstrumpf),
2. zu wenig Eiweiß im Blut: Eiweiß dient dem Transport vieler Substanzen im Blut – es bindet auch Wasser! Eiweißmangel führt zu Eiweiß-Mangel-Ödemen:
- Eiweißverlust z. B. durch eine Nierenerkrankung (nephrotisches Syndrom) oder Darmerkrankungen mit Eiweißverlust,
- verminderte Eiweißzufuhr, z. B. Hungerödeme, spezielle Diätformen,
- Eiweiß(Albumin)-Mangel durch verminderte Produktion in der Leber (z. B. Leberzirrhose),
3. Lymphödeme (Lymphstau) durch eine Funktionsstörung der Lymphgefäße (z. B. nach Operationen, Schwangerschaft etc.); gibt es angeboren (primär) oder erworben (sekundär); beim Lymphödem sind im Gegensatz zu den venösen Ödemen immer die Fußzehen mitbetroffen und massiv geschwollen (Kastenzehen); langfristige Therapie: komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE): Lymphdrainage, Kompressionstherapie und Bewegungstherapie,
4. Ödeme durch manche Medikamente (natürlich nicht bei jedem Menschen!), z. B. Kortison, Östrogene, Kalzium-Antagonisten, nichtsteroidale Antirheumatika (z. B. Voltaren etc.), Antidepressiva, Insulintherapie manchmal zu Beginn der Behandlung, Glitazone,
5. gesteigerte Durchlässigkeit der kleinsten Blutgefäße, z. B. bei Entzündungen, Allergien.
“Anamnese”: die wichtige Krankengeschichte
Durch gezieltes Befragen der Betroffenen (Anamnese) erhält der Arzt meist schon die entscheidenden Hinweise zur richtigen Diagnose:
- Treten die Ödeme z. B. während der Menstruation auf?
- Treten die Ödeme bei längerem Sitzen oder Stehen auf?
- Verschwinden die Ödeme wieder bei körperlicher Aktivität (bedeutet: kein besonderer Krankheitswert)?
- Ist der Betroffene vielleicht herzkrank, hat er eine Nierenerkrankung oder Lebererkrankung?
- Besteht Luftnot bei Belastung – oder sogar in Ruhe?
- Welche Medikamente nimmt der Patient ein?
- Hat der Patient an Gewicht zu- oder abgenommen? Wenn ja, in welcher Zeitspanne? Zum Beispiel in wenigen Tagen enorme Gewichtszunahme (Herzinsuffizienz!)?
- Traten Fieber, Infekte, allergische Reaktionen etc. auf?
Was kann man bei der Untersuchung finden?
Hier eine Auswahl dessen, was man bei eingehender Untersuchung finden kann:
- Schwellung der Fußrücken und Unterschenkel,
- die Schuhe drücken oder man kommt überhaupt nicht mehr hinein in den Schuh,
- die Fingerringe passen nicht mehr,
- oft deutliche Gewichtszunahme,
- Luftnot (Dyspnoe) bis hin zur lebensbedrohlichen Luftnot bei massiver Wasseransammlung in der Lunge beim Lungenödem (Rückstau des Blutes in die Lunge),
- manchmal auch geschwollene Augenlider,
- Dellenbildung in der Haut bei Druck mit dem Daumen,
- gestaute Halsvenen (oft sichtbar!).
- “Myxödem” bei Schilddrüsenunterfunktion (Ödem typischerweise nur an der Schienbeinkante)
- Lipödeme (Fett-Ödeme) – meist in beiden Beinen und oft zusätzlich in den Armen; fast nur bei Frauen nach der Pubertät, spart die Fußrücken aus (siehe Bild oben).
Die Therapie
Die Behandlung der Ursache steht eindeutig im Vordergrund! Bei chronischen venösen Ödemen erfolgt eine Kompressionstherapie mittels Kompressionsstrümpfen und/oder ggf. Operation mit Sklerosierung bei Krampfadern.
Bei Ödemen durch eine Herzschwäche muss die Herzschwäche selbst behandelt werden, z. B. mit Entwässerungsmitteln (Diuretika), ACE-Hemmern, AT1-Blockern und ggf. Betablockern in kleinen Dosen, damit das Herz entlastet wird. Auf keinen Fall dürfen Kompressionsstrümpfe getragen werden. Diese sind hier gefährlich, weil durch die Kompression das “Wasserangebot” zum Herzen hin sogar zunimmt! Sollten Ödeme aufgrund von Nieren- bzw. Lebererkrankungen auftreten, muss die Grunderkrankung behandelt werden.
- EKG
- Herz-Ultraschall (Echokardiographie)
- Röntgen der Lunge („Thorax“)
- Ultraschall des Bauches (Sonographie, z.B. Wasser im Bauch, Leberstauung?!)
- Laboruntersuchungen
Das Alter spielt eine Rolle
Wasseransammlungen finden sich natürlich auch mit zunehmendem Alter häufiger. Sie sollten Ihrem Arzt rechtzeitig Ihre Beschwerden wie Luftnot oder Gewichtszunahme etc. schildern und sich rasch untersuchen lassen. Eine regelmäßige Gewichtskontrolle z. B. kann manchmal rasch zur Diagnoseklärung führen.
Eine schnelle, massive Gewichtserhöhung gibt es nämlich praktisch nur im Rahmen einer Herzschwäche. Diese muss, wie unser Beispiel am Anfang zeigt, völlig anders behandelt werden als zum Beispiel ein Ödem aufgrund einer Thrombose oder eines Krampfaderleidens.
Seien Sie aufmerksam und gehen Sie rechtzeitig zu Ihrem Arzt!

Kontakt:
Internist/Angiologe/Diabetologe, Chefarzt Deegenbergklinik, Burgstraße 21, 97688 Bad Kissingen, Tel.: 09 71 / 8 21-0
sowie Chefarzt Diabetologie Klinik Saale (DRV-Bund), Pfaffstraße 10, 97688 Bad Kissingen, Tel.: 09 71 /8 5-01
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2012; 61 (7) Seite 42-45
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 9 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 4 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig