- Behandlung
Was wissen Ärzte und Schwestern über Diabetes?
3 Minuten

Schriftgröße anpassen:
Kommen Menschen mit Diabetes überraschend – zum Beispiel nach einem Unfall – ins Krankenhaus, müssen sie darauf vertrauen, dass Ärzte und Pflegepersonal sich auch kompetent um ihren Diabetes kümmern. Die Organisation “Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes” (DDH-M) geht allerdings davon aus, dass in Kliniken die Kenntnisse über den Diabetes oft mangelhaft sind und fordert deshalb bessere Fortbildungen zu Diabetes in Krankenhäusern.
Ob Verkehrsunglück mit Schädelprellung, schwerer Sturz mit Knochenbrüchen, stark blutende Schnittwunde oder anderer Notfall: Für Menschen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 stellt eine ungeplante Klinikeinweisung eine noch größere Ausnahmesituation als für Stoffwechselgesunde dar. Denn häufig berücksichtigen Ärzte und Pflegepersonal aufgrund mangelnder Kenntnisse die rund um die Uhr notwendige Diabetestherapie zu wenig oder gar nicht und unterschätzen mögliche Folgen wie eine schwere Stoffwechselentgleisung oder schlechtere Wundheilung. Dabei werden in Deutschland jährlich rund 2,1 Millionen Menschen mit der Nebendiagnose Diabetes stationär behandelt. Die Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M) fordert, dass Ärzte und Pflegepersonal in Kliniken besser dazu fortgebildet werden.
Ursula Breitbach hat schlechte Erfahrungen gemacht
Bei einer Notfallbehandlung ist schnelles Handeln gefragt. So müssen zum Beispiel Knochenbrüche häufig zeitnah operiert werden. Bei Menschen mit Diabetes mellitus kann jedoch gerade im Vorfeld von Operationen die Stoffwechselerkrankung aus dem Blick geraten.
Ursula Breitbach, Vorsitzende des Landesverbandes NRW der DDH-M, hat als Patientin diese Erfahrung gemacht: „Als ich im OP-Aufklärungsgespräch den Anästhesisten auf meinen Diabetes Typ 1 und die Insulintherapie aufmerksam machte, forderte er, dass ich das Insulin ‚absetze‘ – ich dürfe auf gar keinen Fall vor der OP ein basales Insulin spritzen.“ Auf Hilfe beim Blutzuckermessen vor den Mahlzeiten durch das Pflegepersonal musste Ursula Breitbach rund anderthalb Stunden warten.
„Eine diabetologische Abteilung gab es in der Klinik nicht. Ärzte und Pflegepersonal maßen der Unterscheidung in Typ-1- und Typ-2-Diabetes keine Bedeutung zu oder hatten wenig Kenntnis darüber. Mögliche Folgen einer Therapievernachlässigung wurden jedenfalls ignoriert“, resümiert die DDH-M-Landesvorsitzende. „Das kann für Betroffene mit Diabetes Typ 1 und auch für mit Insulin therapierende Diabetes-Typ-2-Patienten fatal sein.“ Wird eine Insulintherapie unterbrochen, steigt der Blutzucker extrem an, der Stoffwechsel kann entgleisen und den Heilungsverlauf verschlechtern.
„Sowohl Diabetes Typ 1 als auch Diabetes Typ 2 nimmt hierzulande zu“, sagt Juliane Grützmann, stellvertretende Vorsitzende des DDH-M-Bundesvorstands. „Über sieben Millionen Menschen sind betroffen. Daher müssen Ärzte und Pflegepersonal besser zu Diabetes geschult werden, damit die Stoffwechselführung bei einem Klinikaufenthalt nicht gefährdet wird!“
Zertifizierung “Klinik für Diabetespatienten geeignet”
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) zertifiziert seit 2013 Kliniken mit dem Zertifikat „Klinik für Diabetespatienten geeignet (DDG), deren Personal und Einrichtung für die „Nebendiagnose Diabetes“ qualifiziert sind. „Wir empfehlen jeder Klinik und jedem Krankenhaus in Deutschland, dieses Qualitätssiegel zu erlangen, um ein strukturelles fächerübergreifendes Defizit in der stationären Behandlung von Patienten mit Diabetes als Nebendiagnose zu beheben“, sagt Barbara Bitzer, Referentin Gesundheitspolitik der DDG.
Broschüre für Patienten
In einer gemeinsam entwickelten Broschüre geben diabetesDE und DDH-M Informationen und Tipps, mit denen Menschen mit Diabetes einen geplanten Krankenhausaufenthalt vorbereiten und mögliche Risiken mindern können. Interessierte können die Broschüre kostenlos im Internet als PDF-Datei herunterladen oder bei diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe als Druckausgabe bestellen: Mitglieder erhalten die Broschüre kostenlos, bei Nicht-Mitgliedern wird eine Schutzgebühr von 2,00 Euro zzgl. Porto erhoben.
Quelle: Pressemitteilung von Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M)
- Wie ist es, im Krankenhaus zu liegen, wenn man Diabetes hat? Dieses wichtige Thema wird auch immer wieder im Diabetes-Journal aufgegriffen: Angela Monecke hat Typ-1-Diabetes und musste nach einem Fahrradunfall am Knie operiert werden. Wie sind Sanitäter, Ärzte und Krankenschwestern mit dem Diabetes umgegangen?
- Ein Klinikaufenthalt und eine Operation stehen bevor. Das bedeutet Stress – und der wirkt sich auf den Blutzucker aus. Wie kommen Menschen mit Diabetes sicher und möglichst ohne Komplikationen durch diese schwierige Zeit? Das erklärt Diabetologe Dr. Gerhard-W.Schmeisl in seinem Diabetes-Kurs.
- Was Menschen mit Diabetes bei einem Krankenhausaufenthalt beachten sollten, hat die Organisation dieabetesDE hier zusammengestellt.
- Sowohl der BVKD – ein Zusammmenschluss deutscher Diabetes-Kliniken – als auch die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) zertifizieren Kliniken, die sich um die Behandlung von Menschen mit Diabetes besonders bemühen: Liste der vom BVKD zertifizierten Kliniken, Suche nach den von der DDG zertifizierten Klinken.
Das Diabetes-Journal ist die größte deutsche Abo-Zeitschrift für alle Menschen mit Diabetes. In jedem Heft finden Sie medizinische Beiträge führender Experten und natürlich alles, was im Bereich Gesundheitspolitik, Recht und Soziales für Sie wichtig ist. Außerdem im Heft: Tipps rund um die Akzeptanz des Diabetes und ein aktives Leben, Aktuelles aus der Diabetes-Szene und ein großer Ernährungs- und Genussteil mit vielen Rezepten.
Das Diabetes-Journal können Sie als Heft abonnieren oder auch als ePaper lesen. Wer das Diabetes-Journal testen möchte, kann zwei kostenlose Probehefte bestellen oder ein Mini-Abo über 6 Monate abschließen. Mehr über das Diabetes-Journal unter www.diabetes-online.de, alle Informationen zum Abo (auch Probehefte und Mini-Abo) unter www.kirchheim-shop.de.
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Aus der Community
Das Community-Rezept: Quiche Lorraine von Caro

3 Minuten
- Eltern und Kind
Wenn der Typ-1-Diabetes ins Familienleben platzt: großes Engagement und eine selbstständige Tochter

8 Minuten